16.01.2018 Haus & Garten

Mehr als nur eine Schraube locker?

Von Cedric Feldmann
Waschmaschinen halten im Durchschnitt acht Jahre.
Waschmaschinen halten im Durchschnitt acht Jahre. Fotoquelle: Getty

Haushaltsgeräte sind voll mit komplexer, aber anfälliger Technik, entsprechend schnell kommt es zu einem Defekt. Doch wann lohnt sich eine Reparatur?

Einst galten Elektrogeräte als treue Weggefährten, auf die Sie sich manchmal Jahrzehnte verlassen konnten. Waschmaschine und Kühlschrank besitzen in der Regel eine Erstnutzungsdauer von etwas über zehn Jahren. Laut einer Statistik von Deutschlands größtem Marktforschungsinstitut GfK erreichen Kleingeräte diese Marke nicht ganz, sie halten meist weniger als zehn Jahre. Als Regel gilt: Wenn ein Gerät deutlich früher defekt ist, könnte sich auch die Reparatur lohnen.

Pauschale Antworten sind aber schwierig, oft hilft die Gebrauchsanweisung. "Dort sind die häufigsten Probleme und mögliche Ursachen erläutert sowie einfache Maßnahmen zur Problembehebung genannt", erklärt Ulrike Birmoser vom Verbraucherservice Bayern. Außerdem fällt der Verdacht womöglich zu schnell auf einen Defekt, es könnte sich auch um einen vorübergehenden Ausfall oder eine selbstständige Wartung handeln. Moderne Kühlschränke etwa mögen merkwürdige Geräusche von sich geben, die aber nicht zwangsweise auf einen Schaden schließen lassen. Bei Waschmaschinen kann es schnell zu einem Problem kommen – die Anleitung hilft dabei, die Antwort zu finden. Trockner oder Fön schalten sich manchmal aufgrund von Überhitzung oder Überladung ab.

Der Preis entscheidet

Grundsätzlich ist bei der Entscheidung für oder gegen eine Reparatur der Anschaffungspreis ein wichtiges Kriterium. Die Stiftung Warentest hat das untersucht und für Staubsauger, Waschmaschinen und Kaffeevollautomaten Empfehlungen ausgesprochen. Das Ergebnis: Bei Staubsaugern rentiere sich die Reparatur allenfalls bei Geräten über 200 Euro.

Waschmaschinen sind in der Regel deutlich teurer als Staubsauger, halten aber auch länger: im Durchschnitt zirka acht Jahre. Zu den häufigsten Ausfallteilen gehören hier defekte Heizstäbe und kaputte Pumpen. Zudem gilt die Elektronik als Schwachstelle. Eine Instandsetzung ist hier weniger aus finanziellen, aber eher aus umwelttechnischen Gründen eine Überlegung wert. So oder so sollte der Preis für die Reparatur nie 50 Prozent des Kaufpreises übersteigen – bei allen Geräten. Laut Stiftung Warentest bietet im Übrigen vor allem die Instandsetzung von Kaffeeautomaten entscheidende Vorteile, da der Anschaffungspreis hier entsprechend hoch ist.

Sollbruchstellen bei Geräten?

Immer wieder häufen sich Gerüchte über Sollbruchstellen in Haushaltsgeräten. Der Fachbegriff: "geplante Obsoleszenz". Arbeiten Hersteller bewusst auf ein vorzeitiges Lebensende ihrer Produkte hin? Eine Statistik des Umweltbundesamtes zeigt zumindest, dass sich die durchschnittliche Lebensdauer größerer Haushaltsgeräte zwischen 2004 und 2012 von 14,1 auf 13 Jahre verringert hat. Trotz aller Spekulationen muss aber klar gesagt werden, dass Wissenschaftler und Institute keine Belege für bewusst eingefügte Bruchstellen fanden. Vielmehr scheinen auch die Konsumenten nicht ganz unbeteiligt an der vermeintlich kürzeren Lebensdauer zu sein. Sie neigen dazu, Elektronik schneller zu entsorgen und sich ein Neugerät anzuschaffen.

Handwerker oder Selbsthilfe?

Unter Handwerkern tummeln sich immer wieder auch "schwarze Schafe", die bewusst falsche und teurere Reparaturen ausführen. Deshalb gilt: Versuchen Sie erst einmal, den Fehler selbst zu beheben, auch mit Hilfe von Erfahrungsberichten aus dem Bekanntenkreis oder Internet. Vor Beauftragung sollten Sie sich auch die Fahrtkosten notieren, damit es auf der Rechnung nicht zu Unstimmigkeiten kommt. Die Selbsthilfe erscheint in den meisten Fällen zwar günstiger zu sein, Experten raten aber zumindest bei elektronischen Problemen dazu, sich professionelle Hilfe zu holen, da ansonsten die Gefahr einer unsachgemäßen Reparatur besteht.

Seit einigen Jahren hat sich, als Gegenbewegung zur Wegwerfgesellschaft, ein Netzwerk von Reparaturcafés, Reparaturtreffs und Elektroniksprechstunden etabliert. Da hinter den Veranstaltungen keine Gewinnabsicht steckt, sind sie kostenlos – dafür wird eine kleine Spende oder das Mitbringen von Kaffee und Kuchen gerne gesehen. Die Freiwilligen haben häufig einen technischen oder handwerklichen Hintergrund und somit ähnliches Know-how wie kommerzielle Firmen. Aus finanzieller Sicht sollten Sie vor allem auf den Anschaffungspreis achten und abwägen, ob die Kosten für Ersatzteile und Reparatur gerechtfertigt sind. Tendenziell bietet sich ein Neukauf eher bei kleineren, eine Instandsetzung bei teureren und größeren Geräten an. Mit den Reparaturtreffs haben Sie zudem die Möglichkeit, sich kostenfrei fachmännische Hilfe zu holen, selbst wenn Sie keinen Handwerker beauftragen möchten.

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