Białowieża (Polen / Weißrussland) - Wildnis unter dem Dach der Urwaldriesen
Osteuropa, vor Tausenden von Jahren. Dichte Mischwälder erstrecken sich von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer. Langsam wandern die ersten Menschen in die Wildnis ein und beginnen, sie zu verändern. Mit dem Entstehen von Feldern und Dörfern lichten sie die Wälder mehr und mehr, bis nur noch der Urwald von Bialowieza bleibt. Fast unberührt haben seine Baumriesen die kriegerischen Zeiten überstanden. 50 Meter hoch ragen sie in den Himmel empor. Schwarzstörche haben in den ausladenden Ästen ihren Horst angelegt. Sie gehören zu den heimlichsten und seltensten Vögeln Europas. Im Totholz abgestorbener Bäume brüten Eulen und zahllose Spechte. Versteckt in den Kronen ziehen Adler ihre Jungen auf. Die Artenfülle ist unermesslich, denn anders als im Wirtschaftswald bleibt abgestorbenes Holz am Boden liegen, Lebensraum für zahllose Insekten. Singvögel wissen diese Nahrungsfülle zu schätzen, überall aus den Büschen erklingt lautstark ihr Gesang. Doch der Reichtum an Leben hat noch einen anderen Grund. Bialowieza ist ein stetiger Wechsel zwischen trocken und nass. Versumpfte Stellen wechseln zu höher gelegenen Inseln und werden doch bald schon wieder von undurchdringlichen Kiefernmooren und Bachtälern abgelöst. So ist es nicht verwunderlich, dass die abwechslungsreiche Wildnis sogar zur Heimat besonders scheuer Tiere geworden. Wölfe und Luchse gehen im Dickicht auf die Jagd, spähen nach Wildschweinen, Rehen und Hirschen. Und wie Wesen aus einer anderen Zeit durchstreifen noch heute Wisente den großen Wald. Bialowieza mit seiner Lebensfülle ist einzigartig in Europa, es ist der letzte, noch existierende Tieflandsurwald.
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