Amy
19.07.2019 • 21:45 - 23:50 Uhr
Spielfilm, Dokumentarfilm
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Swept from the Sea
Produktionsland
Großbritannien / USA
Produktionsdatum
2015
Kinostart
Do., 16. Juli 2015
Spielfilm, Dokumentarfilm

Tragödie eines Stimmverlusts

Von Jasmin Herzog

Die wohl größte Pop-Tragödie der letzten Jahre wird in "Amy" gründlich aufgearbeitet. ARTE zeigt den meisterlichen Dokumentarfilm nun als Free-TV-Premiere.

Dokumentationen über einzelne Personen sind dann besonders gelungen, wenn sie einen vielseitigen Blick auf ihren Protagonisten gewähren. Denn wer ist schon gänzlich anständig, wer nur schlecht? Und gibt es das überhaupt? Gut und Böse? "Amy" (2015) könnte man vorwerfen, die Welt um die britische Soul- und Jazzsängerin Amy Winehouse nur zweiseitig sehen zu wollen: Hier die gute Amy und dort ihr böser Vater, ihr böser Ex-Mann, die böse Plattenindustrie und die böse Gesellschaft sowieso. Doch Regisseur Asif Kapadia schafft es, das traurig kurze Leben des 2011 verstorbenen Popstars eben genauso darzustellen. Beim Schauen dieses meisterlichen Dokumentarfilms, den ARTE nun am Freitagabend als Free-TV-Premiere zeigt, hört man sich selbst fluchen. Über diesen Vater, den Ex-Mann, die Plattenindustrie und die Gesellschaft sowieso.

Als am 23. Juli 2011 die Nachricht vom Tode Amy Winehouse' weltweit die Runde machte, blieben sie kaum aus, die gehässigen Kommentare: Sie habe es ja nicht anders verdient, hieß es nicht selten; wer so mit seinem Leben spiele, setze es eben auch aufs Spiel. Dabei konnte man all den Profi- und Laien-Kommentatoren gar nicht böse sein. Ein Großteil von ihnen beschäftigte sich wohl genausowenig mit der Person Amy Winehouse, wie die Klatschreporter, die fast tagtäglich neue Sensationsmeldungen von einem offenbar gescheiterten Individuum herausbliesen. In den letzten Monaten vor ihrem Alkoholtod war Winehouse kaum noch in Musik-Fachmagazinen von Bedeutung, dafür war sie umso präsenter in der Yellow Press und in den Regenbogen-Formaten.

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

Dieser Film bereitete ihnen allen Schmerzen, den sensationslüsternen Berichterstattern, den Betonköpfen von Kommentatoren und wahrscheinlich uns allen. Warum interessierte es uns, als die Sängerin besoffen und auf Crack durch Londons Straßen irrte, warum kauften wir die Zeitschriften, in denen sie so abgebildet war, warum schauten wir die TV-Sendungen? Unweigerlich blitzen diese Fragen beim Zuschauer auf. Und eigentlich wussten wir es doch alle: Stets war von Depressionen die Rede, von Magersucht, von schlechten Einflüssen, einer frühen Drogenkarriere und einem viel zu sanften Gemüt für das Pop-Business. Doch dies ließ sich zu einfach zur Seite schieben. Der Tod Kurt Cobains lag seinerzeit eben fast schon 20 Jahre zurück ...

Sie besang ihre Qualen selbst

Was die Dokumentation auch vor Augen führt: Amy Winehouse besang ihre Qualen stets selbst – und das viel eindeutiger als ihr amerikanischer "Klub 27"-Kollege, viel greifbarer und offener. Asif Kapadia geht in seiner Doku chronologisch vor. So taucht man nach und nach ein in das Leben eines Naturtalentes und kriegt auch in Musikform die Erklärungen für alles serviert, was da von Anfang an schiefzulaufen schien. Fast jeder ihrer Songs, jeder ihrer großen Hits ist autobiografisch. Und wenn diese Lieder dann erklingen und gleichzeitig die Lyrics eingeblendet werden, ist es egal, wie oft man sie zuvor schon gehört hat. Eingebettet in ihre Lebensgeschichte entwickeln sie eine unglaubliche Kraft.

Glaubhaftigkeit erlangt der mit dem Grammy prämierte Film auch durch seine Nähe zu Amys Liebsten. Man will ihre Sandkastenfreundinnen Juliette und Lauren einfach nur in den Arm nehmen, wenn sie von nächtlichen, verstörenden Anrufen des Multimillionen-Stars erzählen, von einer aufgezwungen Distanz, die Dritte wie Winehouse' Vater Mitch zu verantworten haben. Der kommt aber genauso zu Wort wie On-Off-Freund und -Ehemann Blake Fielder, wie auch die überforderte Mutter und alle, die eben nah dran waren oder dran sein wollten an einer der größten Künstlerinnen des jungen neuen Jahrtausends. Am Anfang ist auch Amy Winehouse selbst zu hören, sie redet über ihre Träume, aber auch über ihre Ängste. Später reden nur noch andere über das Scheidungskind. Man sieht dabei zu, wie das Talent nach und nach die Stimme verliert, auch weil Amy kaum jemand eine eigene Stimme zutraut. Doch was ist eine Soul-Sängerin schon ohne eigene Stimme?


