Sonntag am Tatort

Sunzi und die Regeln des Bösen

02.09.2016, 06.15 Uhr
von Detlef Hartlap
Rat- und hilflos: Fellner, Eisner, Daniela Vopelka und Polizeichef Rauter (v. l.) diskutieren die Lage.
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Rat- und hilflos: Fellner, Eisner, Daniela Vopelka und Polizeichef Rauter (v. l.) diskutieren die Lage.  Fotoquelle: ARD/ORF/Superfilm/Klaus Pichler

"Wer das eigene Land verlassen und die Grenze überschritten hat, befindet sich in ungesichertem Gelände."

Weisheiten wie diese aus der Feder des altchinesischen Strategie-Philosophen Sunzi bieten dem Wiener Tatort das gedankliche Unterfutter und schenken ihm den Titel.

Sunzis Buch Die Kunst des Krieges gehört heute zum Repertoire jeder besseren Manager-Ausbildung.

Der Scherz am Rande dieser unbedingt sehenswerten Tatort-Folge besteht darin, dass Ganove Andy Mittermeier (Michael Fuith) seinen Sunzi in- und auswendig kennt, Polizeioberstleutnant Eisner (Harald Krassnitzer) aber von derlei Firlefanz nichts wissen will.

Es liegt auf der Hand, dass ein solcher Wissensvorsprung dem Bösen zunächst einige Vorteile verschafft.

Der Film beginnt grausig, um bald aber von Szene zu Szene herziger und sonntäglich gemütlicher zu werden. Sind halt alle recht leab in Wien, die Bibi Fellner (Adele Neuhauser) sowieso.

Und auch Eisners Miene entfaltet sich von zerknautschestem Missmut (seine Tochter will ausziehen, zu einem gewissen Kerim) zu der eines tierliebenden Strahlemanns.

Als zu Beginn ein türkischer Geschäftsmann in äußerst verstümmelter Form aufgefunden wird und die Geschichte nach Mafia und Menschenhandel riecht, schwant dem Zuschauer nichts Gutes. Doch bettet Autor und Regisseur Thomas Roth das Thema in schonend weichen Flaum.

Das spannend inszenierte Ende vor dem eigentlichen Happy End ist dann wieder ganz Sunzi: "Wo es nirgendwo mehr ein Entrinnen gibt, handelt es sich um tödliches Gelände."

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