29.11.2016 Kultur

"Mickey Maus war viel zu amerikanisch!"

Von Florian Blaschke
Die Fix-und-Foxi-Familie: Auf dieser Posterbeilage aus den 1970er-Jahren ist sie komplett versammelt.
Die Fix-und-Foxi-Familie: Auf dieser Posterbeilage aus den 1970er-Jahren ist sie komplett versammelt. Fotoquelle: Your Family Entertainment

Eine Ausstellung in Hannover erzählt die Geschichte von Fix und Foxi – der erfolgreichsten deutschen Comic-Serie überhaupt.

Sein Erfolgsrezept sei einfach, gab der Zeichner Rolf Kauka einmal zu: "Zehn Prozent Inspiration, 90 Prozent Transpiration." Aus dieser Formel, die so einfach, aber auch nach harter Arbeit klingt, bastelte der 1917 in Markranstädt bei Leipzig geborene Kauka ein Comic-Universum, das in Deutschland seinesgleichen sucht: Fix und Foxi.

Jetzt widmet das Museum Wilhelm Busch Fix und Foxi zum ersten Mal in Deutschland eine eigene Ausstellung. Hier, in Hannover, spielen sie, ihr Freund Lupo, Oma Eusebia, Lupinchen und all die anderen aus der Fix-und-Foxi- Welt die Hauptrolle – in 150 Skizzen, Originalzeichnungen und Titelentwürfen.

Bis heute sind die beiden Fuchs-Zwillinge, die 1953 das Licht der Welt erblickten, die erfolgreichste deutsche Comic-Serie, von der bis zur Einstellung 1994 mehr als 780 Millionen Hefte verkauft wurden – mit Spitzenauflagen von über 400.000 Exemplaren. Da dürfte manch ein Verleger feuchte Augen bekommen haben. Dass es nach dem Aus für die Hefte nicht ganz zu Ende war mit Fix und Foxi, ist übrigens Stefan Piëch zu verdanken, dem Neffen von Ferdinand Piëch. Er kaufte nicht nur den Nachlass Kaukas, aus dem auch die 150 Exponate der Ausstellung stammen, sondern auch die Rechte an dem Comic- Duo – und vermarktet sie seitdem mit einem eigenen Unternehmen: Your Family Entertainment – Pay-TV-Kindersender inklusive.

Was Fix und Foxi von anderen Comics unterscheidet, ist vor allem der erzieherische Anspruch, mit dem Kauka seine Geschichten ausgestattet hat. Und: die Alltagsnähe, so Gisela Vetter-Liebenow, Direktorin des Museums: "Kauka thematisierte deutsche Befindlichkeiten wie die Frage, wo man seinen Sparstrumpf am besten aufhebt, oder dass Oma Eusebia ihr einfaches Hauskleid der französischen Mode vorzieht." Ihre persönlichen Lieblingsfiguren? "Tom und Klein Biberherz, da ich als Kind gern selbst Indianer gespielt habe. Zudem sind die Figuren und ihre Geschichten sehr gut gezeichnet." Auch deshalb freue sie sich ganz besonders, dass Sie aus dem Nachlass des Künstlers Vlado Magdić eine bisher unveröffentlichte Geschichte ausstellen kann: "Tom und Klein Biberherz in Paris".

Auch als Gegenstück zur amerikanischen Bilder- Welt von Walt Disney gestartet, eroberten Fix und Foxi als ideale Identifikationsfiguren ein breites Publikum. "Etwas Vergleichbares hat es zu diesem Zeitpunkt in Deutschland nicht gegeben", betont Gisela Vetter-Liebenow: "Comics waren in den 1950er-Jahren in Deutschland verpönt." Kauka habe mit seinen Geschichten erst dafür gesorgt, sie aus der Schmuddelecke zu holen: "Fix und Foxi wurden akzeptiert und durften gelesen werden – übrigens auch in der DDR. Mickey Maus hingegen war viel zu amerikanisch!"

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