23.10.2023
Arzt-Kolumne
Leben mit einer Lungenkrankheit
Von Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt
und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als „Doc Esser“ in TV,
Hörfunk und als Buchautor. Fotoquelle: WDR / Herby Sachs
Während Lungenentzündungen meist vollständig ausheilen, können chronische Lungenerkrankungen Patienten ein Leben lang begleiten. Doc Esser klärt auf.
„Habe ich überhaupt nochmal die Chance auf ein normales Leben, ohne dass ich ständig durch die Luftnot in meinem Alltag eingeschränkt bin?“, fragte mich eine 65-jährige Patientin verunsichert, die soeben von mir die Diagnose COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) erhalten hatte.
Das Fatale war: Die Patientin hatte weder eine frühkindliche Reifungsstörungen der Lunge gehabt, keine regelmäßigen bronchialen Infekte, keine Tuberkulose und auch nie geraucht. Dafür hatte Sie aber jahrzehntelang passiv geraucht, da ihr Ehemann seinem Rauchkonsum auch in der Wohnung nachgekommen war. „Eine COPD ist leider nicht heilbar, aber wir können eine Verschlechterung oder ein Voranschreiten der Erkrankung durch eine adäquate Therapie stoppen oder zumindest verlangsamen“, antwortete ich ihr.
Die Lunge verzeiht leider nicht viel. Akute Entzündungen, bedingt durch Viren oder Bakterien, heilen zwar oft folgenlos aus, aber chronische Erkrankungen wie das Asthma bronchiale, die COPD oder verschiedene Arten der Lungenfibrose können oft nicht mehr geheilt werden.
Die gute Nachricht ist aber, dass es mittlerweile medikamentöse Therapien gibt, die die Erkrankung stoppen und ein normales Leben möglich machen. Das sind beispielsweise die Antikörpertherapien bei schwerem Asthma bronchiale. Auch bei einer speziellen Art der Lungenfibrose gibt es mittlerweile eine Therapie, die Betroffenen enorm viel Lebenszeit schenken kann.
Selbst bei einigen Lungenkrebsarten lässt sich durch eine zielgerichtete Krebstherapie das Voranschreiten für einen längeren Zeitraum verhindern. Diese führt dazu, dass bestimmte Gene blockiert werden und die Tumorzelle sich nicht mehr teilen kann. Und das mit deutlich weniger Nebenwirkungen als bei einer klassischen Strahlen-und/oder Chemotherapie. Was Sie für Ihre Lunge tun können? Viel Sport und Bewegung! Und weg mit den Zigaretten.
