Krimi im Ersten

Tatort "Hardcore": BR nennt Gründe für Altersfreigabe 'ab zwölf Jahre'

von Frank Rauscher
Wir stellen Ihnen im Folgenden die Teams der ARD-Krimireihe "Tatort" vor.
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Wir stellen Ihnen im Folgenden die Teams der ARD-Krimireihe "Tatort" vor.  Fotoquelle: WDR/Markus Tedeskino

Das war zu erwarten: Der BR-"Tatort"-Krimi "Hardcore" sorgte nach der Ausstrahlung für heftige Kontroversen in den sozialen Medien. Dass der Krimi, der den Fokus auf das Porno-Milieu richtete, derart hohe Wellen schlug, lag auch am Sendeplatz: Sonntagabend, 20.15 Uhr, im Ersten, gleich nach der "Tagesschau" – da waren die meisten Zuschauer wohl eher nicht auf Gruppensex in seinen wüstesten Ausprägungen eingestellt. Andererseits, so argumentieren jene, die den um Realismus bemühten Film feiern, ist Pornografie nun einmal ein tabuisiertes Massenphänomen und damit ein klassisches "Tatort"-Sujet.

Auch auf der Facebookseite des BR wird über den Fall und seine zumindest in den Dialogen sehr explizite Erzählweise debattiert. Dort meldeten sich nun die Verantwortlichen mit einem erklärenden Kommentar zu Wort. "Der Tatort wurde von der Jugendschutzbeauftragten des BR in enger Abstimmung mit der Tatort-Redaktion mit der Altersfreigabe 'ab zwölf Jahre' bewertet. Daher die Ausstrahlung um 20.15 Uhr", heißt es in in dem Beitrag.

Die Bewertung mit einer Altersfreigabe ab zwölf Jahre begründe sich laut BR darin, "dass der Film das Pornogeschäft und den Pornokonsum in seiner Gesamtaussage als nicht erstrebenswert darstellt". Die Verantwortlichen erklären weiter, dass die Herangehensweise an das Thema dabei das Entscheidende gewesen sei: "In der Sprache realitätsnah aber bewusst visuell unvoyeuristisch gibt der Tatort einen Blick hinter die Kulissen einer Welt frei, die gerade junge Zuschauer fasziniert, da sie gesellschaftlich tabuisiert ist. Durch die Art, wie der Alltag dort erzählt wird – nämlich als schnöde und banal – wird die Branche für Jugendliche bewusst entzaubert. Junge Zuschauer finden zudem Halt in der Perspektive der beiden Ermittler und der Eltern der verstorbenen Luna."

Die zuständige BR-"Tatort"-Redakteurin Stephanie Heckner sagte im Interview mit ihrem Sender, sie könne verstehen, "dass man sich über Pornografie empört". Denn "was da stattfindet, ist in vielen Teilen und Praktiken empörend und auch ekelhaft". Was sie aber nicht verstehen könne, sei, "dass man sich darüber empört, dass es im 'Tatort' thematisiert wird. Pornografie ist millionenfach im Netz präsent und wird millionenfach genutzt. Und das alles ist für Kinder leicht zugänglich. Darüber sollte man nicht schweigen."

Auf der BR-Facebookseite gingen die meisten User konform mit dieser Haltung. "Es war nicht geschmacklos, denn ich will nicht wissen, in welchem Dreck Kripobeamte wühlen müssen", schreibt ein Kommentator. Er "glaube, das war nahe der Realität". An anderer Stelle wurde allerdings teils heftig gegen den Film und seinen Sendeplatz gewütet. "So hat die ARD uns den 'Tatort' versaut", ätzte etwa auch die größte deutsche Boulevardzeitung gegen den Sonntagskrimi.

Beim Publikum kamen die "Bäh-Szenen" ("Bild") allerdings äußerst gut an: 9,12 Millionen Zuschauer wollten sehen, wie die Kommissare Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) den Tod einer Pornodarstellerin aufklärten. Das entsprach einer Einschaltquote von 25,5 Prozent und dem Tagessieg. Beinahe schon eine Sensation, wenn man sich die Programmkonkurrenz anschaut: Auf Platz zwei der meistgesehenen Sendungen landete am Sonntagabend das Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Aserbaidschan, das RTL übertrug ... Auf der "777"-Twitter-Seite der ARD zu den "Tatort"-Krimis schrieb eine Userin amüsiert: "Wie die Zeiten sich ändern: Als ich jung war, lief der Sex auf RTL und der Fußball im Ersten."

Angesichts des Pornokonsums der Bundesbürger überrascht die Einschaltquote des "Tatorts" nur wenig: Mit 12,4 Prozent des weltweiten Traffics von pornografischen Inhalten lagen die Deutschen 2015 vor Spanien, England und den USA. Jede vierte Anfrage im Internet dreht sich um Pornografie, Statistiker reden von 68 Millionen Suchanfragen täglich; mehr als zwei Drittel aller Männer sowie ein Drittel aller Frauen besuchen hierzulande mindestens einmal im Monat eine Porno-Webseite. Noch Fragen?


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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