Ab 18! - Me and Europe
04.11.2019 • 23:46 - 00:16 Uhr
Info, Gesellschaft + Soziales
Lesermeinung
logo
Vergrößern
logo
Vergrößern
Originaltitel
Ab 18!
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2019
Info, Gesellschaft + Soziales

Eine Bahnreise gegen die Brexit-Angst

Von Rika Sturm

In "Ab 18! – Me and Europe" (Montag, 4. November, 23.45 Uhr) kann der Zuschauer die Interrail-Reise der 23-jährigen Kaiya von Glasgow bis nach Istanbul miterleben. Auf der Reise setzt sie sich nicht nur mit sich selber auseinander, sondern lernt auch viel von anderen jungen Europäern.

Wer wissen will, wie junge Menschen von heute ticken, erfährt es auch im Fernsehen. Jedenfalls versucht sich eine honorige TV-Reihe schon seit Jahren an nachhaltiger Aufklärung über die Lebenswirklichkeit der Generation Y. "Ab 18!" lautet der Titel der alljährlichen 3sat-Sonderprogrammierung. Hier bekommen außergewöhnliche Filmemacher die Chance, die Geschichten faszinierender junger Menschen zu erzählen. Am 4. und 5. November werden sechs neue Beiträge ausgestrahlt, darunter wunderbare Perlen wie die launige Reise-Doku "Me and Europe" (Montag, 4. November, 23.45 Uhr), in der die 23-jährige Kaiya Bartholomew auf einem ganz besonderen Selbstfindungstrip durch Europa begleitet wird.

Die junge Schottin macht sich mit dem Interrailticket alleine auf den Weg quer durch Europa. Von Glasgow aus verschlägt es sie mit dem Zug bis nach Istanbul. Ein XXL-Abenteuer, das durch den Brexit bald nicht mehr ganz so einfach möglich sein wird. Dabei macht der Film deutlich, wie essenziell diese Form der Begegnung für diese Generation ist. Auf der Suche nach der eigenen Identität, einer europäischen Verbundenheit und dem eigenen Wunsch nach Bedeutung begegnet Kaiya vielen jungen Europäern, die selber versuchen, ihrer Generation Ausdruck zu verleihen.

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

Der Brexit bringt Unsicherheit

Kaiyas Erlebnisse haben die Filmemacher Lea Semen und Marvin Hesse mit der Kamera begleitet. Kurz vor ihrem Aufbruch zeigt die Dokumentation Kaiya in einem kleinen dunklen Zimmer, es wirkt karg und traurig. Nur ihre Konturen sind auszumachen, als sie zu reden beginnt: "Ich spüre momentan eine gewisse Trauer in mir, weil ich nicht weiß, was der Brexit bringen wird. Deshalb weiß ich nicht, wie es für mich werden wird, durch Europa zu reisen. Oder auch viele anderen Menschen in meinem Alter, die mit dieser Entscheidung leben müssen, und das viel länger als die meisten, die das entschieden haben".

Eine jugendliche Unbeschwertheit

Kaiya befindet sich im Übergang zum Erwachsenenleben, doch ihr Verhalten ist immer noch durch eine gewisse jugendliche Unbeschwertheit geprägt: einerseits diskutiert sie über die Monarchie in England mit Mauro in einem Café in Budapest. Die Monarchie sei für sie überflüssig stellt sie klar, doch gleich im nächsten Moment fängt sie an, ein Spiel zu spielen, um von den ernsten Themen abzulenken.

Auch in Wien bei ihrer Freundin Esa verfolgt sie dieses Verhalten. Als Esa sie nach ihrer Zukunft fragt, antwortet die junge Schottin ganz ernst, sie würde ihre Kinder Saskia Pudding und Almando Phillipepe Bartholomew nennen. Ein bisschen nachdenklich hängt sie noch an: "Das stand lange Zeit fest, bis ich entschieden habe, lieber einen exzentrische Tante zu sein".

Die Zukunft für das Vereinigte Königreich

Am Anfang lassen Lea Semen und Marvin Hesse diese Unbeschwertheit in ihrem Beitrag noch zu, doch spitzt sich die Ernsthaftigkeit zum Ende der Dokumentation immer mehr zu. Kaiya wird beim Gespräch mit Rebecca im Zug nach Sobotica schmerzlich bewusst, wie schwer es in Zukunft für die Bürger aus dem Vereinigten Königreich werden kann, nach Belieben quer durch Europa zu reisen.

Die Serbin Rebecca erklärt, wie sich das anfühlt. Sie sagt, sie müsse Treffen mit Freunden, die in Ländern der EU leben, monatelang planen. In ihrem Heimatort in Serbien, das nicht in der EU ist, würden die Straßen und Häuser zur Hälfte leer stehen, da man vor Ort kaum genug Geld verdienen könne. Dass darunter auch die Infrastruktur leidet, erfährt Kaiya in Belgrad am eigenen Leib: Es fahren in Belgrad keine Züge mehr. Im Gespräch mit dem Serben Paul entwickelt sie durch Selbstreflexion ihren Weg mit der Situation umzugehen: "Ich habe Schauspielern und all das schon immer geliebt. Daher gibt es für mich zwangsläufig nur einen Weg: Ich muss zum politischen Theater, wo Theater ein Instrument für sozialen Wandel ist". Das Theater würde ihr eine Bedeutung verleihen, so sagt sie.

