Seit dem Einzug der AfD in die Parlamente boomen die Rechtsrockfestivals. Den Veranstaltern geht es um mehr als nur das Zusammenkommen mit Gleichgesinnten.
Sie grölten "Sieg Heil" und zeigte den Hitlergruß: Tausende Neonazis versammelten sich im vergangenen Jahr in der kleinen Gemeinde Themar in Südthüringen zu einem Rechtsrockfestival. "Rock gegen Überfremdung" hieß die Veranstaltung, gekommen waren 6.000 Menschen, so viele wie nie zuvor. Seit die AfD im deutschen Bundestag und in fast allen Länderparlamenten sitzt, fühlt sich die braune Szene bestärkt; allein im vergangenen Jahr gab es in Deutschland 259 Neonazi-Konzerte. In ihrer Dokumentation "Rechtsrockland" zeigen Johanna Hemkentokrax und Axel Hemmerling, wie die rechtsextreme Musikkultur seit Jahren floriert.
Eigentlich hätte die Veranstaltung in Themar eine Wende sein sollen. Thüringens Ministerpräsident forderte, nachdem die Bilder der braunen Meute um die Welt gegangen waren, solche Konzerte besser zu reglementieren. Helfen sollte dabei das Versammlungsrecht. Es könne nicht sein, dass sich solche Festivals als vom Grundgesetz geschützte Veranstaltungen tarnten, so der Politiker der Linken.
Doch getan hat sich seitdem nichts, zumal auch Kritiker einräumen, dass nach aktuellen Gerichtsurteilen auch Konzerte als Versammlungen gelten. Und so wurde auch in diesem Jahr die rechte Festivalsaison wieder eröffnet – pünktlich zu Hitlers Geburtstag, am 20. April. Wieder kamen Hunderte, diesmal ins sächsische Ostritz, zum sogenannten "Schild und Schwert"-Festival. Zwischen Kampfsportshows und Tattoo-Workshops spielte das Who is who der Szene.
Auch die Band Oidoxie stand auf der Bühne, deren Sänger enge Verbindungen pflegt zur rechtsterroristischen Organisation "Combat 18", die seit den 90-ern international auftritt. Längst ist die Rechtsrockszene weltweit vernetzt. Und die Behörden können nicht viel machen, um sie einzugrenzen.
Johanna Hemkentokrax und Axel Hemmerling zeigen in ihrem Film auch, dass es den Rechten nicht nur darum geht, auf den Konzerten ihren Menschenhass zu zelebrieren. Auch dienen die Festivals dazu, Geld für Gerichtskosten, Immobilien und für den Aufbau ihrer Strukturen einzusammeln. Zehntausende Euro, so Schätzungen, kommen bei den Konzerten zusammen. Bei Eintrittspreisen von bis zu 195 Euro für "VIP-Tickets" kein Wunder. Derweil wirbt das "Schild und Schwert"-Festival mit einer Neuauflage Anfang November. Auch diesmal dürfte ein Verbot schwierig werden.