Der portugiesische Regisseur Miguel Gomes hat ein sechsstündiges Epos über die Wirtschaftskrise gedreht. Mit dem orientalischen Märchen "Tausendundeine Nacht" hat der Film nur am Rande zu tun.
Wahre cineastische Epen existieren im heutigen rasanten Filmgeschäft nicht mehr? Falsch, wie der Regisseur Miguel Gomes ("Tabu – Eine Geschichte von Liebe und Schuld") beweist: Mit seiner dreiteiligen Neuinterpretation der Märchen aus "Tausendundeiner Nacht" schuf der Portugiese ein über sechsstündiges Triptychon bombastischen Umfangs, das ARTE nun an einem Abend zeigt (Ende: 2.25 Uhr!).
Um den Orient geht es allerdings nicht, lediglich die Struktur der legendären Erzählungen wurde übernommen. Die wendet Gomes eindrücklich auf das verarmte Portugal inmitten der Wirtschaftskrise an: Zwischen Realität und Fiktion nähert sich "1001 Nacht" (2015) metaphernreich arbeitslosen Hafenarbeitern, einflussreichen EU-Bürokraten und dem Leben in einer gebeutelten Nation. Eine Prinzessin Scheherazade (Crista Alfaiate) gibt es aber glücklicherweise auch noch. Sie erzählt diese epischen portugiesischen Geschichten aus "1001 Nacht".