30.05.2023 Darsteller im Interview

Tatort-Darsteller Fabian Hinrichs im Gespräch

Von Felix Förster
Die Kriminalhauptkommissare Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel).
Die Kriminalhauptkommissare Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel). Fotoquelle: BR/Hager Moss Film GmbH/Hagen Keller

Fabian Hinrichs spielt im Tatort Franken Hauptkommissar Felix Voss. prisma erzählt er von seiner Rolle, wie er Tatort-Kommissar geworden ist und was sein Zusammenspiel mit Dagmar Manzel so besonders macht.

Sie sind seit 2015 im Franken-Tatort zu sehen. Seitdem ist in jedem Jahr ein Fall gezeigt worden. Ist das ein guter Rhythmus für Sie oder würden Sie sich mehr Fälle wünschen?

Fabian Hinrichs: Ich finde einen Fall pro Jahr nicht schlecht. Ich schreibe ja auch, mache Theater und drehe andere Filme. Zwei wären aber für mich auch in Ordnung, drei zu viel.

Was macht für Sie den Tatort Franken aus? Eher die ruhigeren Töne?

Fabian Hinrichs: Ich weiß es nicht, das müssen die Zuschauer sagen. Ich denke, dass es verschiedene Filme sind, sowohl was die Ästhetik und die Sprache als uch die Temperaturen betrifft. Das ist dem Umstand geschuldet, dass es oftmals andere Regisseure und Autoren sind. Aber die Schauspieler sorgen dann für eine psychologische Konstanz. Max Färberböck (Autor und Regisseur) macht ja in regelmäßigen Abständen sehr eigene Filme bei uns, das ist schon ein Privileg. Darüber hinaus sind mit den Charakteren wachsende Autoren das Wichtigste, auch darum bemühen wir uns.

Der Franken-Tatort lässt sich Zeit, seine Geschichten zu erzählen. So wirkt hier dieses starre 90- Minuten-Korsett, das in der ARD ja wie in Stein gemeißelt ist, irgendwie aufgelöst. Ist das etwas, was Sie und Ihr Team bewusst so gestalten?

Fabian Hinrichs: Ja, es ist immer der Spagat zwischen Kulturindustrie und künstlerischer Suche, den wir vollziehen müssen und auch wollen.

Sie sind Norddeutscher, Ihre Kollegin Dagmar Manzel ist Berlinerin – wie kamen Sie mit dem Tatort aus Franken in Berührung?

Fabian Hinrichs: Ich wurde einfach gefragt und habe Ja gesagt (lacht).

Wie sind die Reaktionen aus Franken, wünscht man sich da nicht mitunter mehr Lokalkolorit?

Fabian Hinrichs: Auch das ist ein Spagat – einerseits nicht provinziell zu sein im Erzählen, im Spielen, im Ausdruck, andererseits durch das Zeigen der Einzigartigkeit von Region und Menschen in Franken etwas allgemein Menschliches hervorheben zu können; in der Philosophie spricht man von der Pluralität, die durch Singularitäten erst entsteht.

Sie bilden mit der Kollegin Dagmar Manzel, die Hauptkommissarin Paula Ringelhahn spielt, ein Team, das unterschiedlicher nicht sein könnte, dabei aber eine ganz besondere Chemie entwickelt hat. Wie würden Sie das Zusammenspiel von Felix Voss und ihr beschreiben?

Fabian Hinrichs: Zugewandt, den anderen annehmen in seinen Eigenheiten, aber mit liebevoll kritischen Blick. Loyal, verlässlich. Hannah Arendt sagte einst: „Es gibt nur einen Weg, die Zukunft vorherzusagen – gib ein Versprechen ab und halte es.“ Das könnte auch ein Leitspruch der beiden sein.

Der aktuelle Fall ist so etwas wie ein Alleingang für Sie, wie war das für Sie, diesen Film quasi allein zu tragen?

Fabian Hinrichs: Sehr schön und nichts Neues, ich habe viele Filme mit ähnlicher Gewichtung gedreht.

Bemerkenswert ist die Auto-Szene von Dagmar Manzel und Ihnen, denn hier wird in wenigen Sätzen gezeigt, wie eng und gleichzeitig offen Ihre persönliche Beziehung, aber auch das Arbeitsverhältnis der beiden ist. Wie gehen Sie an solche Szenen heran?

Fabian Hinrichs: Wir folgen unserer Intuition, das Wichtigste bei Schauspielern.

Schon fast legendär ist Ihre erste Berührung mit der „Tatort“-Reihe, als Sie bei den Münchner Kollegen als Gisbert Engelhardt mitgespielt haben, dann jedoch schnell wieder verschwanden, da Ihre Figur zu Tode kam. Wie denken Sie heute über diese Episode in Ihrer Karriere?

Fabian Hinrichs: Das war in vielerlei Hinsicht ein bahnbrechender Film, mit einem unfassbar berückenden Drehbuch. Zwingend.

Sie spielen neben Ihren Rollen im TV Theater, führen dort auch Regie und schreiben Stücke. Was kann das Theater den modernen Menschen noch geben?

Fabian Hinrichs: Ich mache alle zwei oder drei Jahre ein Theaterstück. Nur im Theater und im Konzert gibt es diesen kultischen Raum, dort kann Verbindendes entstehen in einer Art gemeinsamen Träumens, das Individualitäten in ein Kollektiv überführen kann, einen Moment lang. Das gilt es zu bewahren. Denn auch für Gemeinschaftsräume gilt: Use it or lose it.

Ich frage, weil man das Gefühl hat, dass sich die Kultur auf einem Rückzug befindet. Corona war da wie ein Brandbeschleuniger. Wie sehen Sie das? Ist dieser Eindruck zu negativ?

Fabian Hinrichs: Ich denke, es wird gespaltener. Die Hochkultur wird es immer geben. Sie wird noch elitärer und noch hermetischer werden. Die industriellen Kulturprodukte werden noch mehr um sich greifen. Aber, „Rock ’n’ Roll will never die“.

Viele, vor allem jüngere Menschen, zeigen den TV-Anstalten die kalte Schulter, suchen ihre Unterhaltung auf anderen Kanälen. Wie bewerten Sie diese Entwicklung? Glauben Sie, dass diese jungen Zuschauer zurückgewonnen werden können? Wenn ja, wie?

Fabian Hinrichs: Ich glaube, es kann eine Hin- und Her-Bewegung geben, ein Sowohl-als-auch. Die Mediatheken sollten sich verbessern. Und der Mut wachsen, abseits von Marktförmigkeit zu produzieren. Nicht immer auf die Masse schielen, sondern auf Qualität.

Was schauen Sie sich persönlich gerne an? Serien, Filme, Talkshows?

Fabian Hinrichs: Filme, selten Serien. Fast nie Talkshows.

Bildunterschrift: Die Kriminalhauptkommissare Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel). Foto: BR/Hager Moss Film GmbH/Hagen Keller

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