Jörg Hube

Lesermeinung
Geboren
22.11.1943 in Neuruppin, Brandenburg, Deutschland
Gestorben
19.06.2009 in München, Bayern, Deutschland
Sternzeichen
Biografie
Er war eines der bayerischen Urgesteine und doch kein gebürtiger Bajuware: Jörg Hube. In Neuruppin, Mark Brandenburg, geboren, wuchs er in Dießen am Ammersee und in München auf. Seine Schulausbildung am Gymnasium brach er ab und besuchte die renommierte Schauspielschule Otto-Falckenberg (dessen Direktor er von 1991 bis 1993 war), später auch das Mozarteum in Salzburg. Anschließend erhielt er ein erstes Engagement an den Vereinigten Bühnen in Graz, wechselte 1968/69 an das Theater in Trier. Er war ein vielseitiger Theaterschauspieler, beherrschte die ernsten Rollen ebenso wie die heiteren Facetten des Spiels und machte sich schon recht früh einen Namen als Kabarettist. Zwischen 1971 und 1973 stand er für das Münchner Studentenkabarett unter anderem gemeinsam mit dem Satiriker Helmut Ruge auf der Bühne.

Dem Theater blieb er bis zu seinem Tod treu verbunden. Von 1973 bis 1975 hatte er ein Engagement am Münchner "Theater der Jugend", 1975 beim "Modernen Theater" und bereits ab 1973 auch an den "Kammerspielen", für die er bis zuletzt regelmäßig auf der Bühne stand. Besonders erwähnenswert sind auch seine vielen Solo-Programme und die Kabarett-Figur "Herzkasperl", die er erstmalig 1975 im Münchner "Theater im Fraunhofer" verkörperte. Das Programm rund um den österreichischen Provenienz, das er gemeinsam mit seiner damaligen Ehefrau Elisabeth Fall konzipiert hatte, stellt in todtrauriger, aber urkomischer Weise den normalen Irrsinn des Alltags dar. Mit viel Melancholie spielte Jörg Hube in den verschiedenen Inszenierungen rund um die Kabarettfigur. Nebenbei gastierte er während seiner gesamten Karriere auch bei Festpielen und vielen weiteren deutschen Bühnen. Von 2001 gehörte er zum festen Ensemble des Bayerischen Staatsschauspiels, für das er zuletzt 2008 in der Rolle des Capulet in Shakespeares "Romeo und Julia" zu sehen war.

Neben seinen vielen Bühnenengagements und -auftritten machte er seit Beginn der Siebzigerjahre auch als Film- und Fernsehdarsteller von sich reden. Jörg Hube war von Anfang an allgegenwärtig. Er spielte nicht nur in Produktionen, die ein gewisses bayerisches Lokalkolorit verlangten, sondern schlüpfte häufig in die Rolle des typischen Bayern. Dem breiten Fernsehpublikum fiel er vor allem durch seine vielen Episoden-Rollen in Krimiserien (zum Beispiel "SOKO 5113" und sein einmaliger Auftritt als Kommissar Enders in "Tatort - Der Zeuge") auf. Aber auch für das Kinderprogramm war er sich nicht zu schade ("Das feuerrote Spielmobil", 1977). Die Hauptrolle als Florian Kreitmeyer in der Serie "Der Gerichtsvollzieher" (1981) sorgte dafür, dass Jörg Hube sich nachhaltig im Gedächtnis der Zuschauer spielte. Doch auch ernste Rollen standen ihm gut: So sah man ihn in dem Oscar nominierten Drama "Sophie Scholl - Die letzten Tage" ebenso wie bereits 1982 in Michael Verhoevens treffsicherem Porträt des studentischen Widerstands am Beispiel der Geschwister Scholl "Die Weiße Rose" als Gestapo-Ermittler.

Außerdem sah man ihn in Erfolgsproduktionen wie "Monaco Franze - Der ewige Stenz" (TV-Serie, 1983) und in Edgar Reitz' Hunsrücksaga "Heimat" (1984). In den folgenden Jahren stand er für Hartmut Griesmayrs TV-Biografie "Wilhelm Busch" (1986) vor der Kamera und spielte in Manfred Stelzers Komödie "Die Chinesen kommen" (1987). Nach der Verfilmung nach Wolfgang Koeppens gleichnamigen Roman "Das Treibhaus" (1987) sah man ihn neben Wolfgang Fierek und Walter Sedlmayr in Rüdiger Nüchterns Sechsteiler "Der Schwammerlkönig" (1988) und in Norbert Kückelmanns schwarzer Komödie "Schweinegeld" (1989). Der preisgekrönten BR-Serie "Löwengrube" (TV-Serie, 1989) gab Jörg Hube durch sein facettenreiches und tiefgründiges Spiel ein Gesicht - zunächst in der Rolle des Kommissar Ludwig Grandauer und später als dessen Sohn Karl, die er in verschiedenen Lebensaltern verkörperte.

