01.11.2016 Musik

Auf dem schmalen Grat der Besinnlichkeit

Von Florian Blaschke
Fotoquelle: Ingrid Balabanova/shutterstock.com

Drei neue Alben bringen auf ganz unterschiedliche Art und Weise Stimmung in die Vorweihnachtszeit.

Nils Landgren: "Christmas With My Friends V"

Würde man eine Liste anlegen mit Dingen, die unbedingt zur Weihnachtszeit dazugehören, sie könnte wie folgt beginnen: Plätzchenduft, Kerzen, Gedichte, Nils Landgren ...

Tatsächlich bringt der schwedische Jazz-Posaunist seit 2006 in schöner Regelmäßigkeit Weihnachts-Alben unter dem Titel "Christmas With My Friends" heraus – auch 2016 wieder. Erneut unter Begleitung herausragender Solisten wie Jonas Knutsson (Saxophon), Jeanette Köhn (Gesang) oder Eva Kruse (Bass) hat er 18 Titel eingespielt – von "Morgenstern und Morgenlicht" bis "Auld Lang Syne".

Man müsste es bei Landgren eigentlich schon nicht mehr betonen, doch auch die fünfte Weihnachts-Platte spielt musikalisch in der ersten Liga – und in Sachen Produktionsqualität macht dem mittlerweile 60-Jährigen ohnehin niemand mehr etwas vor. Und wer sich auch 2016 von Landgren und seiner Band in Weihnachtsstimmung versetzen lassen will, der hat dazu zwischen dem 30. November und 20. Dezember auch live Gelegenheit. Tourtermine unter: www.nilslandgren.com/tour-dates

Quadro Nuevo und Münchner Symphoniker: "Music For Christmas Nights"

Gelungene Kooperationen – die kann nicht nur Nils Landgren, auch das Akustik- und Jazz-Quartett "Quadro Nuevo" beweist jetzt seine Leidenschaft dafür. Gemeinsam mit dem Münchner Symphonikern unter Andreas Kowalewitz haben Evelyn Huber (Harfe), Mulo Francel (Saxophon und Klarinette), D. D. Lowka (Kontrabass und Percussion) und Andreas Hinterseher (Akkordeon) 17 Klassiker eingespielt, darunter "Oh du fröhliche", "Macht hoch die Tür" oder "Es ist ein Ros' entsprungen".

In beeindruckend neuen Arrangements zaubern die Musiker so eine Stimmung, die mit üblichem Weihnachts-Kitsch so gar nichts mehr zu tun hat. Vor allem aber in unbekannteren Stücken wie dem Abendsegen aus "Hänsel und Gretel" oder Eigenkompositionen wie Mulo Francels "Bells of Salvation" wirken Weltmusik, Jazz und Orchestermusik wunderbar unprätentiös zusammen – "mal jauchzend und jubilierend, mal niederkniend und nachdenklich". Und auch Quadro Nuevo gehen mit diesem Programm 2016 noch auf Tour. Termine unter: www.quadronuevo.de/de/quadro-nuevokonzerte.php

Sarah McLachlan: "Wonderland"

Keine Frage, "Let It Snow", "O Come All Ye Faithful" oder "Winter Wonderland" hat man eigentlich schon zu oft gehört, um sich zu Weihnachten noch darauf zu freuen. Doch es gibt Musiker, die selbst solchen "Klassikern" noch etwas Neues abgewinnen und hinzufügen können. So wie Sarah McLachlan.

"Viele dieser Lieder wurden schon auf tausend verschiedene Arten zu Tode gespielt", sagt sie. Doch mit dieser Stimme, die sie berühmt gemacht hat und die unter Millionen heraussticht, schafft sie es, all diese Titel so einzusingen, dass tatsächlich noch einmal etwas Neues entsteht. Und: McLachlan mixt immer wieder neue Stile in dieses Album: Country bei "Away In A Manger", herrlich schwülstige Orchester-Arrangements bei "Silver Bells" oder knackige Percussions bei "Angels We Have Heard On High".

"Ich fühlte mich verpflichtet, etwas zu machen, das ein bisschen einzigartig und anders ist", sagt die Kanadierin. "Wenn man etwas Neues schaffen und zugleich die Tradition und Geschichte respektieren möchte, wandelt man auf einem schmalen Grat. Man weiß nie so richtig, in welche Richtung es geht." Doch am Ende, und das ist bemerkenswert, da stimmt diese Richtung.

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