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Nanga Parbat: An diesem Berg starb Reinhold Messners Bruder

von Wilfried Geldner

Reinhold Messner kehrt 50 Jahre später an den Berg zurück, an dem er 1970 beim Abstieg seinen jüngeren Bruder Günther verlor. An seiner Seite sein Sohn Simon.

ARTE
Nanga Parbat – Mein Schlüsselberg
Dokumentarfilm • 01.07.2021 • 20:15 Uhr

Anhand unveröffentlichter Originalaufnahmen der Himalaja-Expedition von 1970 erzählt Reinhold Messner in seiner Dokumentation "Nanga Parbat – mein Schlüsselberg" (ARTE-Erstsendung) aus seiner persönlichen Sicht noch einmal von den dramatischsten Stunden seines Lebens. Nachdem die Brüder Reinhold und Günther, damals 25 und 23 Jahre alt, den Gipfel des 8.125 Meter hohen Nanga Parbat in Pakistan über die Rupalwand erreichen konnten, kam es beim Abstieg über die vermeintlich leichter zu begehende Diamirflanke zur Tragödie. Reinhold verlor den durch Höhenkrankheit geschwächten Bruder aus den Augen und konnte ihm trotz intensiver Suche nicht mehr helfen. Anschließend hatte er sich der Anschuldigungen anderer Expeditionsteilnehmer und weiterer Bergsteiger zu erwehren. Zahlreiche Publikationen und Filme, darunter Joseph Vilsmaiers Spielfilm "Nanga Parbat" (2010), widmeten sich dem Thema.

Die Tragödie ereignete sich am 27. Juni 1970: Günther und Reinhold Messner gelang innerhalb einer Expedition damals die dritte Besteigung des "Schreckensberges" Nanga Parbat und zugleich die erste Durchsteigung der steilen Rupal-Wand. Doch im von Reinhold beschlossenen Abstieg in Richtung Westen verunglückt der völlig erschöpfte Günther Messner, während Reinhold mit Erfrierungen das Diamirtal erreicht.

Messner habe den Bruder damals im Stich gelassen, so die Vorwürfe von Freunden und Expeditionsteilnehmern danach – auch vor Gericht. "Der Nanga Parbat ist der Schlüsselberg meines Lebens, wo ich die schlimmste Geschichte meines Lebens erlebte", sagte Reinhold Messner nun anlässlich einer öffentlichen Vorführung seines Films. Der Tod seines jüngeren Bruders beim Abstieg vom Nanga Parbat hat ihn zeitlebens beschäftigt. So gesehen ist seine Reise 50 Jahre danach so etwas wie die Aussöhnung mit dem Berg und eine Dankesbezeugung an die heimische Bevölkerung in Nordpakistan. Damals nahmen die Einheimischen Messner bei seiner Ankunft im Tal völlig erschöpft und halluzinierend in Empfang nahm und sangen ihn "ins Leben zurück", wie er sagt.

Die Erfahrungen von 1970 hätten dazu geführt, dass er "alle romantischen Vorstellungen im Zusammenhang mit dem Bergsteigen verloren" habe, so berichtet er heute. Über den Film selbst sagt er: "Es ist mein Film, und ich werde nichts daran ändern, obwohl einige das möchten." Der ewige Rebell in Messner lebt also immer noch. Schon vor Jahren stellte der berühmte Extrembergsteiger die Überlegung an, "ob nicht unbestiegene Berge doch eigentlich eine größere Anziehungskraft als erklommene" hätten. Die Erinnerung an Messner ist am Himalaja noch immer lebendig. Messner ist er dort inzwischen unter anderem mit der Einrichtung von Schulen sozial engagiert.

Nanga Parbat – Mein Schlüsselberg – Do. 01.07. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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