Vom Regisseur von „Suicide Squad“ und „Herz aus Stahl“

Gerechtigkeit oder doch stumpfe Rache? – Kritik zum Actionfilm „The Beekeeper“ mit Jason Statham

15.01.2024, 13.17 Uhr
von Gregor-José Moser
In "Beekeeper" erweist sich Jason Stathams Charakter als langweiliger Sprücheklopfer.
In "Beekeeper" erweist sich Jason Stathams Charakter als langweiliger Sprücheklopfer.  Fotoquelle: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Uncredited

Lautes Summen und angriffslustige „Bienen“, aber nichts dahinter: „The Beekeeper“ gibt sich keinerlei Mühe mehr zu sein als irgendein generischer Actionthriller. Hat das Genre wirklich nichts Neues mehr zu erzählen? Eine Filmkritik.

Mit „Operation Fortune“, „Fast & Furious 10“ und „Meg 2“ war Jason Statham vergangenes Jahr in gleich drei Actionproduktionen zu sehen. 2024 geht es sofort munter weiter – den Anfang macht im Januar „The Beekeeper“. Darin spielt Jason Statham Adam Clay, einen zurückgezogen lebenden Imker mit einer rätselhaften Vergangenheit. Das beschauliche Leben, das Mr. Clay führt, wird jäh unterbrochen, als seine Nachbarin von Telefonbetrügern um ihre sämtlichen Ersparnisse gebracht wird und Suizid begeht. Mr. Clay lässt die Imkerei daraufhin ruhen und begibt sich auf einen Rachefeldzug. Dabei liefert er sich einen Wettstreit mit dem FBI und wird von seiner Vergangenheit eingeholt.

Jason Statham auf den Spuren von Keanu Reeves?

Hand hoch – wem kommt diese Inhaltsbeschreibung noch bekannt vor? Sieht man einmal von der Imkerei ab, klingt das wie so ziemlich jeder andere Action-Rachethriller aus diesem Jahrtausend. Allein Action-Altstar Liam Neeson hat gefühlt in Dutzenden Filmen dieser Art die Hauptrolle gespielt. Wer von dieser Grundstory einfach nicht genug bekommen kann, der dürfte mit „The Beekeeper“ garantiert seinen Spaß haben. Zumal Jason Statham alles mitbringt, um tatsächlich wuchtige und gutgemachte Action zu inszenieren. Schließlich treibt er seit Jahren jede Menge Kampfsport und macht auch viele seiner Stunts selbst. Seine Kampfchoreografien wirken alles in allem authentisch. An ein Action-Feuerwerk à la „John Wick“ reicht Jason Statham zwar (noch) nicht heran. Immerhin muss Regisseur David Ayer aber auch nicht alle paar Sekunden auf einen Cut zurückgreifen, um mangelnde Kampfkünste und Beweglichkeit seiner Hauptfigur zu kaschieren – wie es bei Liam Neeson gang und gäbe ist. Stattdessen darf Jason Statham einfach mal darauf los boxen und treten und hinterlässt dabei einen bleibenden Eindruck.

Von Bienenwitzen und „coolen“ Sprüchen

Humor ist bekanntlich eine Frage des Geschmacks. Dass der Held immer einen coolen Spruch auf den Lippen hat, während er Heerscharen von Gegnern vermöbelt, gehört für manche Liebhaber des Actiongenres einfach dazu. Anderen wiederrum stößt das schnell übel auf. Für die zweite Gruppe wird es besonders unerträglich, wenn nicht nur die Heldin oder der Held, sondern sämtliche Figuren im Sekundentakt Sprüche klopfen. Das trifft leider auf „The Beekeeper“ zu, wobei sich das Drehbuch vor allem an Klischees bedient. Das gibt es etwa den „coolen“ Cop in einer Nebenrolle, der in einer Tour mehr oder weniger witzige Oneliner von sich gibt. Dosiert eingesetzt können solche Oneliner Filmgeschichte schreiben – etwa bei „Ich komme wieder“ oder „Ich habe da ein ganz mieses Gefühl“. Bei „The Beekeeper“ ist es aber einfach zu viel des Guten. Beinahe alle Charaktere unterhalten sich fast ausschließlich in Onelinern – mal sollen sie dadurch lässig, mal witzig erscheinen. Richtige, natürlich wirkende Dialoge sind Mangelware. Noch schlimmer wird es, weil es sich „The Beekeeper“ natürlich nicht entgehen lässt, möglichst viele Wortwitze mit Bienen zu machen.

