Wie soll das funktionieren, wenn die Mutter dringend Pflege braucht, die Tochter als einzige Bezugsperson jedoch weit entfernt wohnt? Vor allem enorme Distanzen müssen überwunden werden – bis zur Selbstaufgabe.
Mal wieder ist Jessica auf der A7 unterwegs. Die berufstätige Mutter einer Fünfzehnjährigen aus dem Taunus muss nach Hamburg. In der Hansestadt lebt Jessicas eigene Mutter. Doch die 75-jährige Monika kommt in ihrer Zweizimmerwohnung kaum mehr allein zurecht, nachdem sie vor sechs Jahren einen Schlaganfall erlitten hatte. Nach der anstrengenden Fahrt über eine Distanz von rund 500 Kilometern organisiert Jessica meist an den Wochenenden den Alltag ihrer Mutter. Sie hilft beim Einkaufen, im Haushalt und bei Arztbesuchen. Manchmal fühle sie sich wie ein "Funktionstier", sagt sie. Die Fernbeziehung zwischen alten Eltern wie Monika und erwachsenen Kindern wie Jessica steht für eine aktuelle Entwicklung der Gesellschaft: die Pflege auf Distanz. Dass diese Herausforderung kaum zu bewältigen ist, zeigt der "37°"-Film von Ilona Kalmbach und Sabine Jainski.
Die Autoren haben die beiden über den Zeitraum eines Jahres begleitet. Doch eine Lösung aus ihrem Dilemma hat Jessica nicht gefunden. Sie wollte, dass ihre Mutter in ihre Nähe in den Taunus zieht. Daraus wurde nichts. "Aus medizinischen Gründen ist es immer gut, gerade einen älteren Menschen dort zu belassen, wo er ist", befolgt sie inzwischen einen ärztlichen Rat. Sie wird also weiterhin beinahe jedes Wochenende auf der A7 unterwegs sein.