24.07.2023 Arzt-Kolumne

Was Post Covid mit Herz und Lunge macht

Von Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie, Buchautor und bekannt als „Doc Esser“ in TV und Hörfunk.
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie, Buchautor und bekannt als „Doc Esser“ in TV und Hörfunk. Fotoquelle: WDR / Herby Sachs

Long-Covid ist in aller Munde. Doch was macht die Erkrankung eigentlich genau? Ein Arzt klärt auf.

Seit meiner Covid-Infektion bin ich nicht mehr leistungsfähig. Ich habe immer wieder Luftnot, mein Herz stolpert, und ich traue mich kaum noch, Sport zu treiben“, berichtete mir sichtlich verunsichert eine 33-jährige Patientin vor einigen Tagen in meiner Post-Covid-Sprechstunde. „Bitte behalten Sie die Ruhe und machen Sie sich nicht so viele Sorgen“, beruhigte ich meine Patientin und erklärte ihr, warum: „So wie Sie es beschreiben, könnte es sich um ein Post-Covid-Syndrom handeln, das aber bei nahezu allen Betroffenen ausheilt. Dennoch sollten Lunge und Herz durchgecheckt werden, um durch die Covid-Infektion verursachte Erkrankungen auszuschließen.“

Unter dem Post-Covid-Syndrom versteht man diffuse Symptome oder psychische oder körperliche Beeinträchtigungen, die eindeutig mit einer Covid-Infektion in Verbindung gebracht werden können und die zwölf Wochen nach den Erkrankungen noch da oder neu aufgetreten sind.

Das Post-Covid-Syndrom ist eine Ausschlussdiagnose. So muss der behandelnde Arzt bei Symptomen wie Luftnot oder Enge im Brustkorb an Erkrankungen der Lunge und des Herzens denken, die entweder durch die Covid-Infektion ausgelöst wurden oder die vielleicht bereits dagewesen sind, sich aber durch die Infektion verschlechtert haben.

Bei den oben genannten Symptomen der Patientin sollten ein Lungenfunktionstest, ein Langzeit-EKG, ein Belastungs-EKG und bestenfalls eine Echokardiographie durchgeführt werden. So können mögliche Erkrankungen nachgewiesen oder ausgeschlossen werden. Denkbar wären bei meiner Patientin ein postinfektiöses Asthma, eine Herzmuskelentzündung, die Verschlechterung eines bestehenden allergischen Asthmas oder eine neu aufgetretene Herzrhythmusstörung.

Erst wenn alle möglichen Ursachen ausgeschlossen werden, erfolgt die Diagnosestellung „PostCovid-Syndrom“. Ich veranlasste nach einer gründlichen Anamnese meiner Patientin deshalb alle notwendigen weiteren Untersuchungen und gab ihr noch den Tipp: „Nehmen Sie sich Zeit bei der Genesung. Ich selbst habe über ein Jahr gebraucht, um wieder völlig zu gesunden.“

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