Zweiteiler bei 3sat

"Das Geheimnis der Hebamme": Mittelalter-Schmonzette mit Ruby O. Fee

von Eric Leimann

175 Minuten Filmstoff für Mittelalterfans: In der Verfilmung eines Romans der "Hebammen"-Reihe von Sabine Ebert spielen Ruby O. Fee ("Tatort: Kartenhaus") und Steve Windolf ("Starfighter") ein Liebespaar im 12. Jahrhundert. 3sat wiederholt den Zweiteiler von 2016 am Stück.

3sat
Das Geheimnis der Hebamme
Drama • 31.05.2019 • 20:15 Uhr

Siedlerströme und die Entdeckung von Silber während des 12. Jahrhunderts in Sachsen bilden die Rahmenhandlung von Sabine Eberts erstem "Hebammenroman". Fünf davon sind zwischen 2006 und 2011 erschienen – sie wurden zu Bestsellern. Da war es nur noch eine Frage der Zeit, bis dem millionenstarken deutschen Mittelalterpublikum der erste Film vorgesetzt werden würde. 2016 war es soweit, im März jenes Jahres lief die 175 Minuten lange Verfilmung des historischen Groschenromans "Das Geheimnis der Hebamme". Wer hier Tiefe in Charakteren und Handlungsbögen sucht, ist fehl am Platze. Im Kern des historischen Füllwerks steht natürlich eine Liebe, die es schwer hat. Die mysteriöse Heilerin und Hebamme Marthe (Ruby O. Fee), ein einfaches Mädchen aus dem Volk, ist in den edlen Ritter Christian (Steve Windolf) verliebt. Doch wie man sich denken kann: Düstere Bösewichte und Intriganten lauern in jedem Burgwinkel. 3sat wiederholt das gut drei Jahre alte Werk und zeigt beide Folgen am Stück.

In Sachen verfilmte Geburtshelferinnen besteht übrigens Verwechslungsgefahr: Da gab es die mit ihrem schmalen Leib zwei SAT.1-Filme füllende "Hebamme" Josefine Preuß und ihr um 1800 spielendes Gothic-Schauermärchen rund um die Geburtsstunde moderner Medizin. Sicher nicht Grimmepreis-verdächtig, aber ob seiner Überzogenheit mit einem gewissen Unterhaltungswert versehen. Der beste Film zur Berufsgruppe lief allerdings bereits 2010 im ZDF. Er hieß "Die Hebamme – Auf Leben und Tod" und zeigte eine grandiose Brigitte Hobmeier in einem nach Schmutz, Armut und gesellschaftlichen Zwängen riechenden Film, der zum Besten gehörte, was man in den letzten zehn Jahren im deutschen Fernsehen an Historienfernsehen bewundern konnte.

"Das Geheimnis der Hebamme" kommt gegenüber diesen expressiven Werken eher biedermeierlich daher. Die aus der Gesellschaft ausgestoßene Marthe schließt sich einem Treck fränkischer Siedler gen Sachsen an – nachdem sie das Leben der Frau ihres Burggrafen bei einer schwierigen Entbindung nicht retten konnte. Nun trachtet man Marthe nach dem Leben. Wie gut, dass der sanftmütige Ritter Christian angeritten kommt und das scheue Mädchen mit besonderen Gaben in seine Gruppe aufnimmt. Zwischen Christian und Marthe entstehen bald zärtliche Gefühle, doch diesen darf aufgrund des Standesunterschiedes nicht nachgegeben werden. Im Sächsischen angekommen gründen die Siedler ein Dorf, doch Christian muss seinem Markgrafen Otto von Wettin (Franz Xaver Kroetz) in die Schlacht gegen Heinrich dem Löwen folgen. Derweil sind Marthe und die Siedler ohne Schutz. Vor allem der dunkle Ritter Randolf, Konkurrent Christians um die Gunst des Markgrafen, schmiedet dunkle Pläne ...

Ähnlich wie in der "Wanderhuren"-Reihe von Iny Lorentz geht es auch in diesem Stoff um den Weg einer jungen Frau in düsterer Zeit, um den Traum vom Glück und der großen Liebe, während das Mittelalter mehr oder weniger als exotische Folie herhalten muss, auf der einfach gestrickte Protagonisten und Konflikte gegeneinander in Stellung gebracht werden. Ruby O. Fee, inzwischen Lebensgefährtin von Matthias Schweighöfer, füllt ihre angenehm zurückhaltend angelegte Rolle durchaus mit Atmosphäre. Dagegen gibt Steve Windolf ("Starfighter – Sie wollen den Himmel erobern") einen sehr klassischen Helden. Auffällig stark im Ensemble agiert Susanne Wuest als Gattin des Markgrafen.

Roland Suso Richter ("Mogadischu", "Die Spiegel-Affäre") kennt man eigentlich als Regisseur ambitionierterer Fernsehstoffe. Insofern wundert man sich ein wenig, was der Gewinner des Deutschen und Bayerischen Fernsehpreises in dieser Mittelalter-TV-Schmonzette herausarbeiten wollte. Der historische Look ist okay, ohne in seiner Qualität sonderlich aufzufallen. Vom "Game of Thrones"-Niveau ist man sehr weit entfernt. Das Erzähltempo ist gemächlich, die Handlungsbögen vorhersehbar. Der historische Hintergrund – die Völkerwanderungen und Siedlerströme des 12. Jahrhunderts, der "Silberrausch" in Sachsen, die politischen Umwälzungen jener Tage – er wird nur angedeutet und tritt hinter der Liebes- und Hassgeschichte klar zurück. Unter dem Strich ist "Das Geheimnis der Hebamme" solides, wenn auch recht biederes Service-Fernsehen für Fans romantischer Mittelaltergeschichten.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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