Die 24-jährige Irin Saoirse Ronan spielt Schottlands Königin Maria Stuart.
Zwei einsame Frauen wollen mehr als nur Spielball machtgieriger Männer sein: "Maria Stuart, Königin von Schottland" ist eine moderne Gleichstellungsparabel im Historiengewand.

Maria Stuart, Königin von Schottland

KINOSTART: 17.01.2019 • Drama • GB (2018) • 125 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Mary Queen of Scots
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
GB
Budget
25.000.000 USD
Einspielergebnis
37.807.625 USD
Laufzeit
125 Minuten

Filmkritik

Unter Männern
Von Andreas Fischer

Historienfilm für die Generation "#MeToo": "Maria Stuart, Königin von Schottland" setzt mit zwei starken Hauptstellerinnen moderne Akzente.

Königin von Schottland oder England zu sein, ist im 16. Jahrhundert alles andere als ein Traumberuf. Überall sitzen all die Männer, die stets besser wissen, was zu tun ist als die Frauen, denen sie dienen. "Eine Frau auf dem Thron. So weit ist es schon gekommen!", empören sie sich. Zunächst verhohlen, dann immer offener. Elisabeth I. (Margot Robbie) in England und Maria Stuart (Saoirse Ronan) in Schottland müssen nicht nur politische Intrigen meistern. Sie kämpfen um ihre Rolle als Frau: "Maria Stuart, Königin von Schottland" mag aussehen wie ein – grandios bebilderter – Historienschinken, ist in Wahrheit aber eine moderne Gleichstellungsparabel. Dem Kinodebüt von Theaterregisseurin Josie Rourke tun die starken feministischen Akzente meistens gut.

Natürlich kommt ein Film über Maria Stuart nicht ohne politische Intrigen aus: Wer auf welchem Thron sitzen darf und wird, war vor 500 Jahren eine existenzielle Frage, zumal die Insel zwischen Katholiken und Protestanten tief gespalten war. Beau Willimon, der sich als Showrunner der Netflix-Serie "House of Cards" bestens im Politikbetrieb auskennt, zieht in seinem Drehbuch dann auch alle Register in dem Duell um die Kronen, das zwischen den Höfen entbrennt: Täuschung, Verrat, Mord. Politik war schon immer so.

Das erfährt Maria Stuart gleich nach ihrer Ankunft in Schottland: 1561 kehrte sie nach dem Tod ihres ersten Gatten mit 18 Jahren aus Frankreich zurück, wo sie ihre Jugend verbracht hatte. Als Volljährige besteigt sie den Thron ihrer Heimat, erhebt aber auch Anspruch auf die englische Krone, die ihre Cousine Elisabeth trägt. Die Berater und Machthungrigen umschwirren beide Herrscherinnen wie lästige Fliegen – sie wollen die Frauen benutzen, um eigene Interessen durchzusetzen, und gehen dabei nicht zimperlich vor.

Dass "Maria Stuart" mehr Emanzipationsdrama als historischer Thriller ist, liegt an dem explizit weiblichen Blick, mit dem Josie Rourke ihren Film inszeniert. Sie stellt die beiden Frauen in den Mittelpunkt, nimmt sich Zeit für ihre Stärken und Schwächen, für ihre Zweifel und Anstrengungen. Die Frauen wollen nicht an Verträge gebunden sein, die Männer aushandelten, sie wollen sich nicht besitzen lassen und nicht aus politischem Kalkül heiraten. Aber sie müssen sich einlassen auf Machtspiele, die sie nicht spielen wollen und bei denen sie nur verlieren können: Maria ihr Leben, Elisabeth ihr Selbstverständnis als Frau.

Während sich Elisabeth immer mehr abschottet und wie ein Mann werden will, um in der Männerwelt zu bestehen, probt Maria Stuart offen den Aufstand. Sie ist schön, sie ist wild, sie könnte die Zukunft sein, mit ihrer Toleranz in Fragen von Religion und Sexualität. Ein Film, in dem Saoirse Ronan mitspielt, hat immer den Vorteil, dass Saoirse Ronan mitspielt. Sie macht aus Maria Stuart eine Frau, die jung und unbekümmert ist, sinnlich und lebensgierig – und trotzdem entschlossen. Ihr gehört der Film. Aber auch Margot Robbie als Elisabeth ist emotional und stark zugleich. Sie machen aus ihren historischen Rollen moderne Frauen.

Die Akzente, die Josie Rourke setzt, mögen bisweilen etwas zu progressiv sein für die Zeit. Aber es sind auch weniger die historischen Fakten als vielmehr die "weichen" Faktoren, die ihre Verfilmung der Geschichte der legendären schottischen Königin und ihrer englischen "Schwester" sehenswert machen. Auch wenn es ziemlich bitter ist, ansehen zu müssen, wie sie immer Gefangene bleiben in männlichen Dogmen.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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