15.01.2024 Arzt-Kolumne

Phimose bei Jungen – was ist das?

Von Dr. Melanie Ahaus
Dr. Melanie Ahaus 
ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin 
des Berufsverbandes der Kinder- und 
Jugendärzt*innen 
in Sachsen.
Dr. Melanie Ahaus ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzt*innen in Sachsen. Fotoquelle: privat

Wenn bei Kinder die Vorhaut schmerzhaft verengt ist, kann eine Phimose die Ursache sein. Wie sie entsteht und was die Behandlungsmöglichkeiten sind, erfährst du hier.

Ein achtjähriger Patient kam vor ein paar Monaten mit seinem Vater zur Vorsorgeuntersuchung U10 in meine Sprechstunde. Ich untersuchte ihn und wir sprachen auch über die psychische und soziale Entwicklung des Kindes – alles normal. „Gibt´s noch mehr Fragen?“, wollte ich von den beiden wissen. „Mein Sohn hat Schwierigkeiten beim Wasserlassen“, antwortete der Vater. „Seine Vorhaut bläht sich beim Pieseln ballonartig auf und es kommt nur ein dünner Strahl heraus.“

Ich bat das Kind, mir seinen Penis zu zeigen. Die Eichel war entzündet und ich sah, dass die Vorhaut tatsächlich sehr eng war. Eine solche Verengung nennt man Phimose. Sie ist bei Babys ganz normal. Zu Beginn des Lebens schützt die verengte Vorhaut die Eichel und die Harnröhre vor Keimen. Meist lösen sich die Verklebungen im Kleinkindalter von selbst, und die Haut wird elastischer. Eltern sollten auf keinen Fall versuchen, die Vorhaut gegen Widerstand zurückzuschieben, sondern den Penis nur von außen waschen. Es könnten sonst Verletzungen und schließlich Narben entstehen. Einige Jungen können die Vorhaut erst in der Grundschule bis hinter die Eichel zurückschieben – solange sie keine Schmerzen haben, ist alles gut, die Eltern können abwarten. „Bei Ihrem Sohn müssen wir jetzt handeln“, erklärte ich dem Vater. „Die Entzündung kann zu Narben führen und die Phimose noch mal verschlimmern. Wir versuchen es jetzt erst mal mit einer kortisonhaltigen Salbe, die die Haut weicher macht.“

Acht Wochen später kam das Kind wieder mit seinem Vater in meine Praxis. „Hat nicht viel gebracht“, sagt der Vater traurig auf meine Nachfrage, ob es eine positive Veränderung durch die Therapie gegeben habe. Tatsächlich war die Salbenbehandlung nicht erfolgreich und mir blieb nichts anderes übrig, als für den Achtjährigen einen Termin in der Kinderklinik zu organisieren. Dort wurde er wenig später operiert. Die Chirurgen entfernten unter Vollnarkose die Vorhaut. Schon am selben Tag konnte mein Patient wieder nach Hause. Seine Eltern pflegten die Wunde, damit sie bald heilen konnte. Vier Wochen lang durfte der Achtjährige keinen Sport machen. Auch musste er sich nun erst einmal an die nun freiliegende Eichel gewöhnen, sie ist sehr empfindlich. Ebenfalls neu: wie einfach plötzlich das Wasserlassen jetzt für ihn ist.

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