Held der Fernsehserie "Sherlock"

Benedict Cumberbatch und die Frauen

08.09.2015, 06.15 Uhr
von Tom Schwan

Für alle, die es bis zur vierten Staffel nicht aushalten: ein Buch zum "Sherlock"-Phänomen.

Bildband

Steve Tribe

 

SHERLOCK Hinter den Kulissen der Erfolgsserie

 

320 Seiten, 29,95 Euro, Knesebeck Verlag

Es muss etwas Besonderes an diesem Benedict Cumberbatch (39) sein. Am nächsten Donnerstag hat der Sender Vox den Spielfilm "Sherlock Holmes: Spiel im Schatten" im Programm. Darin spielt Robert Downey Jr. den Sherlock, und Robert Downey Jr. ist nicht erst seit gestern der höchstbezahlte Schauspieler der Welt.

Trotzdem, für die richtig wahren Sherlock-Fans ist Downey nur ein Ersatz, denn die richtig wahren Sherlock-Fans sind auch immer Cumberbatchians, also Anbeter des einen und einzigen Benedict Cumberbatch. Als Held der Fernsehserie "Sherlock" löst er einen Wirbel aus, wie man das sonst bei Teenie-Popgruppen erlebt. "Cumberbitches" (Cumberweiber), das sind die weiblichen Fans, sie folgen ihrem Idol überall hin, selbst in ein staubtrockenes altes Theater in London.

Dort wird Benedict Cumberbatch gerade für seine Darbietung als "Hamlet" umjubelt. Nicht weil er so gut wäre – er ist es nicht –, sondern weil er Cumberbatch ist.

Anekdoten und Hintergründe

Von einem Bildband, der sich an den Erfolg der Serie (bisher drei Staffeln) hängt und diesen womöglich verstärken will, kann man schwerlich Aufklärung über die Hintergründe eines Phänomens erhoffen. Doch Sherlock – Hinter den Kulissen der Erfolgsserie überrascht positiv. Als "fanzine" gedacht, als Magazin für Fans, kann der Bildband mit einer Menge Anekdoten und Hintergründen aufwarten, die vordem unbekannt oder weniger beachtet waren.

Die Produktion der walisischen BBC-Dependance TV Cymru, verbunden mit erheblichen Summen aus einem regionalen Förderfonds, erforderte eine Verlegung des Ur-Londoners und Baker-Street-Anwohners Sherlock Holmes nach Cardiff in Wales.

"Als wir 2009 mit den Dreharbeiten in Cardiff begannen", erinnert sich Steven Moffat, einer der drei Drehbuchautoren der Serie und Ehemann der "Sherlock"-Produzentin Susan Vertue, "kümmerte sich dort kein Mensch um uns. Sherlock interessierte niemanden. Und keiner kannte Benedict Cumberbatch."

Aber in Filmen und Fernsehserien kann sich das, wie mit einem Popsong, von einem Moment auf den anderen ändern. Heute gibt es schon einen Menschenauflauf, wenn nur ein paar Basisaufnahmen (ohne Schauspieler) in London gedreht werden, bevor das Team in sein walisisches Exil entschwindet.

Typauffrischung nur konsequent

Cumberbatch war als Sherlock die erste und, schenkt man den Produzenten Glauben, einzige Wahl. Obwohl er der Typbeschreibung von Sherlock-Erfinder Arthur Conan Doyle so gar nicht entspricht. Diese Beschreibung lautet: "Er war deutlich über 1,80 Meter groß. Seine Augen waren scharf und durchdringend, und seine dünne Adlernase verlieh ihm einen Ausdruck von Wachsamkeit, worauf auch sein markantes eckiges Kinn hindeutete." Cumberbatchs Antlitz ist eher weich, das Kinn fliehend, die Nase gerade. Aber die Originalgeschichten von Conan Doyle sind von den Autoren Moffat, Gatiss und Stephenson mit so viel Charme und Geschick ins 21. Jahrhundert transferiert worden, dass eine Typauffrischung nur konsequent war.

Ein wesentlicher Bestandteil des Zeitsprungs vom viktorianischen Geist der Originalstorys in die Welt von heute sind die Frauen, die dem alten Hagestolz Holmes mächtig Beine machen – Louise Brealey als Molly und die verführerische Lara Pulver als Irene Adler. Sie sind ihm treu ergeben oder tanzen ihm auf der Nase herum.

Für Weihnachten ist ein Special mit dem echten Sherlock, also Cumberbatch, geplant. Der Start zur vierten Staffel wird sich allerdings noch lange hinziehen.

Das könnte Sie auch interessieren