Buch über Parkinson

Frank Elstner: "Ich hielt das Zittern für Lampenfieber"

15.10.2021, 09.02 Uhr
von Marcus Italiani
Frank Elstner und Prof. Dr. Jens Volkmann haben gemeinsam ein Buch über Parkinson geschrieben.
Frank Elstner und Prof. Dr. Jens Volkmann haben gemeinsam ein Buch über Parkinson geschrieben.  Fotoquelle: Sonja Bell / Mario Schmitt

Als bei Frank Elstner Parkinson diagnostiziert wurde, tat er das, was ein Journalist eben tut: Er recherchierte zu der Krankheit und befragte Experten. Gemeinsam mit dem Neurologen Jens Volkmann brachte er seine Erfahrungen nun zu Papier. Wir haben mit den Autoren über das Buch gesprochen.

Herr Elstner, warum dieses Buch?

Frank Elstner: Wenn einem Journalisten vom Arzt mitgeteilt wird, dass er Parkinson hat, dann beginnt er zu recherchieren, was es damit auf sich hat. Im Zuge dieser Recherche bin glücklicherweise auf Professor Volkmann gestoßen. Uns beiden war klar, dass es noch vieles zu dieser Krankheit zu sagen gibt, das vielleicht noch nicht so bekannt ist. So kam es zur Idee von "Dann zitter ich halt".

Für wen ist das Buch gedacht? Betroffene, Angehörige?

Frank Elstner. Die Betroffenen haben Familien, Arbeitsplätze, Kollegen. Darüber aufzuklären, was die Krankheit kann und was sie nicht kann; wie man sich verhalten soll; wie man vielleicht dazu beitragen kann, dass der Verlauf etwas günstiger ist und gleichzeitig für die Parkinson-Stiftung zu werben – darin sehe ich meine Aufgabe.

Das Ganze ist ja als Gespräch formuliert worden. Welche Gründe gibt es dafür?

Jens Volkmann: Eigentlich wird in diesen Gesprächen das wiedergegeben, was ich jedem einzelnen Parkinson-Patienten in meiner Sprechstunde sagen möchte, wenn ich erstmals über die Krankheit aufkläre. Es geht um eine Entstigmatisierung, mögliche Verläufe oder den richtigen Umgang mit Medikamenten. Es macht die Sache viel einfacher, wenn man diese Dinge in einem Dialog darstellt, den gleich viele Menschen lesen können.

Welche Probleme gibt es generell in der Aufklärungsarbeit?

Jens Volkmann: Das Bild der Krankheit ist ein sehr negatives. Man verbindet damit Gebrechlichkeit, Alter, Tod. So etwas wird natürlich auch unterstützt durch Fälle wie den des ehemaligen Papstes Johannes Paul II., dessen Martyrium die Öffentlichkeit mitverfolgen konnte. Man sollte aber wissen, dass ein solcher Verlauf nicht das unabänderliche Schicksal eines Erkrankten ist. Viele Patienten, die gut behandelt werden und denen man ihre Symptome nicht ansieht, haben ja auch gar kein Interesse daran, ihre Krankheit zu präsentieren.

Was macht Parkinson so unberechenbar und auch deswegen so beängstigend?

Frank Elstner: Es gibt einen Satz von Professor Volkmann, der mir Mut gemacht hat. Er sagte: Die Parkinson-Stiftung setzt sich für die Erforschung neuer Therapien ein, die nicht nur Symptome lindern, sondern die Krankheit verlangsamen oder heilen können. Das sind neue Töne in Bezug auf Parkinson.

Können Sie das näher erklären?

Jens Volkmann: Man versteht heute die molekularen Grundlagen der Erkrankung besser und warum Zellen im Nervensystem absterben. Damit ist die Ablagerung bestimmter Eiweiße verbunden. Wir verstehen besser, wie diese fehlgeleiteten Eiweiße – möglicherweise auch vom Darm aus – bis ins Gehirn ausbreiten. Das ist der gleiche Weg, den man bei der Behandlung von Krebs genommen hat. Man muss anhand des molekularen Profils Behandlungsmethoden ermitteln. Dafür ist weitere Grundlagenforschung dringend notwendig.

Herr Elstner, Sie beschreiben, dass Ihnen die Krankheit zu Beginn nicht aufgefallen ist, weil Sie sie mit Lampenfieber verwechselt haben.

Frank Elstner: Ich bin felsenfest davon überzeugt gewesen, dass mein Zittern mit Lampenfieber zu tun hatte. Wenn ich mal unruhig geschlafen habe, dann habe ich das auf das Glas Rotwein am Vorabend geschoben. Da ich meinen Geruchssinn nie verloren habe, bin ich ebenfalls beruhigt gewesen. Als das Zittern allerdings zunahm und ich zum Beispiel ein Glas beim Trinken mit beiden Händen umfassen musste, habe ich gedacht, dass es Zeit wird, sich untersuchen zu lassen.

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