Der langjährige Bremer "Tatort"-Kommissar Oliver Mommsen spielt einen jungenhaften Karrieristen und Unabhängigkeitsfanatiker, der von seiner plötzlich verstorbenen Schwester drei Kinder "erbt".
50 Jahre ist der deutschen Schauspieler Oliver Mommsen alt. Man könnte sagen, 18 davon verbrachte er als Kommissar Stedefreund an der Seite von Sabine Postel im Bremer "Tatort". Jedenfalls machte diese Rolle einen großen Teil seines Berufslebens aus. In der im Frühjahr gesendeten Abschiedsfolge "Wo ist nur mein Schatz geblieben?" kam Stedefreund im Feuergefecht ums Leben. Es war ein großer Abgang für den immer noch jungenhaften Schauspieler, der nun viel Zeit für andere, neue Projekte hat. Eins davon ist die österreichische Tragikomödie "Der beste Papa der Welt", die trotz ihres teilweise etwas klischeehaften Plots schöne Momente bietet. Vor allem, weil Oliver Mommsen die Entwicklung vom jungenhaften Karrieristen und Unabhängigkeitsfanatiker, von einem, der sich nicht festlegen will, zum liebenden Ersatzvater durchaus überzeugend ausfüllt.
Als Clemens "Doc" Hoffmann sieht man ihn anfangs in einer teuren Spezialklnik für Gelenkprothesen als typischen Halbgott in Weiß. Weil der "Doc" maximale Freiheit braucht, hat Lebensgefährtin Susa (Hilde Dalik) auf eigene Kinder verzichtet. Demnächst steht für den schlawinerhaften, alles andere als unsympathischen "Alleinentscheider" ein Sabbatical mit einjährigem Segeltrip rund um die Welt an. Dann verändert eine Gasexplosion alles. Als Doro, Clemens' Schwester und alleinerziehende Mutter dreier Kinder, ums Leben kommt, offenbart ihr letzter Wille, dass ihre Kinder Kristina (Alice Prosser), Benni (Felix Staudigl) und Judy (Isabel Steszgal) beim "Doc" aufwachsen sollen. Doros kinderlose, aber steinreiche Schwägerin Karin Donnersberg (Eva Herzig) und deren Mann Arthur (Philipp Hochmair), schäumen vor Wut. Sie hatten die Kinder als Erweiterung ihres Designerheims bereits fest eingeplant.
Wenn die Maske des "Easy Going"-Lebensprinzips zu zu fallen droht
Der deutsch-österreichische 90-Minüter unter der Regie von Christiane Hörbiger-Sohn Sascha Bigler (Drehbuch: Markus Goll) stellt nun die Reise seines Helden vom großen Spielkind zu erwachsenen, liebenden Menschen in den Mittelpunkt. "Der beste Papa der Welt" ist sozusagen der Entwicklungsroman eines 50-Jährigen, dessen Verantwortungsbereich – am Anfang des Films – mit dem Abstreifen der OP-Handschuhe endet. Weil "Doc" Hoffmann aber selbst ein Spielkind ist, dessen Segelboot für die Weltumrundung effektvoll im loftartigen Wohnzimmer aufgebockt steht, hat er auch einen gewissen Draht zu Kindern. Je besser Kristina, Benni und Judy den "Doc" kennenlernen, umso mehr hoffen sie, dass er ihr neuer Papa werden wird.
Auch wenn die Handlung des ARD Degeto-Freitagsfilms durchaus klischeehaft daherkommt, dank des mitreißenden, positiven Spiels Oliver Mommsens ist das Ganze dennoch sehenswert. Die mit leichtem Hang zum österreichischem "Schmäh" gedrehte Tragikomödie ist vor allem dann berührend, wenn ihr Held in arge Nöte gerät und die Maske des "Easy Goings" als Lebensprinzip zu fallen droht. Für Kommissar Stedefreund beziehungsweise seinen Darsteller scheint sich der "Tatort"-Abgang im Kugelhagel künstlerisch gelohnt zu haben. In "Der beste Papa der Welt" wirkt Oliver Mommsen so lebendig wie lange nicht mehr.