Foto: BR/Erika Hauri In den Neunzigerjahren widmete sich der Charakterdarsteller verstärkt seiner Arbeit an den Kammerspielen, trat dort aber auch als Regisseur in Erscheinung. Vor der Kamera sah man Jörg Hube als Polizeipräsidenten in "Polizeiruf 110 - Gespenster" (1994), außerdem als skrupellosen Immobilienhändler in Heidi Kranz' Heimatdrama "Sau sticht" (1995) und als Polizeirat Ludwig Mayerhofer in der Reihe "Sophie - Schlauer als die Polizei erlaubt" (1997) rund um die Hobbydetektivin Sophie Mayerhofer, gespielt von Enzi Fuchs. In "Das ewige Lied" (1997), der von Franz Xaver Bogner inszenierten Geschichte rund um die Entstehung des Weihnachtsliedes "Stille Nacht, Heilige Nacht", schlüpfte er in die Rolle des bösen Kaufmannes Johann Burgschwaiger und in Werner Asams Fernsehspiel "Kreuzwege" (1998) mimte er einen Pfarrer, der - aufgrund seiner Beziehung zu seiner Köchin - zwischen Amt und Privatleben zerrissen war. In Dagmar Knöpfels Melodram "Requiem für eine romantische Frau" (1999), einer Liebesgeschichte rund um den Literaten Clemens Brentano, sah man Jörg Hube als Richter. Eine Rolle, die er auch in Norbert Kückelmanns Justizdrama "Ich hab es nicht gewollt - Anatomie eines Mordfalls" (2002) verkörperte. Danach stand er seltener vor der Kamera und arbeitete verstärkt als Theater-Regisseur. Für das Fernsehen übernahm er zunächst nur noch kleinere Episoden-Rollen wie etwa in der beliebten bayerischen Serie "Café Meineid" (2002) oder in "Der Alte" und "Siska" (beide 2004). Ab 2005 ging er mit seiner Lebensgefährtin Beatrix Doderer und seinem Programm "Sugardaddy" auf Tournee.

Erst zwei Jahr später, in der Heimatkomödie "Das große Hobeditzn", einer spaßigen Provinzposse rund um den maroden Hobeditz-Hof, sah man ihn wieder in einer Filmproduktion. Ein Jahr später spielte Jörg Hube überzeugend die zynische Halbweltgröße Roy Esslinger in der Tatort-Episode "Tatort - Der oide Depp" (2008), die besonders durch die Schwarzweiß-Rückblenden in Erinnerung geblieben ist. Im gleichen Jahr stand er außerdem für Michael 'Bully' Herbigs "Die Geschichte vom Brandner Kaspar" vor der Kamera. Als neuer Ermittler im Münchener "Polizeiruf 110"-Team sollte er gemeinsam mit Stefanie Stappenbeck die Nachfolge von Edgar Selge und Michaela May antreten. Doch sein Tod in Folge eines schweren Krebsleides machte ihm hier einen Strich durch die Rechnung. Am 19. Juni 2009 starb der großartige Kabarettist, Schauspieler und Regisseur an seiner Erkrankung. Mit "Polizeiruf 110 - Klick gemacht" (2009) gelang Jörg Hube ein fulminanter Abschluss seiner einzigartigen Karriere.

Für seine schauspielerischen Leistungen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter der Deutsche Kabarettpreis, der Deutsche Kleinkunstpreis und die Ludwig-Thoma-Medaille. Zweimal wurde ihm der Grimme-Preis verliehen. Eine letzte Würdigung seines kabarettistischen Schaffens nahm Jörg Hube Anfang Mai 2009, wenige Wochen vor seinem viel zu frühen Tod, entgegen. Er erhielt im Rahmen der Verleihung des Bayerischen Kabarettpreises einen Ehrenpreis für sein Lebenswerk. Posthum wurde Jörg Hube am 9. Juli 2009 der Bayerische Verdienstorden verliehen. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer würdigte den beliebten Darsteller für seinen Einsatz um das Gemeinwesen.

Weitere Filme und Serien mit Jörg Hube: "Rosa und Lin", "Im bayerischen Stil" (beide 1972), "Florian" (1973), "Der Fall Bundhund", "Tatort - Wohnheim Westendstraße" (beide 1976), "Planübung", "Zeit der Bewährung", "Anschi und Michael", "Tatort - Schüsse in der Schonzeit" (alle 1977), "Sachrang" (1978), "Hauptmann Kreutzer", "Andreas Vöst", "Blauer Himmel den ich nur ahne", "Die letzten Jahre der Kindheit" (alle 1979), "Anderland" (TV-Serie), "Tatort - Der Zeuge" (beide 1980), "Trokadero", "Fast wia im richtigen Leben" (TV-Serie, beide 1981), "Tatort - Das Mädchen auf der Treppe", "Der Jagerloisl", "Der Gast" (alle 1982), "Morgen in Alabama", "Tapetenwechsel" (beide 1984), "Der X-Bericht - Die geheime Mission des 'Ochsensepp'", "Rette mich, wer kann" (TV-Serie), "Lauter Glückspilze" (TV-Serie), "Schafkopfrennen" (Mehrteiler, alle 1986), "Die Hausmeisterin" (TV-Serie, 1987), "Elektro-Lähmung - Ein Film gegen die Ohnmacht" (1989), "Bavaria Blue" (1990), "Abgetrieben" (1991), "Transatlantis" (1995), "Der schönste Tag im Leben" (1996), "Hotel Mama - Die Rückkehr der Kinder" (1997), "Neue Freiheit - keine Jobs", "Sylvia - Eine Klasse für sich" (TV-Serie), "Die Verbrechen des Professor Capellari - Tod eines Königs" (alle 1998), "Der Unbestechliche" (TV-Serie), "Zwei Brüder - Herztod" (TV-Serie), "Geschichten aus dem Nachbarhaus" (alle 1999), "Der zerbrochene Krug" (2003), "Der Kaufmann von Venedig" (2004), "Franzi" (TV-Serie, 2009).

Foto: BR/Erika Hauri

Filme mit Jörg Hube

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