Krimi am Sonntag

Polizeiruf 110: Verletzte Eitelkeiten

14.10.2016, 15.21 Uhr
von Florian Blaschke
Nach dem Flirt ist vor dem Fall: Alexander Bukow (Charly Hübner) und Katrin König (Anneke Kim Sarnau) am Tatort.
BILDERGALERIE
Nach dem Flirt ist vor dem Fall: Alexander Bukow (Charly Hübner) und Katrin König (Anneke Kim Sarnau) am Tatort.  Fotoquelle: NDR/Christine Schroeder

Bittersüße Krimi-Kost, die genau an den Stellen weh tut, an denen ein Krimi weh tun muss.

Acht Minuten braucht Regisseur Philipp Leinemann, um drei Genres durchzuspielen. Acht Minuten für Krimi, Romanze und Drama. Am Anfang stehen ein misslungener Einsatz mit zwei Toten und ein Fall, der nur oberflächlich gelöst ist. Eigentlich kein Grund zum Feiern, und gerade deshalb sitzen Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Alexander Bukow (Charly Hübner) im Revier und lassen sich volllaufen.

Bis zu dem Zeitpunkt, an dem Bukow nach Hause geht, schwankend, lallend, mit einem lapidaren "Ist ja nichts passiert, Mädchen" und einem freundschaftlichen Klaps, und König da sitzen lässt mit dem Schnaps und den Gefühlen, und die Stimmung ins Drama kippt.

Der Rest des Polizeirufs "Im Schatten" folgt diesem Schema, er pendelt zwischen den Genres. Da ist die Geschichte der Zollbeamtin Jana Zander (Elisabeth Baulitz), die für einen der beiden Toten verantwortlich ist und deren Chef und Pflegevater erschossen wurde. Da sind die tristen, manchmal ermüdenden Momente der Ermittlungsarbeit. Und da sind die privaten Probleme, die Familie von Bukow, der Sohn, der keinen Bock auf ihn hat, der Vater mit dem Club im Hafen, in dem einiges mehr läuft als nur laute Musik. Und zwischen allem steht das Ungesagte, stehen die Blicke zwischen König und Bukow, steht die Liebe, die nicht ist und nicht sein soll. Und die verletzten Eitelkeiten.

Höchstens wo das Drehbuch und seine Dialoge ab und an zu viel gewollt haben, oder dort, wo einzelne Charaktere ein Stück weit zu durchschaubar werden, offenbart dieser Polizeiruf seine Schwächen. In allen anderen Szenen aber ist er allerbeste, bittersüße Krimi-Kost, die an den Stellen weh tut, an denen ein Krimi weh tun muss.

Und ein kleiner Tipp noch zum Schluss: Ein paar Brocken Italienisch, die schaden auch nicht, um diesen Fernsehabend vollends zu genießen.

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