12.06.2023 Arzt-Kolumne

So beugen Sie Harninkontinenz vor

Von Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt 
und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als „Doc Esser“ in TV, 
Hörfunk und als Buchautor.
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als „Doc Esser“ in TV, Hörfunk und als Buchautor. Fotoquelle: WDR / Herby Sachs

Mit höherem Alter steigt auch das Risiko für Harninkontinenz. Was Sie dagegen tun können, erfahren Sie hier.

Wenn ich lache oder huste, dann verliere ich ungewollt Urin. Das Schlimmste am Älterwerden ist für mich deshalb meine zunehmende Harninkontinenz. Darüber hat schon meine Mutter geklagt, und es hat ihre Lebensqualität enorm eingeschränkt“, sprach mich vor einigen Tagen eine 58-jährige, ansonsten topfitte Patientin in meiner Praxis an. „Kann ich überhaupt noch etwas dagegen tun?“, fragte sie mich. „Absolut nachvollziehbar, dass Ihnen das sehr unangenehm ist. Ja, Sie können etwas dagegen tun“, antwortete ich der Patientin.

Bei der Harninkontinenz verschlechtert sich die Speicherfähigkeit der Harnblase, sodass es zu unkontrollierten Urinabgängen kommt. Harninkontinenz kann unterschiedliche Ursachen haben. Deshalb sollte immer ein Arzt die Ursache abklären. Zur Vorbeugung von Harninkontinenz kann gezieltes Beckenbodentraining bereits in jungen Jahren für eine starke Beckenbodenmuskulatur sorgen. Viele Frauen kennen das von der Rückbildungsgymnastik nach der Geburt. Die Übungen verhindern eine frühe Inkontinenz.

Allerdings will Beckenbodentraining gelernt sein. Vielen fällt es zunächst schwer, die richtigen Muskeln anzusteuern. Wenn sie es jedoch gelernt haben, dann haben viele Übungen den Vorteil, dass sie diese unbemerkt ausführen können und das Beckenbodentraining so sehr gut in den Alltag eingebaut werden kann. Weiterhin sollte man schweres Heben vermeiden, um Beckenboden und Blase zu schonen. „Und wenn Sie schon etwas Schweres anheben müssen, dann heben Sie aus den Knien und versuchen den Gegenstand eng am Körper zu halten“, empfahl ich der 58-Jährigen. Auch Übergewicht, eine Adipositas, kann das Risiko für eine Harninkontinenz erhöhen. Denn durch die Organverfettung erhöht sich die Belastung auf den Beckenboden. Zur Vorbeugung einer Inkontinenz ist deshalb eine gesunde Lebensführung mit ausgewogener Ernährung, Sport und ein normales Körpergewicht ratsam.

Übrigens: Bitte glauben Sie nicht, die Inkontinenz sei „nur“ ein Problem der älteren Frau. Untersuchungen haben gezeigt, dass auch junge Frauen davon betroffen sind und wir Männer ab einem gewissen Alter auch. Es gilt deshalb für alle: Ran an das Training für einen starken Beckenboden.

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