11.08.2015 Gesundheit

Arzt-Kolumne: Schlafapnoe – Unterschätzte Volkskrankheit

Von Dr. Hartmut Grüger
Dr. med. Hartmut Grüger ist Chefarzt der Klinik für Schlafmedizin Düsseldorf, Grand Arc, und Facharzt für Innere  Medizin und Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin.
Dr. med. Hartmut Grüger ist Chefarzt der Klinik für Schlafmedizin Düsseldorf, Grand Arc, und Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin. Fotoquelle: Klinik für Schlafmedizin Düsseldorf Grand Arc

Fünf bis zehn Prozent der Deutschen finden keinen gesunden Schlaf.

Millionen Deutsche kämpfen sich morgens unausgeschlafen aus ihren Betten und stellen sich müde den alltäglichen Herausforderungen. Und dies, obwohl sie zeitlich gesehen genug Schlaf hatten. Um morgens erholt zu sein, kommt es aber nicht nur auf die Schlafdauer, sondern auch auf die Qualität des Schlafes an.

Mit zunehmendem Alter und Körpergewicht

Doch etwa zehn Prozent der Männer und fünf Prozent der Frauen finden keinen "gesunden Schlaf". Ursache sind nächtliche Atempausen, die sogenannte Schlafapnoe, eine unterschätzte Volkskrankheit, die insbesondere mit zunehmendem Alter und Körpergewicht auftritt. Auch nach Alkoholkonsum und bei einer behinderten Nasenatmung steigt das Risiko einer Schlafapnoe.

Mehr als fünf Atempausen pro Stunde sind krankhaft. Denn währenddessen sinkt der Sauersto†gehalt im Blut und der Puls schnellt in die Höhe. Das Gehirn reagiert mit einer Alarmreaktion, um ein Ersticken zu verhindern: Adrenalin wird ausgeschüttet, die Muskelspannung erhöht und der Schlaf kurz unterbrochen. Betroffene bemerken diese oft nur Sekunden andauernden Wachphasen zwar nicht, doch sie stören den Tiefschlaf.

Konzentrations- und Gedächtnisverschlechterungen

Indiz für eine Schlafapnoe können Harndrang, Sodbrennen und Schwitzen in der Nacht sowie Libidoverlust sein. Am nächsten Morgen können Kopfschmerzen auftreten oder am nächsten Tag Müdigkeit, Einschlafneigung sowie Konzentrations- und Gedächtnisverschlechterungen. Die Vielzahl der Symptome führt oft dazu, dass die Ursache nicht erkannt wird und eine Behandlung ausbleibt. Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall sind wissenschaftlich bewiesen und treten häufig auf.

Sicherheit bietet eine Untersuchung mit einem kleinen Aufzeichnungsgerät, das Betroffene mit nach Hause nehmen können. Der Arzt kann so Schnarchen, Atempausen und Sauerstoff†abfälle erkennen. Und die gute Nachricht: Schlafapnoe ist gut behandelbar – etwa mit Zahnschienen, Operationen oder einer Schlafmaske.

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