Die Wölfin und kein Hanswurst
Bedrückend, trostlos, hart: In Magdeburg geht es um das Schicksal einer Familie.
Ein Neuer beim Polizeiruf in Magdeburg, und die Alte ist sofort auf Krawall gebürstet. Die Alte ist Doreen Brasch (Claudia Michelsen), Typ einsame Wölfin mit Motorrad.
Ihrem vorherigen Partner im Kommissariat, Drexler (Sylvester Groth), stand sie mit einer Mischung aus Misstrauen und Mitgefühl gegenüber. Drexler wirkte wie einer vom KGB und verlor stets ein bis zwei Sätze zu wenig, um noch als Kollege durchzugehen.
Der Neue heißt Köhler und bringt am ersten Tag seinen Sohn mit aufs Revier. Auch sonst erweist er sich als unstoppbar offenherzig: Bekenntnisse, Belehrungen und Anekdötchen purzeln ihm ungefragt in den Raum, der sich schnell leert: Frau Brasch sucht das Weite.
Der Reiz liegt in den Gegensätzen
Die Wölfin und der Schwätzer. Der Reiz liegt wie so oft in den Gegensätzen, und so könnte aus den Magdeburger Polizeistücken, die bisher ein wenig konstruiert rüberkamen, doch noch was werden. Matthias Matschke als Köhler mag redselig sein, ein Hanswurst ist er nicht.
In ihrem ersten gemeinsamen Fall bekommen es Brasch und Köhler mit dem Tatort Familie zu tun. Die Eltern unterhalten eine Wäscherei. Mit Kind und Pflegekindern bringen sie es auf sechs Personen, eine Welt in scheinbar bester kleinbürgerlicher Ordnung. Bis Pflegekind Marko, ein kleiner Junge noch, eines trüben Tages schwer misshandelt auf der Straße zusammenbricht.
Wie bei einem Domino-Effekt beginnt das Familienkonstrukt einzustürzen. Von den Eltern (Paula Dombrowski, Ronald Kukulies) war es mit mehr Illusion als mit Kraft und Umsicht errichtet worden.
Ein düsterer, bedrückender Polizeiruf 110 (Regie: Matthias Tiefenbacher), der Brasch weicher und Köhler härter werden lässt.