Quelle: teleschau – der Mediendienst

Der Trailer zu "Amy"

Darsteller

Schauspielerin Rachel Weisz.
Rachel Weisz
Lesermeinung
Schön und erfolgreich: Vincent Pérez
Vincent Pérez
Lesermeinung
Kathy Bates hatte auch ohne Model-Figur Erfolg in Hollywood
Kathy Bates
Lesermeinung
Weitere Darsteller

Top stars

Lässiger Typ: Schauspieler Karl Urban.
Karl Urban
Lesermeinung
August Zirner in "Milchgeld. Ein Kluftingerkrimi".
August Zirner
Lesermeinung
Preisgekrönter Charakterkopf: Michael Gwisdek.
Michael Gwisdek
Lesermeinung
Der Mann mit dem Schnauzbart: Tom Selleck.
Tom Selleck
Lesermeinung
Ich baller genauso gerne wie Sabata! Yul Brynner 
als Indio Black
Yul Brynner
Lesermeinung
Wurde als "Dreizehn" in "Dr. House" bekannt: Olivia Wilde.
Olivia Wilde
Lesermeinung
Als Dr. House weltberühmt: Hugh Laurie
Hugh Laurie
Lesermeinung
Publikumsliebling mit markanten Gesichtszügen: Jean Reno
Jean Reno
Lesermeinung
Wuchs in Cambridge, Massachusetts auf: Ben Affleck.
Ben Affleck
Lesermeinung
Dietmar Bär ist Hauptkommissar Freddy Schenk im Kölner "Tatort".
Dietmar Bär
Lesermeinung

Das beste aus dem magazin

Katharina Wackernagel spielt in „Mord mit Aussicht“ Marie Babler.
Weitere Themen aus dem Magazin

Katharina Wackernagel: „An die Stelle von Skepsis ist Vorfreude getreten“

Fans des fiktiven Eifel-Örtchens Hengasch können sich freuen: Ab Dienstag, 16. April, läuft die fünfte Staffel der Erfolgsserie "Mord mit Aussicht" immer dienstags um 20.15 Uhr in der ARD. prisma hat mit Hauptdarstellerin Katharina Wackernagel anlässlich dieses Starts gesprochen.
"Reisen Reisen" ist Deutschlands beliebtester Reise-Podcast.
Reise

Reise-Tipp fürs Wochenende: Utrecht

Wer auf der Suche nach Inspiration rund ums Verreisen ist, kommt an Deutschlands beliebtestem Reise-Podcast „Reisen Reisen“ nicht vorbei. Jochen Schliemann und Michael Dietz nehmen Euch mit zu Zielen, die „um die Ecke“ oder am Ende der Welt liegen. Einer ihrer Lieblinge in den Niederlanden: Utrecht!
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie, Buchautor und bekannt als „Doc Esser“ in TV und Hörfunk.
Gesundheit

In wenigen Tagen den Darm auf Trab bringen

Rund 20% aller Menschen in Deutschland leiden unter Verstopfung. Doc Esser verrät, was wirklich hilft.
Henning Krautmacher setzt sich für die Organisation „yeswecan!cer“ ein.
HALLO!

Henning Krautmacher: „Haben gemerkt, wie wichtig der Austausch untereinander ist“

Henning Krautmacher, früherer Frontmann der Höhner, stellt bei der „Yes!Con“ im Mai einen Song vor, mit dem er die Krebserkrankung seiner Frau Anke und ihren gemeinsamen Weg durch die Höhen und Tiefen der Krankheit und Therapie verarbeitet. Beide freuen sich auf die Gelegenheit, sich bei der Convention in Berlin mit anderen auszutauschen.
"Der Millionen Raub"-Regisseur Lars Becker im exklusiven Interview.
HALLO!

Lars Becker: "Viele deutsche Serien haben ein simpel gestricktes Frauenbild"

Lars Becker ist der Fachmann, wenn es um das Genre Krimi geht. Das beweist der Filmregisseur und Drehbuchautor erneut mit "Der Millionen Raub", zusehen am 8. April im ZDF. Lesen Sie hier das interessante Interview mit dem Filmemacher.
Dr. Julia Fischer moderiert mittwochs um 
20.15 Uhr die SWR-Gesundheitssendung 
„Doc Fischer“, ist Buchautorin („Medizin der 
Gefühle“) und medizinische Expertin in Talkshows wie „hart aber fair“ (ARD). Als Host 
des neuen ARD Gesund YouTube-Kanals erklärt sie anschaulich medizinische Themen
Gesundheit

Inkontinenz – was Männer gegen unkontrollierten Harndrang tun können

Harninkontinenz wird häufig als Frauenleiden wahrgenommen, doch besonders im höheren Alter stimmt das nicht, auch viele Männer sind betroffen. Dr. Julia Fischer gibt in der Kolumne Tipps, was Männer gegen unkontrollierten Harndrang tun können.