29.04.2024 Arzt-Kolumne

PCO-Syndrom: Hormone außer Kontrolle

Von Dr. Katrin Lossagk
Dr. Katrin Lossagk ist Ärztliche Leiterin bei Lipocura in der Münchner Klinik mednord und der Kölner Beethoven-Klinik. Die Fachärztin für plastische und ästhetische Chirurgie spezialisierte sich bereits 2014 auf die Behandlung von Lipödemen.
Dr. Katrin Lossagk ist Ärztliche Leiterin bei Lipocura in der Münchner Klinik mednord und der Kölner Beethoven-Klinik. Die Fachärztin für plastische und ästhetische Chirurgie spezialisierte sich bereits 2014 auf die Behandlung von Lipödemen. Fotoquelle:  Lipocura

„Ich kann wahrscheinlich niemals Kinder bekommen, weil ich das PCO-Syndrom habe“, berichtete mir vor einiger Zeit eine 23-jährige Patientin verzweifelt. Eigentlich wegen einer Fettverteilungsstörung (Lipödem) in meiner Praxis in Behandlung, erklärte mir die junge Akademikerin im Anamnese-Gespräch, dass bei ihr kürzlich das Polyzystische Ovarialsyndrom, kurz PCO-Syndrom, diagnostiziert worden sei. Dabei handelt es sich um die häufigste Hormonstörung bei Frauen im gebärfähigen Alter. Betroffen sind fünf bis zehn Prozent. Durch eine gestörte Eizellreifung kommt es bei ihnen häufig zu einem erschwerten Schwangerschaftseintritt. Der Grund dafür sind unregelmäßige Eisprünge.

Eine Vermännlichung, unter anderem durch Bartwuchs und eine maskuline Körperstatur, sowie Haarausfall sind weitere sehr häufige Symptome des PCO-Syndroms. Zudem kommt es oft zu Übergewicht durch eine begleitende Insulinresistenz. Diese diagnostizieren wir auch gehäuft bei Lipödem-Betroffenen. So war es auch im Fall der erwähnten Patientin. Ich empfahl ihr deshalb eine Behandlung mit dem blutzuckersenkenden Wirkstoff Metformin. Schlägt diese Therapie an, so kommt es nicht nur zu einer Gewichtsreduktion, sondern auch zu einem zuverlässigen Zyklus.

Darüber hinaus gibt es im Kinderwunschzentrum ein Hormonpräparat, das dank des „Anschubsens“ der Eizellen mit einer milden Stimulation einen regelhaften Eisprung gewährleistet und so eine natürliche Befruchtung ermöglicht – ein Aspekt, den meine Patientin verständlicherweise mit Freude zur Kenntnis nahm.

Bei PCO-Patientinnen, die sich keine Kinder wünschen, aber unter den beschriebenen Symptomen wie Haarausfall, männlichem Haarwuchs und Zyklusstörungen leiden, kann die Einnahme der Pille – gegebenenfalls mit antiandrogenem Gestagen als Therapie – hilfreich sein. Wird gleichzeitig, wie im Fall der jungen Frau in meiner Sprechstunde, ein Lipödem diagnostiziert, ist eine enge Absprache zwischen Gynäkologen und Lipödem-Spezialisten sinnvoll. So lässt sich gegebenenfalls ein erneuter Schub des Lipödems durch Hormongabe verhindern oder ist abzuwägen.

Das Lipödem sollte man immer frühzeitig behandeln und am besten durch eine Liposuktion, also eine Fettabsaugung, entfernen. Dadurch wird die Haut nicht über Jahre gedehnt und das ästhetische Ergebnis nach einer Operation ist deutlich besser. Zudem vermeidet man auch Folgeerkrankungen wie Kniegelenkverschleiß durch die Beinachsenfehlstellung.

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