Gute Action gleich schlechte Handlung und Figuren?

Auch jenseits der Dialoge sind die Figuren einseitig und wirken eher wie Karikaturen. Da fällt es schwer, Charaktere wie auch Handlung wirklich ernst zu nehmen. Das liegt auch daran, weil Figurenbeziehungen reine Behauptung bleiben, aber nicht tatsächlich spürbar sind. Besonders gravierend ist das bei Adam Clay und Eloise Parker. Es reicht einfach nicht aus, wenn Adam zwei Mal zu erklären gibt, Eloise sei die Einzige, die sich je um ihn gekümmert habe – und die Beziehung der beiden sonst keine Rolle spielt. So ist das Schicksal von Eloise nichts weiter als ein Vorwand, damit Jason Statham seine Reise der Rache beginnen kann. Wirklich etwas Interessantes oder geschweige denn Neues haben Regisseur David Ayer und Drehbuchautor Kurt Wimmer nicht zu erzählen. Nicht zu Unrecht werden viele Leser jetzt vielleicht erwidern, dass sie Actionfilme ja nicht wegen der Story schauen. Aber ist genau diese geringe Erwartungshaltung an Geschichte und Figuren eines Actionfilms nicht eigentlich ein enormes Armutszeugnis für das Genre? Und warum sollten sich bombastische Action einerseits und mitreißende Charaktere und Handlung andererseits zwingend ausschließen? Natürlich wollen wir uns manchmal einfach nur berieseln lassen, aber dürfen wir nicht trotzdem mehr Kreativität erwarten?

Ja, wir haben verstanden – Jason Stathams Figur ist krass

„The Beekeeper“ ist also vor allem eines: Ein Paradebeispiel für „lazy writing“. In Figuren und Handlung scheint nahezu keine Mühe und Zeit geflossen zu sein. Stattdessen bedienen sich Inszenierung und Drehbuch an zahllosen Klischees. Bei dem des bereits angesprochenen „coolen“ Cops mit seinen gewollt markigen Sprüchen bleibt es leider nicht. Stattdessen scheint man versucht zu haben, mit Gewalt möglichst viele Klischees in einen Film zu verfrachten. Selbstverständlich ist der von Jason Statham gespielte Held einfach nur krass. Er schlägt, tritt und schießt sich spielend durch ganze Horden von Gegnern – nur ein „Bosskampf“ verlangt ihm mal ein wenig mehr Mühe ab. Während er in Massen Polizisten des Secret Service ermordet, scheint er auch seine eigenen Prinzipien zu vergessen. Ist nicht eigentlich sein nahezu einziger Charakterzug, dass er für die „kleinen“ Leute einsteht? Sicherheitsleute und Polizisten fallen für ihn wohl nicht darunter.

Ganz nach den Konventionen des Genres ist die Hackerin der Geheimorganisation „Beekeepers“ – mit der Adam Clay Kontakt aufnimmt – natürlich ebenfalls krass. So krass, dass sie innerhalb kürzester Zeit Informationen ermittelt, nach denen das FBI seit zwei Jahren aktiv sucht. Aber hey – „wir sind ja nicht das FBI“. Das erklärt es natürlich. „The Beekeeper“ ist ein Film, der für rund 100 Minuten durchgehend zum Kopfschütteln einlädt. Er ist eine Achterbahnfahrt, in der wir zwischen den Emotionen gelangweilt und genervt hin und her pendeln. Es sei jedem vergönnt, der trotz allem mit dem Film seinen Spaß hat. Doch selbst in diesem Optimalfall ist „The Beekeeper“ nicht mehr als ein kurzweiliges Vergnügen, das absolut vergessenswert ist.

„The Beekeeper“ läuft seit dem 11. Januar 2024 in den deutschen Kinos.

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