21.06.2016 Gesundheit

Arzt-Kolumne: Täuschendes Blau

Von Dr. Hartmut Grüger
Dr. med. Hartmut Grüger ist Chefarzt der Klinik für Schlafmedizin Düsseldorf, Grand Arc, und Facharzt für Innere  Medizin und Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin.
Dr. med. Hartmut Grüger ist Chefarzt der Klinik für Schlafmedizin Düsseldorf, Grand Arc, und Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin. Fotoquelle: Klinik für Schlafmedizin Düsseldorf Grand Arc

Während sich früher die Familie zum gemeinsamen Fernsehen zusammengefunden hat, hat sich durch die Entwicklung neuer Mediengeräte die Mediennutzung individualisiert.

Statt des gemeinsamen Familienfernsehens gibt es in der Regel heute im Haushalt genauso viele Smartphones wie Köpfe, was die Möglichkeit der elterlichen Kontrolle stark erschwert. Der Nachwuchs kann heimlich im Bett weiter über das Smartphone mit Freunden schreiben und im Internet surfen.

Bleibt das Handy nachts in Reichweite, so liegt einer US-Studie zufolge die Schlafdauer im Schnitt 20 Minuten unter der von unbeteiligten Gleichaltrigen. Am nächsten Tag folgt allerdings oft die Quittung in Form von Müdigkeit in der Schule und daraus resultierenden schlechteren Leistungen.

Zwar sinkt der Schlafbedarf bis zum Erwachsenenalter, doch bei Jugendlichen zwischen 14 und 16 Jahren liegt dieser bei noch rund neun Stunden. Schlafmangel wird unter der Woche angehäuft, und es wird versucht, diesen am Wochenende durch exzessiven Schlaf bis in die Mittagsstunden hinein auszugleichen.

Doch hierbei stößt man schnell an Grenzen, denn pro Tag ist lediglich eine Verschiebung des Tag-Nacht-Rhythmus um anderthalb Stunden möglich. Problematisch ist, dass viele Jugendliche sich ein solches Verhalten der Eltern aneignen. Eine norwegische Studie hat ergeben, dass Jugendliche, die mehr als vier Stunden Bildschirmmedien am Tag konsumieren, ein doppelt so hohes Risiko für Schlafstörungen haben als Personen ihrer Altersklasse, die lediglich eine Stunde vor dem Bildschirm verbringen.

Als Erklärung für diese Beobachtung gaben die Forscher eine Beeinträchtigung des Hormonhaushaltes an. Das Licht der Bildschirme ist durch einen hohen Blauanteil dem Sonnenlicht sehr ähnlich, das unseren Tag-Nacht-Rhythmus normalerweise steuert.

Eine effektive Abhilfe ist schwer zu erzielen. Eltern sollten in jedem Fall als Vorbild für einen verantwortungsvollen Umgang mit Medien fungieren.

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