Jedes Gespräch, ob nun über das Thema Brexit, Jugendarbeitslosigkeit, Polizeibrutalität, Wirtschaft und Migration hinterlasse bei Kaiya "ein Stückchen mehr Bewusstsein bezüglich der Welt um mich herum und wer sie ausfüllt". Sie könne an jedem Dialog wachsen, sagt sie bedeutungsschwanger. Ein klein wenig nimmt auch der Zuschauer an diesem Prozess teil. Der Film dauert nur 30 Minuten, doch man erfährt eine Menge darüber, was ein geeintes Europa mit offenen Grenzen gerade dieser Generation bringt.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

Top stars

Auch auf der Bühne ein Großer: Samuel Finzi.
Samuel Finzi
Lesermeinung
Erol Sander wurde in Istanbul geboren und lebte zeitweise in Frankreich.
Erol Sander
Lesermeinung
Lässiger Typ: Schauspieler Karl Urban.
Karl Urban
Lesermeinung
August Zirner in "Milchgeld. Ein Kluftingerkrimi".
August Zirner
Lesermeinung
Die englische Schauspielerin Freya Allan.
Freya Allan
Lesermeinung
Götz George in seiner Erfolgsrolle als TV-Kommissar Schimanski.
Götz George
Lesermeinung
"Kung-Fu-Macher" mit Weltkarriere: Jacki Chan
Jackie Chan
Lesermeinung
Stand für die großen Regisseure vor der Kamera: John Turturro.
John Turturro
Lesermeinung

Das beste aus dem magazin

Ian Hill von Judas Priest!
Star-News

Ian Hill: "Kein Wunder, dass damals so ziemlich jeder übergeschnappt ist"

Ian Hill ist der Bassist der Heavy-Metal-Band Judas Priest. Im Interview spricht der Engländer über die wilden 80er, wie ihre Musik geprägt hat und über vieles mehr.
Professor Dr. Sven Ostermeier
ist Facharzt für Orthopädie und 
Unfallchirurgie, Sportmedizin, 
Chirotherapie und spezielle 
orthopädische Chirurgie. Der 
Schulter- und Knie-Experte arbeitet als leitender Orthopäde 
der Gelenk-Klinik Gundelfingen. 
Außerdem ist er Instruktor der  Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie (AGA).
Weitere Themen aus dem Magazin

Sportlich fit bis ins hohe Alter – so geht´s

Welche Sportarten Best Ager ab 55 Jahren starten können und welche besser nicht, hat prisma Sportmediziner Dr. Sven Ostermeier im zweiten Teil der Serie „Sport im Alter“ gefragt.
Dr. Melanie Ahaus 
ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin 
des Berufsverbandes der Kinder- und 
Jugendärzt*innen 
in Sachsen.
Weitere Themen aus dem Magazin

Dellwarzen – lästiges Mitbringsel aus dem Schwimmbad

Dellwarzen sind ein lästiges Mitbringsel aus dem Schwimmbad. Dr. Melanie Ahaus erklärt in der prisma Arzt-Kolumne, was am besten dagegen hilft.
Katharina Wackernagel spielt in „Mord mit Aussicht“ Marie Babler.
Weitere Themen aus dem Magazin

Katharina Wackernagel: „An die Stelle von Skepsis ist Vorfreude getreten“

Fans des fiktiven Eifel-Örtchens Hengasch können sich freuen: Ab Dienstag, 16. April, läuft die fünfte Staffel der Erfolgsserie "Mord mit Aussicht" immer dienstags um 20.15 Uhr in der ARD. prisma hat mit Hauptdarstellerin Katharina Wackernagel anlässlich dieses Starts gesprochen.
"Reisen Reisen" ist Deutschlands beliebtester Reise-Podcast.
Reise

Reise-Tipp fürs Wochenende: Utrecht

Wer auf der Suche nach Inspiration rund ums Verreisen ist, kommt an Deutschlands beliebtestem Reise-Podcast „Reisen Reisen“ nicht vorbei. Jochen Schliemann und Michael Dietz nehmen Euch mit zu Zielen, die „um die Ecke“ oder am Ende der Welt liegen. Einer ihrer Lieblinge in den Niederlanden: Utrecht!
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie, Buchautor und bekannt als „Doc Esser“ in TV und Hörfunk.
Gesundheit

In wenigen Tagen den Darm auf Trab bringen

Rund 20% aller Menschen in Deutschland leiden unter Verstopfung. Doc Esser verrät, was wirklich hilft.