In den ersten beiden Teilen von Robert Dornhelms "Maria Theresia" geht es um die frühen Jahre einer Kaiserin, die ein ganzes Zeitalter gestaltet hat. Am Tag wird ihre Geschichte mit zwei weiteren Teilen fortgesetzt.
Das ist eigentlich ein Projekt, das nur schiefgehen konnte, sollte man meinen. Ein Historienschinken, der sich der verdienten österreichischen Kaiserin Maria Theresia widmet. Am 13. Mai 1717 wurde sie in Wien geboren, 300 Jahre später zumindest in Österreich in allen Medien gefeiert und damit eine große Zeit der Habsburger mit all deren Ruhm und Prunk. Die Macher des aufwendigen TV-Vierteilers "Maria Theresia" (2017, Regie: Robert Dornhelm, Drehbuch: Miroslava Zlatnikova) gingen einigermaßen frei mit der Geschichte um, sie verquickten Erfundenes mit Wahrem. Zwar werden die Schauspieler von ihren Allongeperücken und historischen Kostümen fast erdrückt, aber vom üblichen Dokudrama mit den stark in Mode gekommenen Reenactmentszenen ist der international produzierte Vierteiler (Österreich, Tschechien, Ungarn, Slowakei) über weite Strecken doch erfrischend weit entfernt. ARTE zeigt nun die ersten beiden Filme in der Wiederholung, am Tag darauf (09.04., 20.15 Uhr) folgen die Erstausstrahlungen des dritten und vierten Teils.
Die junge Maria Theresia wird in den ersten beiden Teilen von der Burgschauspielerin Marie-Luise Stockinger dargestellt. Gezeigt wird die – notgedrungene – Erweckung der Prinzessin zur Politikerin und mithin zur emanzipierten Frau bis zu ihrem 30. Lebensjahr. Ihr Spielfilmglück ist es, dass sie dabei von vielen intriganten Hofschranzen umgeben ist, von Männern zumal, denen Frauen nichts bedeuten, außer Gebärerinnen zu sein. Lange geht es um die Geburt eines Habsburger Thronfolgers, der in Wien nach den beiden Prinzessinnen Maria Theresia und Anna sehnsüchtig erwartet wird. Die Kaiserinmutter hat sich im Film wegen dieses Zwangs dem Alkohol ergeben. Die Fruchtbarkeit wird ihr vom Hofarzt abgesprochen, nachdem selbst das beim Geschlechtsakt stets herbeigeführte Bild der "nackten Maja" als Stimulans versagt.
Ein Glücksfall ist bei alldem im ersten Teil der Schauspieler Karl Markovics, der einen mit allen Politwassern gewaschenen Eugen von Savoyen als Einflüsterer des Kaisers spielt, der immer wieder Pläne schmiedet, um Österreich groß zu machen. Vor allem möchte der Strippenzieher die junge Maria Theresia mit dem Preußenprinzen Friedrich, dem späteren Friedrich dem Großen, verheiraten – Österreich wäre gegen Frankreich und andere Feinde abgesichert. Doch die alsbald vom Hofhistoriker Spannagel (Cornelius Obonya) in politischer Geschichte schärfstens geschulte Maria Theresia fasst einen anderen Plan. Sie setzt den Willen durch, ihre von allen als Weichei geschmähte Jugendliebe Franz Stephan von Lothringen (Vojtech Kotek) zu heiraten und obendrein dessen Stammlande an Frankreich abzutreten.
Eine Art Sissi-Vorgängerin ist diese junge Maria, mit Trotz und viel Selbstbewusstsein. In der Hofreitschule stellt sie ihr Pferd derart auf die Hinterbeine, dass sie fast den Salto rückwärts macht. Prompt hat die Darstellerin dann auch den Nachwuchspreis beim österreichischen Filmpreis "Romy" bekommen. Es wird aber in geschickt montierten Dialogen – man traut sich was – viel Geschichte und Politik transportiert. Gern treffen sich da Leute, die im wahren Leben nie einander gesehen haben. Dass das Ganze damit arg textlastig wird, liegt in der Natur der Sache – Maria lernt Politik, und wir sollen ihr zusehen dabei.
Dennoch wird einem die später gestreng konservative Regentin als junge Frau erstaunlich nahe gebracht. Man verfolgt die Emanzipation einer Frau, lange bevor deren Zeit gekommen war. "Vom Objekt zum Subjekt", so sieht die junge Burgschauspielerin Marie-Luise Stockinger das entscheidende Leitmotiv ihrer Rolle – sicher zu Recht. Der zweite Teil startet um 21.55 Uhr. Am darauffolgenden Donnerstag, 9. April, wird ihre Geschichte mit einem dritten Teil (20.15 Uhr) und einem vierten Teil (21.50 Uhr) weitererzählt. In der Hauptrolle der älteren Maria Theresia ist dann Stefanie Reinsperger zu sehen.
Maria Theresia – Mi. 08.04. – ARTE: 20.15 Uhr