16.08.2021 Samuel Finzi im Interview

"Wenn man zurück blickt, sieht man nie, worüber man stolpern kann"

Von Felix Förster
Samuel Finzi freut sich auf einige spannende Projekte.
Samuel Finzi freut sich auf einige spannende Projekte. Fotoquelle: Rafaela Pröll

Samuel Finzi hat den Sprung nach Hollywood gewagt. Der Schauspieler, der vor allem durch seine vielen TV-Rollen in Reihen wie "Allmen", "Flemming" und dem Tatort, aber auch seine Vorliebe für Independent-Filme bekannt geworden ist, ist aktuell in "Snake Eyes: G.I. Joe Origins" unter der Regie von Robert Schwentke zu sehen. prisma hat mit ihm über seine Erfahrungen in Hollywood, seine anstehenden Projekte und die Zukunft der beliebten "Allmen-Filme" gesprochen.

Herr Finzi, Sie sind ein renommierter deutscher Schauspieler, der hierzulande vieles erreicht hat. Wie war es für Sie, jetzt erstmals in einer Hollywood-Produktion mitzumachen?

Samuel Finzi: Großartig! Das ist eine andere Form von Professionalität. Jeder Beruf, jeder Mensch in so einer Produktion wird da als wichtiges Rad der Maschinerie wahrgenommen. Wenn Sie sich den Aufwand von "Snake Eyes: G.I. Joe Origins" anschauen, das ist schon eine andere Ebene. Da wird an Originalschauplätzen in Japan wie Himeji, Osaka und Tokio gedreht. Das Team, das Robert Schwentke da zusammengerufen hat, besteht aus Experten höchsten Grades, beispielsweise der Hong Konger Stuntman Kenji Tanigaki, der für seine Arbeit an Actionfilmen bekannt ist. Er ist ein ehemaliger Schützling von Donnie Yen und hat mit Jackie Chan und vielen anderen Martial-Arts-Legenden zusammengearbeitet. Daraus ergibt sich dann mit der internationalen Cast ein Film mit unglaublichen Action-Sequenzen, bemerkenswerten Kampf-Choreografien an atemberaubenden Schauplätzen und eine – nicht nur für Fans – packende neue Geschichte als Rahmen für einen furiosen Action-Thriller.

Wie kam es zu der Kooperation?

Samuel Finzi: Ich kenne den Regisseur Robert Schwentke seit der fantastischen Zusammenarbeit und Erfahrung mit ihm bei dem Kinofilm "Der Hauptmann". Er ist einer der vielfältigsten Regisseure, mit einem unglaublich profunden Wissen über das Filmemachen und das Kino.

G.I. Joe ist mittlerweile zu einem eigenen Genre geworden. Hatten Sie vorher Berührungspunkte mit dem Universum?

Samuel Finzi: Nicht wirklich. Aber ich habe mich durch meine Kinder dieser "modernen" Mythologie von Hasbro und Marvel erst annähern müssen. Es war eine große Freude und Ehre, dass die Geschichte nicht nur den Orginal-Comic von Larry Hama als Grundlage nutzte, sondern auch, dass dieser Meister seines Fachs während der ganzen Produktion konsultiert wurde, und uns immer wieder am Set besuchte. Der Charakter von Snake Eyes ist 1982 entstanden und gehört zu den ursprünglichen Figuren des G.I.-Joe-Universums, das eins der erfolgreichsten Action-Toy-Franchises aller Zeiten ist. Da unser Strang nichts mit den Vorgängerfilmen zu tun hat und wir einen ganz neuen Strang erzählen – den Kampf gegen die als Cobra bekannte Terrororganisation – bin ich sehr neugierig, wie die Fans das finden werden.

Regie hat – wie schon erwähnt – der deutsche Regisseur Robert Schwentke geführt. Wie war die Zusammenarbeit?

Samuel Finzi: Großartig! Robert ist ein Mensch, der weiß aus den Dingen, die man ihm als Arbeitspartner anbietet, das Meiste zu machen. Er schafft so professionelle Arbeitsbedingungen und einen geschützten Rahmen, in dem jeder am Set das Beste geben kann. Ich freue mich schon sehr auf unsere bevorstehende Zusammenarbeit: Wir drehen ab Oktober erneut zusammen, dann sind wir in Marokko und machen einen Kinofilm mit dem Arbeitstitel "On the Creation of Earthquakes", in dem unter anderem auch John Malkovich mitspielt.

Was erwarten Sie sich von diesem Einstieg ins Hollywood-Business? Sind bereits weitere amerikanische Filme geplant?

Samuel Finzi: Das Faszinierende an der Filmindustrie ist, dass man selten weiß, mit wem man wo landet, um eine Geschichte zu erzählen. Wir sind Geschichtenerzähler. Ich möchte gerne weiter spannende, lustige, einfache, packende, persönliche, historische, traurige, komplexe Geschichten erzählen. In welcher Sprache, die erzählt werden, ist mir egal. Ich bin bereit, diese bei einer guten Geschichte zu lernen. (lacht)

Hierzulande macht Corona den Schauspielern schwer zu schaffen. Wie sind Sie persönlich bisher durch die Krise gekommen? Sie haben vorher ja auch viel Theater gespielt.

Samuel Finzi: Nicht nur den Schauspielern macht Corona zu schaffen – allen Menschen geht es so. Wir alle denken nicht mehr langfristig, sondern immer in Drei-Wochen-Abständen. Dabei konstant das Energie-Level oben zu halten und, um in den Worten meiner tollen Kollegin Caroline Peters zu sprechen, "Termin-Tetris" machen zu müssen, ist zermürbend. Die Menschen werden unruhig, traurig, aggressiv. Wie Tiere im Zoo. Viele Fans kennen Sie noch aus Ihrer Rolle in "Flemming", die beim Publikum sehr gut ankam.

Darin spielen Sie den gleichnamigen Polizeipsychologen. Gibt es eine Chance auf eine Wiederbelebung der Serie?

Samuel Finzi: Ich finde diesen Blick nach hinten gewandt hinderlich und gefährlich: Man sieht nie, worüber man vorne stolpern kann (lacht). Dieses Aufwärmen von Ideen funktioniert selten, und da ist auch sehr viel Nostalgie bei uns Menschen vorhanden, die ja dazu tendiert, sich wie ein rosaroter, verklärender Filter über unsere Vergangenheit zu legen. Ich habe das sehr gerne gedreht und gespielt. Aber mittlerweile habe ich so viele tolle neue Sachen beim Film und Theater gemacht. Das alles wäre gar nicht anders möglich gewesen: Ich habe in mehreren Kinofilmen mitgespielt – von Blockbustern von Til Schweiger bis hin zu Independent-Filmen von Oskar Roehler. Ein anderer Kinofilm von mir – "Risiken und Nebenwirkungen" – startet in Deutschland am 4. November 2021. Im Theater habe ich starke Arbeiten mit Regisseuren wie Dušan David Pařízek machen dürfen, mit dem ich im Dezember erneut in Prag arbeiten werde. Im Fernsehen erscheint demnächst die Mini-Serie "Little America" von Dror Zahavi. Und da ist ja noch die sehr beliebte Allmen-Reihe entstanden. Also es gibt keinen Grund, nach hinten zu schauen.

In der Reihe "Allmen" nach Martin Suter wurden bisher vier der sechs Romane verfilmt. Sind bereits weitere Produktionen geplant?

Samuel Finzi: Mit Vergnügen kann ich sagen: Ja! Aber mehr kann und darf ich nicht sagen.

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