Krimi-Thriller mit Ulrike C. Tscharre und Hanno Koffler

"Zielfahnder: Polarnacht": Auf der Jagd nach dem Stalker

25.02.2024, 09.00 Uhr
von Eric Leimann

Eine Frau wird von einem Stalker bedroht. Anne (Lisa Wagner) reist nach Nordschweden, um in einer therapeutischen Einrichtung Ruhe zu finden. Doch die Gefahr ist noch lange nicht vorbei. Die Zielfahnder Landauer (Ulrike C. Tscharre) und Röwer (Hanno Koffler) sind im Einsatz, um die Frau zu schützen. 

ARD
Zielfahnder: Polarnacht
Thriller • 24.02.2024 • 20:15 Uhr

2016 erschufen Ausnahme-Regisseur Dominik Graf und sein Autor Rolf Basedow unter dem Namen "Zielfahnder: Flucht in die Karpaten" den irren Rumänien-Trip zweier deutscher Auslandseinsatz-Polizisten, die atemlos in einer fremden Welt Verbrecher jagten. Die Kritiken damals überschlugen sich förmlich vor Lob. Endlich war ein deutscher Krimi-Thriller mal ganz anders als gewohnt: wild, unberechenbar, authentisch und sehr physisch.

Der hochgerfährliche Stalker

 

Drei Jahre später gab es mit "Zielfahnder: Blutiger Tango" eine in Montevideo spielende Fortsetzung. Nun folgt mit "Zielfahnder: Polarjagd" der dritte Streich der Reihe, von der allerdings nur noch Zielfahnderin Hanna Landauer (Ulrike C. Tscharre) und ihr immerhin bereits aus Teil zwei bekannter Kollege Lars Röwer (Hanno Koffler) übrig geblieben sind.

Als ein psychopathischer Stalker in Deutschland eine Frau ermordet, finden die Ermittler heraus: Eigentlich hat es der Täter auf die ältere Schwester des Opfers abgesehen. Anne Herbst (Lisa Wagner) führte einst eine Beziehung mit dem von krankhaftem Besitzwahn gepeinigten Robert Lessing (Mike Hoffmann). Als sie die Liaison beendete, wurde Lessing zum hochgefährlichen, gewalttätigen Stalker.

Ein physischer wie psychischer Alptraum

Die Nachricht vom Tode ihrer Schwester erreicht Anne in Nordschweden. Dort lebt sie unter falschem Namen in einer therapeutischen Einrichtung. Mit anderen traumatisierten Menschen findet hier unter Anleitung des Therapeuten Migal Parson (Mats Blomgren) ein gemeinsames Leben im Opferschutz statt. Doch es ist davon auszugehen, dass Lessing den Opferschutz-Aufenthaltsort seiner Obsession bereits rausgefunden hat. Landauer und Röwer reisen ins eisige Nordskandinavien, um Anne zu schützen.

Schon der zweite, in Südamerika spielende Auslands-Thriller, zu dem immerhin noch Rolf Basedow ("Im Angesicht des Verbrechens") das Drehbuch schrieb, erhielt gemischte Kritiken. Im dritten Teil der Reihe ist mit Autorin Dagmar Gabler ("Tatort: Hackl") und Regisseur Sebastian Ko ("Ladybug") nun ein ganz neues Kreativ-Duo zugange. Vom tollen Original-Konzept der Reihe haben sie neben der Idee des Auslandseinsatzes zweier deutscher Polizei-Profis auch die Härte des Plots übernehmen (wollen). In den "Zielfahnder"-Filmen geht es weniger um feinsinnige oder gar vertrackte Ermittlungen, sondern um einen physischen wie psychischen Alptraum, dem die Polizisten in einer fremden, schwer zu durchschauenden und rauen Welt begegnen.

Die Hatz nach dem unsichtbaren Täter

So wird das gemütliche Schwedenhaus der Therapiegruppe schnell zur Grusel-Version eines Lebens im Ikea-Katalog. Der auf interessante Art seltsame Therapeut und seine geschädigten Wald-Schützlinge lassen bei Ankunft der deutschen Polizisten ein Story-Potenzial anklingen, das der Film danach aber kaum einlöst. Von jenem Moment an nämlich, da sich Landauer als Anne verkleidet, um dem Stalker als Lockvogel zu dienen, sammelt der Samstagabend-Krimi immer mehr Thriller-Klischee-Momente ein. Die erscheinen zwar radikal, weil verschneite Suspense-Momente sehr viel Screentime des 90-Minüters verbrauchen, anstatt wie sonst in deutschen Krimis viel Erklär-Dialog in die Waagschale zu werfen – doch die Hatz nach dem unsichtbaren Täter ist leider auch ein wenig beliebig bis uninspiriert. Die Story des Thrillers darf man gar als hauchdünn bezeichnen.

"Kommissarin Heller" mit starkem Monolog

Die ansonsten zu sehr viel mehr fähigen Darsteller Tscharre, Koffler und Wagner bekommen nur in ganz wenige Szenen mal etwas zu tun. Dann etwa, wenn Lisa Wagner Ulrike Tscharre erzählen darf, was sie mal gut fand an "ihrem" Psychopathen: "Das war so ein Clint Eastwood-Typ. Ruhig, stark." In einem kurzen und wirklich starken Quasi-Monolog erklärt die ehemalige "Kommissarin Heller"-Darstellerin mit beeindruckendem Spiel, wie sie sich durch die Zufallsbegegnung mit der falschen Person von einer selbstbewussten Frau zum zutiefst gepeinigten, traumatisierten Menschen verwandelte.

Vielleicht hätte dem schwedischen Winterwald-Thriller ein wenig mehr von dieser Psychologie und diesem Schauspiel gutgetan. Dafür hätten einige Action- und Suspense-Momente von der Stange durchaus gestrafft werden können.

Zielfahnder: Polarnacht – Sa. 24.02. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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