ARTE-Doku

"Generation 9/11": Diese Menschen verloren ihre Väter bei den Anschlägen

von Andreas Schoettl

Eine ARTE-Doku erzählt von sieben jungen Menschen, die bei den Anschlägen vom 11. September ihre Väter verloren haben. Wie geht es ihnen heute?

ARTE
Generation 9/11
Dokumentation • 31.08.2021 • 20:15 Uhr

Ihr Vater war Feuerwehrmann. Doch kennengelernt hat sie ihn nie. Auch nur durch ihre Babyaugen schemenhaft gesehen hat sie ihn niemals. Megan Fehling wurde geboren am 18. Oktober 2001 in Wantagh, New York. Ihr Vater Lee verstarb nur wenige Wochen zuvor – bei den verheerenden islamistischen Terrorattacken des 11. September. Im Dienst in den bereits brennenden Türmen des World Trade Centers in New York City wurde der werdende Vater eines von insgesamt 2.977 Anschlagsopfern.

Megan Fehling ist einer von sieben jungen Menschen, die die Dokumentation der New Yorkerin und in London lebenden Filmemacherin und Regisseurin Liz Mermin portätiert. Bei ARTE ist sie nun zum 20. Jahrestag der Anschläge von New York und Washington in Erstausstrahlung zu sehen. Die Beteiligten allesamt eint, dass sie an diesem verheerenden Tag ihr Väter verloren haben. In dem Zweiteiler geht es unter anderem darum, wie ein Mann, den die Porträtierten nicht kennenlernen durften und ein Ereignis, das sie nicht miterlebt haben, die Welt um sie herum und ihren Blick darauf beeinflusst haben.

Auf den ersten Blick erscheint Megan als eine typisch fröhlich gelaunte, junge amerikanische Frau. Sie spielt Gitarre, erzählt via Onlinechat einem Bekannten, dass sie an einer Dokumentation über den 11. September teilnehme. Dabei lacht sie, wirkt ausgelassen und fröhlich. Doch in Rückblicken, angereichert mit Originalaufnahmen aus Megans Kindertagen, wird ebenso deutlich, wie sehr das Mädchen Einflüsse ihres musikalisch so begabten Vaters doch vermisse.

Der Film bleibt jedoch nicht nur bei Einzelschicksalen wie dem Megans. Er zeigt auch, wie die Anschläge zunächst für ein Gefühl des Zusammenhalts unter den Amerikanern sorgte. 20 Jahre darauf ist davon nur noch sehr wenig zu spüren. In der Zwischenzeit haben der aussichtslose Krieg gegen den Terrorismus unter anderem in Afghanistan, kaum erfüllte Hoffnungen einer Präsidentschaft Barack Obamas oder die Auswirkungen der Black-Lives-Matter-Bewegung das einst so stolze Amerika entzweit. Auch die sieben Protagonisten stehen für diese besorgniserregende Entwicklung. Doch es bleibt auch eine Hoffnung für die Zukunft Amerikas, die sie alsbald in die Hand nehmen werden. Alle sieben, die aus unterschiedlichen Bundesstaaten kommen und sehr unterschiedlichen Ansichten haben, darunter auch Megan, haben den Wunsch nach einer stärkeren Einheit ihres Landes.

ARTE sendet den Zweiteiler "Generation 9/11" im Rahmen seines Schwerpunktthemas "20 Jahre 9/11". Am Dienstag, 31. August, folgt auf Mermins Film um 22 Uhr "Der Fall el-Masri". Die Dokumentation von Stefan Eberlein schildert das verstörende Schicksal des deutsch-libanesischen Staatsbürgers Khaled el-Masri. Bei einer Busreise an der mazedonischen Grenze wurde er Ende 2003 von der CIA entführt und verschleppt. Der Film erzählt, wie el-Masri Opfer eines rechtsfreien staatlichen Zugriffs wurde und wie sich die deutsche Regierung den fadenscheinigen Interessen der US-Amerikanischen Verbündeten unterwarf.

"9/11 Kids – Das veränderte Amerika" wendet sich am Dienstag, 7. September, 20.15 Uhr, ein weiteres Mal an die Jugend Amerikas. Die kanadische Dokumentation zeigt jene Kinder, die der damalige US-Präsident George W. Bush am 11. September 2001 zu einem Lesewettbewerb in ihrer Schulklasse besuchte. Vor ihren Augen erhielt er die Nachricht vom Terroranschlag. John Goetz' investigative Recherche "Slahi und seine Folterer" deckt ab 21.40 Uhr auf, was tatsächlich in Guantanamo nach dem 11. September im sogenannten Krieg gegen den Terror passiert war. Der aus Mauretanien stammende Mohammedou Slahi war 14 Jahre lang in dem berüchtigten amerikanischen Gefangenenlager auf Kuba festgehalten worden.

Generation 9/11 – Di. 31.08. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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