Spiked: K.O.-Tropfen – unsichtbarer Albtraum
05.11.2025 • 22:15 - 23:00 Uhr
Info, Gesellschaft + Soziales
Lesermeinung
Vergrößern
Originaltitel
Spiked: K.O.-Tropfen – unsichtbarer Albtraum
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2025
Info, Gesellschaft + Soziales

Spiked: K.O.-Tropfen – unsichtbarer Albtraum

Sie sind farblos, schmecken nach Nichts und sind hochgefährlich. Sogenannte K.-o.-Tropfen kursieren seit Jahrzehnten und werden missbraucht, um Frauen und Männer willenlos zu machen. Es folgen Raubüberfälle, schwere Unfälle, Vergewaltigungen. Oft genügen ein paar Tropfen, die heimlich ins Glas gegeben werden, um Menschen zu betäuben. Das Tückische am sogenannten "Spiking": Die Opfer haben hinterher Erinnerungslücken. "Ich wusste nicht wieso, aber ich wusste, es ist irgendwas Schlimmes passiert", erinnert sich Kate an jene verhängnisvolle Nacht, die sie bis heute verfolgt. Sie wurde in einer Privatwohnung von flüchtigen Bekannten "ausgeknockt". Was danach passierte, erinnert Kate nur in Bildfragmenten. Erst am nächsten Tag reift in ihr die Erkenntnis: Sie wurde vergewaltigt. "Spiking"-Opfer zeigen eine mutmaßliche Straftat oft nicht an, belastbare Statistiken gibt es darum kaum. "Manche Leute behaupten, dieses Phänomen gibt es nicht", sagt Opferanwalt Jochen Link und erlebt in seinem Engagement für den Weißen Ring das Gegenteil. Immer wieder berichten Betroffene von Filmrissen, obwohl sie wenig getrunken haben. Aufgrund der fehlenden Statistiken ist er überzeugt: "Wir unterschätzen das Problem". K.-o.-Tropfen – das ist nicht eine, sondern das sind eine Vielzahl von Substanzen. Partydrogen wie zum Beispiel das Lösungsmittel Gamma-Butyrolacton (GBL), Beruhigungsmittel oder auch verschreibungspflichtige Schlafmittel werden missbraucht – wie im Fall der Französin Gisèle Pelicot. Der Ehemann hat sie jahrelang betäubt, vergewaltigt und vergewaltigen lassen. Der Prozess erregte internationales Aufsehen und zeigt offenbar nur die Spitze des Eisbergs. "Wir leben in einem gewaltvollen System", erklärt Charlotte Hirz, die als Psychologin Frauen betreut, die sexualisierte Gewalt erlebt haben. Viele Frauen schalten die Polizei nicht ein. Sie schämen sich, geben sich selbst die Schuld. Eine der Frauen, die in der Dokumentation ihre Geschichte erzählt, ist Nina. Sie geht zur Polizei, nachdem sie mit K.-o.-Tropfen wehrlos gemacht und in einem Park vergewaltigt wurde. "Von Anfang an hatte ich das Gefühl, mir wird nicht geglaubt", berichtet sie. Frauen wie Nina oder Ayda, die zum Teil auch erst spät den Mut aufbringen, die Polizei einzuschalten, gehen oft durch einen jahrelangen Prozess. Bei Nina werden nach der Tat Spermaspuren gefunden, fünf Jahre später gibt es einen Treffer in der polizeilichen Datenbank. Einen Prozess gibt es dennoch nicht. Es muss erst der Beweis erbracht werden, dass keine Einvernehmlichkeit bestand. Nina kann das aber aufgrund der Erinnerungslücken durch die K.-o.-Tropfen nicht. Täter abschrecken – das ist das Ziel der Politik, die aktuell höhere Strafen bei Raub- oder Sexualstraften unter Einfluss von K.-o.-Tropfen einführen möchte. Doch der Nachweis ist schwierig. Manche Substanzen bauen sich innerhalb weniger Stunden im Körper ab. Felix Betzler, Leiter der Forschungsgruppe "Drugs" an der Charité in Berlin erklärt: "Wir wissen gar nicht so genau, mit welchen Substanzen eigentlich hauptsächlich gespiked wird". Zusammen mit der Ärztin und Wissenschaftlerin Dr. med. Twyla Michnevich hat er deshalb eine Studie zu Vorkommen und Auswirkungen von "Spiking" begonnen. Die bereits erfassten Fälle eint vor allem eines: Alle mutmaßlichen Opfer leiden unter dem massiven Kontrollverlust, den sie erlitten haben. "Wir sind ja immer darauf angewiesen, in unserem Bewusstsein eine Art von innerem Film zu haben", erklärt der Suchtmediziner Michael Rath. "Die Lücken, die sich infolge von K.-o.-Tropfen-Missbrauch auftun, sind für die Betroffenen schwer auszuhalten, vor allem, wenn ihnen sexualisierte Gewalt widerfahren ist." Die Folgen für die betroffenen Menschen: Sie tragen das Trauma der Tat ihr Leben lang in sich. Es reiche deshalb nicht, den Strafrahmen zu verschärfen, meint Opferanwalt Jochen Link: "Da müssen wir als Gesellschaft daran arbeiten. Und zwar nicht nur die Politik, sondern wir alle."

Das beste aus dem magazin

Lisa Feller in "Ladies Night"
HALLO!

Eine Bühne für Frauen: "Ladies Night" mit Lisa Feller

Am 1. November wird die 100. Folge der ARD „Ladies Night“ ausgestrahlt. Prisma sprach mit Gastgeberin Lisa Feller über das Erfolgsformat.
Eine Spritze im Arm.
Gesundheit

Weltdiabetestag am 14. November

Am Weltdiabetestag am 14. November klären Organisationen weltweit über Diabetes auf. In Berlin findet am 16. November eine Veranstaltung zum Thema "40 Jahre erster Insulin-Pen" statt. Mehr als 90 Prozent der Diabetes-Patienten in Deutschland haben Typ-2-Diabetes.
Prof. Dr. med. Joachim Dissemond
Gesundheit

Kleine Wunden, große Gefahr

Bei Diabetes kann die Wundheilung problematisch werden. Unterschätzte Wunden können sich entzünden und schwere Infektionen verursachen. Frühzeitige ärztliche Hilfe ist entscheidend.
Doc Julia Fischer
Gesundheit

Bluthochdruck – Risikofaktor mit schweren Folgen

Hoher Blutdruck erhöht das Risiko etwa für Schlaganfall oder Herzinfarkt. Deshalb ist es wichtig, zu hohe Werte schnell zu erkennen und in den Griff zu bekommen. Doch nicht immer helfen Medikamente.
Dr. Bastian Marquaß
Gesundheit

Was bei Schulterschmerzen hilft

Schulterschmerzen können viele Ursachen haben. Meistens sind schwache Muskeln oder Bewegungsmangel schuld. Erfahren Sie, wie einfache Übungen helfen können und wann ein Arztbesuch notwendig ist.
Aylin Tezel
HALLO!

Aylin Tezel über das Sprechen von "Loch Dorcha: See der Verdammten"

Nach dem Tod ihrer Mutter kehrt Zoe ins Dorf Loch Dorcha zurück. Dort erwartet sie eine unheimliche Mordserie und eine Reise in die düstere Vergangenheit.