25.05.2021 Arzt-Kolumne

Was ist ein Broken Heart Syndrom?

Von Heinz-Wilhelm Esser
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als "Doc Esser" in TV und Hörfunk sowie als Buchautor.
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als "Doc Esser" in TV und Hörfunk sowie als Buchautor. Fotoquelle: WDR/Herby Sachs

Eine 65-jährige Frau stellte sich vor zwei Monaten mit akuten Herzbeschwerden in der Ambulanz vor. Als zuständiger Oberarzt der Kardiologie wurde ich hinzugerufen und fand eine Patientin vor, die die typischen Symptome eines akuten Herzinfarktes angab. "Ich habe starke Schmerzen im linken Brustbereich", schilderte die Patientin ihre Symptome. Unser Verdacht auf Herzinfarkt verdichtete sich, nachdem auch die Ultraschalluntersuchung des Herzens und eine Blutuntersuchung auffällig waren.

Wir entschlossen uns zu einer Herzkatheter-Untersuchung. Im Rahmen dieser Untersuchung überprüften wir die Herzkranzarterien auf eine Engstelle, aber überraschenderweise waren alle Herzkranzarterien frei. Bei weiterer Befragung gab die Patientin an, dass ihr Mann kürzlich verstorben sei, was sie emotional stark belastete. Damit war die Diagnose klar. "Sie leiden an dem sogenannten 'Broken Heart Syndrom'", erklärte ich der Patientin.

Ein "gebrochenes Herz" kann unter starker emotionaler Belastung auftreten und betrifft deutlich häufiger Frauen. Man vermutet eine zu starke Ausschüttung von Stresshormonen, die das Herz dann schädigen. Da die Symptome einem Herzinfarkt ähneln, wird immer eine Koronarangiographie durchgeführt. In der Ultraschalluntersuchung sieht der Mediziner oft ein Herz mit einer ballonartigen Erweiterung der linken Herzkammer, die nach Ansicht des Erstbeschreibers einer japanischen Tintenfischfalle ähnelt und deshalb Tako-Tsubo-Kardiomyopathie heißt.

Bei schwerem Verlauf kann es notwendig sein, dass Betroffene für eine gewisse Zeit Herzmedikamente zur Kräftigung des Herzmuskels bekommen. Die gute Nachricht ist aber, dass bei nahezu allen das Herz zur alten Stärke zurückfindet. So war es auch bei meiner Patientin. Ich gab ihr den Tipp: "Bleiben Sie am besten gelassen!" Sie beherzigte meinen Rat, und inzwischen geht es ihr besser.

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