13.12.2023 Kolumne

Mit Prellung oder Verstauchung immer zum Arzt

Von Dr. Martin Rinio
 Dr. Martin Rinio steht Ihnen mit gutem Rat zur Seite.
Dr. Martin Rinio steht Ihnen mit gutem Rat zur Seite. Fotoquelle:  privat; HR; NDR/Kamera Zwe

Schnell ist es passiert und man knickt mit dem Knöchel um oder zieht sich eine Prellung zu. Dr. Martin Rinio erklärt, welche Erste-Hilfe-Maßnahmen sinnvoll sind und was zu beachten ist. 

Ich bin in der vergangenen Woche ganz unglücklich in meinem Badezimmer umgeknickt und gestürzt. Der rechte Fußknöchel scheint verstaucht zu sein und schmerzt bis heute. Jeder Schritt tut weh. Wie werde ich schnell wieder fit?“, fragte mich eine 35-jährige sportliche Patientin kürzlich. „Was volkstümlich nach einem Sturz oft als ‚verstauchter Knöchel‘ abgetan wird, ist in Wirklichkeit nichts anderes als eine Bänderdehnung oder sogar ein Bänderriss. Wichtig ist deshalb eine schnelle und fundierte Diagnose. Deshalb ist es sehr gut, dass Sie in meine Sprechstunde gekommen sind“, antwortete ich der Patientin.

Wird ein gefährlicher Bänderriss als harmlose Dehnung eingeschätzt und falsch behandelt, so wäre langfristig die Sportfähigkeit der Patientin gefährdet. Zudem kann die mangelnde Bandstabilität bereits bei geringen Anlässen zum erneuten Umknicken führen. Bei Drehbelastungen verschleißen die Gelenke schneller – die Sprunggelenksarthrose ist dann nur noch eine Frage der Zeit. Während bei der Verstauchung das Gelenkband überdehnt und geschädigt wird, kommt es hierbei zu Verletzungen des unter der Haut liegenden Gewebes. Heftige Schmerzen und deutliche Hämatome, also Blutergüsse, sind typische Symptome. Erste Maßnahmen sind Kühlen, das Bein hochlagern und pausieren.

"Wichtig ist eine schnelle und fundierte Diagnose"

Symptome, die auf größere Schäden von Muskeln, Bändern und Gelenken hinweisen, kann nur ein Facharzt mit Hilfe moderner Diagnosemethoden erkennen. Für Betroffene gibt es aber erste Hinweise auf größere Verletzungen. Beim Muskelfaserriss beispielsweise sind messerstichartige Schmerzen im betroffenen Körperteil typisch. Hinzu kommt eine wesentlich eingeschränktere Beweglichkeit. Und auch Brüche des Handgelenks, oftmals Resultat eines Sturzes auf die reflexartig ausgestreckte Hand, haben ein deutliches Beschwerdebild: Neben starken Schmerzen sind dies Einschränkungen von Funktion und Mobilität des Handgelenks. Hinzu kommen Schwellungen sowie vielfach eine deutlich sichtbare Fehlstellung. In diesem Fall bleibt dem Orthopäden generell oft nur der operative Eingriff. Aber dies ist abhängig von Form und Schwere des Bruchs. Bei weniger verschobenen Brüchen genügt in der Regel eine Gipsbehandlung. Kommt es zum Sturz, so ist auch bei scheinbar harmloseren Folgen Vorsicht geboten. Deshalb mein Rat: Bitte auf jeden Fall den Arzt konsultieren, wenn die Schmerzen über mehrere Tage anhalten, intensiver werden oder die Belastbarkeit abnimmt.

 

Wichtigste Erste-Hilfe-Maßnahme bei Verstauchungen ist die PECH-Regel:

P = „Pause“, das heißt nach der Verletzung Arm oder Bein ruhen lassen

E = „Eis“, das heißt einen Eisbeutel oder andere Kühlung gegen die Schwellung

C = „Compression“, also ein elastischer Druckverband, der weiteres Einbluten verhindert und Entzündungen und Schwellungen reduziert

H = „Hochlagern“, denn das wirkt weiteren Schwellungen oder Einblutungen entgegen.

 

Über den Autor:

Dr. Martin Rinio ist Ärztlicher Direktor der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Ein Behandlungsschwerpunkt des Facharztes für Orthopädie, Chirurgie und Unfallchirurgie sind Hüftgelenk und Endoprothesen. 

Das könnte Sie auch interessieren