Warum "Paradise Highway" mehr als nur ein Thriller ist







Sally (Juliette Binoche) klemmt sich abgebrüht hinter das Steuer eines wuchtigen Lkw. Sie verbringt Tage und Nächte auf der Piste, mit wenigen Ruhepausen auf abgelegenen, gefährlichen Rastplätzen. Für ihren Bruder Dennis (Frank Grillo), der im Knast sitzt, nimmt sie als Familienfreundschaftsdienst immer wieder Zusatzgepäck mit – als Drogen-Kurierfahrerin. Nun soll sie einen vermeintlich "letzten Job" erledigen. Doch dann kommt im hochkarätig besetzten Actiondrama "Paradise Highway – Straße der Angst", das nun zu später Stunde im ZDF wiederholt wird, alles ganz anders ...
Dieser besagte "letzte" Auftrag hat es jedenfalls ordentlich in sich: Zunächst ziemlich entsetzt muss Sally feststellen, dass es sich bei der Geheimfracht um ein junges Mädchen handelt. Die 13-jährige Leila (Hala Finley) allerdings nimmt ihr Schicksal resolut selbst in die Hand. Als sie am vereinbarten Treffpunkt einem Mädchenhändler übergeben werden soll, schnappt sich die junge Frau Sallys Flinte und knallt den Gangster einfach ab.
Die beiden Frauen bilden – zunächst widerwillig, dann immer besser aufeinander eingestellt – ein verschworenes Duo. Rasch haben sie nicht nur die Schergen eines skrupellosen Menschenhändlerrings, sondern auch das FBI auf den Fersen. Doch der alte Ermittler-Fuchs Detective Gerick (Morgan Freeman) ahnt schnell, dass die vermeintlichen Mörderinnen in Wahrheit selbst in der Opfer-Rolle stecken.
Recherche-Tipps vom Star-Filmemacher Paul Schrader
Die Norwegerin Anna Gutto setzte mit ihrem Debüt-Film eine Idee um, die ihr während des Filmstudiums ihr damaliger Dozent, der Meister-Filmemacher Paul Schrader ("Taxi Driver") angetragen hatte. Er soll ihr geraten haben, sich doch einmal mit der Szene der weiblichen Truckerinnen auseinanderzusetzen. Tatsächlich begab sich Gutto auf Feldstudien. Die Regisseurin und Drehbuchautorin verbrachte mehrere Tage auf dem Beifahrersitz und unbequeme Nächte in der Schlafkoje. Dabei konnte sie viel mit Frauen sprechen, die vom harten, einsamen Leben in einem vermeintlichen Männer-Job erzählten.
Das Insider-Wissen scheint in "Paradise Highway" immer wieder durch, wirklich überzeugen kann der Film dennoch nicht. Zwar ist es ein Vergnügen, Stars wie Binoche und Freeman auf dem Bildschirm zu erleben. Und Veronica Ferres, die zudem eng mit der Produzentin des Films, Claudia Bluemhuber, befreundet ist, spielt in einer Nebenrolle mit – eine kuriose Überraschung, sie im Führerhaus eines tonnenschweren PS-Monsters zu erleben. Trotzdem wirkt vor allem das Drehbuch des Films arg überladen und die Zeichnung der einzelnen Figuren unmotiviert.
So versteht man nie ganz, warum sich Sally überhaupt auf die schmutzigen Geschäfte mit ihrem Bruder einlässt. Und der Mix aus Actionfilm, Geschwisterdrama und feministischer Selbstermächtigung blockiert sich gegenseitig mehr, als dass sich die Handlungsstränge ineinanderfügen. Das Motto "Viel hilft viel" hat diesem Debüt-Film sicher nicht geholfen.
Paradise Highway – Straße der Angst – Sa. 19.07. – ZDF: 23.30 Uhr
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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH