Wir bleiben Freunde
23.05.2021 • 20:15 - 21:45 Uhr
Fernsehfilm, Komödie
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Originaltitel
Wir bleiben Freunde
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2021
Fernsehfilm, Komödie

Später Rosenkrieg mit viel Charme

Von Wilfried Geldner

Sieben Jahre leben sie bereits getrennt, der erfolgreiche Ex-Zahnarzt Volker Heitmann (Henry Hübchen) und seine "bessere Hälfte" Dorothee, genannt Doro (Ulrike Kriener). Dann kehrt Volker nach einem Fahrradunfall mit Arm- und Beinbruch – um barmherzige Aufnahme bittend – ins Haus zurück.

"Wir bleiben Freunde" ist ein Solitär unter den ZDF-"Herzkino"-Filmen. Henry Hübchen und Ulrike Kriener zelebrieren unter der Regie von Hansjörg Thurn einen Rosenkrieg der sanften, jedoch explosiven Sorte.

Einst hatte Volker, der verrentete Zahnarzt, seine Frau Doro wegen einer anderen verlassen. Nun kehrt er, um Aufnahme bittend, zu Noch-Ehefrau Doro ins gemeinsame Haus zurück. Wie ein geschlagener Krieger sieht er aus, als sie ihn aus dem Krankenwagen wuchten, mit vergipstem Arm und Bein schrecklich unbeweglich. Die früheren Eheschlachten sind längst geschlagen, Doro ist frisch verliebt, ein gemeinsamer Urlaub mit ihrem neuen Freund Moritz steht bevor. Doch Doro willigt für die verbleibenden fünf Tage bis zum Urlaub in die Aufnahme des Verletzten ein. Doro kann nicht Nein sagen, zumal die erwachsene Tochter sie zuvor um die Aufnahme des Vaters gebeten hat. Fünf aufregende Tage stehen bevor – fünf Tage voller Slapstick, Zynismus und Traurigkeit.

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Ein Rest von Liebe ist im Spiel

Sehenswert, wie Henry Hübchen als Ex-Patriarch, den Hilflosen spielend, noch einmal von Haus und Ehefrau Besitz ergreift. Von Sanitätern im Krankenwagen herbeigeschafft nähert er sich auf Krücken hüpfend der gewohnten Couch. Sein rechter Arm ist "mehrfach vernagelt", da muss das Öffnen der Bierflasche zum Kunststück geraten. Nicht zu reden vom Toilettengang, bei dem irgendwann gar der neue Freund der Ex-Frau helfen muss. Ulrike Kriener hatte schon eine bittere Leichenmiene gemacht, als sie die erwachsene Tochter, selbst Mutter zweier Kinder, um die Aufnahme des Vaters bat. Mit einem kaum merklichen seitlichen Kopfnicken deutete sich ihre passive Zusage an.

Hübchen und Kriener schlagen aus der Banalität eines kaputten Ehelebens herrliche Funken. Man darf über Hübchens Besitz ergreifende Gips-Slapsticks staunen, aber auch über das versteinerte Gesicht der Kriener, der es ob all der Unverfrorenheit die Stimme verschlägt. Immer ist jedoch auch ein Rest von Liebe im Spiel, der das suspekte Treiben des um Zuneigung buhlenden Rekonvaleszenten doppelbödig und spannungsgeladen macht.

Henry Hübchen – ein Raubein mit Charme

Noch einmal setzt der Ex-Zahnarzt all seine Verführungskünste ein. Ein Raubein mit Charme ist da Henry Hübchen, wie man ihn kennt. Gegenüber Moritz, Doros neuer Liebe, gibt er gar den Platzhirsch in steter Steigerung. Dass das nicht zum bodenlosen Klischee gerät, ist allerdings auch Marcel Hensema zu verdanken, der aus dem neuen Geliebten einen genervt Leidenden macht. Überhaupt sind alle Nebenfiguren von der Autorin Gabriele Kreis (ARD-Märchen, "Tonio & Julia") gut gewählt. Am schwulen Sohn Paul (Marius Borghoff), der sich dem Zahnarztberuf verweigert, beißt sich Vater Volker die Zähne aus. Katinka, die Tochter (Brigitte Zeh), hat noch immer an die Liebe des Vaters zur eigenen Mutter geglaubt und wollte beharrlich das Familienglück zu retten. Volker versucht's zuletzt nochmal mit der gemeinsamen Erinnerung an alte Zeiten, nach dem Motto: "Es war nicht alles schlecht." Doch die Endabrechnung sieht anders aus. "Materialermüdung" nennt Doro diese tragikomische Geschichte einer Ehe, die mit viel Leichtigkeit und Augenzwinkern den schönen Scheidungsslogan "Wir bleiben Freunde" widerlegt.

Wir bleiben Freunde – So. 23.05. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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