01.08.2023 Arzt-Kolumne

Das hilft bei Schulunlust

Dr. Melanie Ahaus 
ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin 
des Berufsverbandes der Kinder- und 
Jugendärzt*innen 
in Sachsen.
Dr. Melanie Ahaus ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzt*innen in Sachsen. Fotoquelle: privat

So schnell, wie sich ein Kind für die Schule begeistert, kann es auch wieder die Lust aufs Lernen verlieren. Eine Kinderärztin verrät, was ihr dagegen tun könnt.

Vor einigen Tagen war ein Sechsjähriger mit seiner Mutter in meiner Sprechstunde. Mein Patient ist seit kurzem Schulkind. „Seine anfängliche Begeisterung für die Schule hat jedoch arg nachgelassen. Morgens bummelt er herum, will sich nicht anziehen und dann auch lieber spielen als in die Schule gehen“, berichtete mir die Mutter besorgt. Kannst du mich nicht wieder von der Schule abmelden, habe er sie neulich gefragt. Nun macht sie sich Sorgen: „Was ist, wenn mein Sohn so schnell den Spaß am Lernen verliert?“

Gemeinsam überlegten wir, wie wir dem Erstklässler helfen könnten, wieder Freude an der Schule zu bekommen. Gar nicht so schwierig, wenn man versteht, wie das Gehirn arbeitet. Unser wichtigstes Organ will sich weder langweilen noch dauerhaft überfordert werden. Vor allem aber ist es süchtig nach Belohnung.

„Bisher haben Sie, soweit ich das beurteilen kann, alles richtig gemacht: Sie haben ihn an Ihren eigenen Hobbies, dem Basteln und Musizieren teilhaben lassen, lesen ihm viel vor, zeigen ihm auf Waldspaziergängen die Natur, sie ermutigen und loben ihn viel und schimpfen selten“, lobte ich die Mutter. Aber jetzt? Wie vermeidet man, dass das Üben zur Qual wird, die Schule eine Last?

Viel lässt sich durch eine kluge Tagesplanung gewinnen. Die Familie könnte morgens eine halbe Stunde früher aufstehen, dann hätte das Kind genug Zeit, um sich anzuziehen und vielleicht sogar noch ein bisschen zu spielen, bevor es in die Schule geht. Auch bei den Hausaufgaben kann ein wenig Entspannung Wunder wirken. „Überlegen Sie mal, was ihr Sohn besonders gerne macht als Schulfach, dann soll er – natürlich selbständig – diese Hausaufgaben zuerst machen und hat dadurch Erfolgserlebnisse, die ihn auch durch die nicht so beliebten Aufgaben tragen“, schlug ich der Mutter vor.

Nie wieder im Leben haben Menschen so einen großen Bewegungsdrang wie im Grundschulalter, vor allem Jungs. Vielen Kindern hilft daher auch Bewegung, um sich anschließend wieder besser zu konzentrieren. Und schließlich hilft auch regelmäßiger und ausreichend langer Schlaf. Während das Kind schlummert, arbeitet das Gehirn auf Hochtouren, es sortiert, was es tagsüber gelernt hat. Allerdings nur ohne blaues LED-Licht. Also bitte kein Smartphone am Bett.

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