18.08.2015 Gesundheit

Arzt-Kolumne: Neues entdecken!

Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer.
Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer. Fotoquelle: privat

Warum Fortschritt weder gut noch böse ist und warum wir ihn dringend brauchen.

Am Begriff des Fortschritts scheiden sich oftmals die Geister. Zwar würde kaum jemand seine Notwendigkeit in Zweifel ziehen, schon gar nicht im Bereich der Medizin. Schließlich hat er Millionen von Menschenleben gerettet und Leid gelindert. Und dennoch fragen sich viele: Wie viel Fortschritt brauchen wir noch? Was bringt er uns, wenn wir ihm kaum mehr zu folgen vermögen?

Ich kann diese Sorgen verstehen, zumal wenn ich daran denke, welche Fortschritte bei der Entwicklung von Kriegsgeräten gemacht wurden. Da ist man schnell versucht, Forschung und Fortschritt zu misstrauen und dem Treiben Einhalt zu gebieten. Doch dies wäre ein Kampf gegen Windmühlen. Denn es liegt im Wesen des Menschen, dass er immer Neues entdecken und über sich hinauswachsen will.

Weder gut noch böse

Fortschritt an sich ist weder gut noch böse. Vielmehr brauchen wir ihn, um das beherrschen zu können, was er uns bisher gebracht hat. Nicht zuletzt, weil es unseren Vorfahren gelungen ist, die großen Epidemien und den Hunger in weiten Teilen der Welt zu besiegen, haben wir heute ein Bevölkerungswachstum, das die Medizin vor ganz neue Aufgaben stellt, erst recht vor dem Hintergrund fortschreitender Globalisierung.

Wir brauchen den Fortschritt, um unserer humanistischen Verantwortung genügen zu können. Wie denn sonst sollten wir den Problemen der Zukunft gewachsen sein? Als Radiologe habe ich eine Entwicklung gefördert, die es erlaubt, mit modernen Verfahren viele Krankheiten wie die Verkalkung der Herzkranzgefäße viel früher zu erkennen und zu behandeln als noch vor 20 Jahren.

Auf die humane Dimension des Fortschritts besinnen

Einer solchen Entwicklung mit Fortschrittszweifel zu begegnen, wäre unmenschlich. Daher müssen wir uns immer wieder auf die humane Dimension des Fortschritts besinnen, auch um vorhandene Fehlentwicklungen zu beheben, Schaden zu begrenzen oder besser noch vorzubeugen und das Erreichte zu bewahren. Es nutzbar zu machen für eine sich ständig verändernde, aber humane Zukunft. Ich freue mich darauf und engagiere mich weiter dafür!

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