19.02.2024 Arzt-Kolumne

Histaminunverträglichkeit: Wenn die Kiwi Durchfall macht

Von Dr. Melanie Ahaus
Dr. Melanie Ahaus 
ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin 
des Berufsverbandes der Kinder- und 
Jugendärzt*innen 
in Sachsen.
Dr. Melanie Ahaus ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzt*innen in Sachsen. Fotoquelle: privat

Eine Histaminunverträglichkeit ist bei manchen Menschen angeboren. Die Betroffenen können dann die in vielen Lebensmitteln enthaltenen Histamine nicht verstoffwechseln.

Kürzlich kam eine junge Mutter mit ihrer 18 Monate alten Tochter in meine Praxis. Das Kind sah ein wenig blass aus. Gefragt nach dem Grund ihres Besuchs in meiner Sprechstunde erklärte mir die Mutter: „Meine Tochter geht seit einigen Wochen in die Kita und hat jetzt immer wieder Durchfall. Es kann doch nicht sein, dass sie ständig Infekte hat.“ Sie habe ein wenig im Internet nach möglichen Ursachen gesucht und sei darauf gestoßen, dass Durchfall auch wegen Histaminen in Lebensmitteln auftreten könne. „Was meinen Sie dazu? Wäre das eine Erklärung?“ Das fragte mich die besorgte Mutter.

Tatsächlich sind so häufige Infektionen eher unwahrscheinlich. Vielmehr könnte es sein, dass das Kleinkind tatsächlich irgendein Lebensmittel nicht verträgt. Ich fragte die Mutter: „Hat sie denn irgendetwas gegessen, das sie bisher noch nicht kannte?“ Diese hatte sich gut auf unser Gespräch vorbereitet und zog eine Liste mit dem Speiseplan der Kita aus der Tasche. Beim darüberschauen entdeckte ich, dass es in letzter Zeit mehrmals Kiwi in der Kita gegeben hatte. „Eventuell reagiert Ihre Tochter empfindlich auf sogenannte Histamine, die es in Kiwis gibt“, erklärte ich der Mutter.

Eine Histaminunverträglichkeit ist bei manchen Menschen angeboren. Die Betroffenen können dann die in vielen Lebensmitteln enthaltenen Histamine nicht verstoffwechseln und bekommen Durchfall, oft auch Kopfschmerzen und Hautrötungen. Spezielle Tests können Hinweise auf die Unverträglichkeit geben. „Einfacher ist es jedoch, wenn ihre Tochter erst einmal die Kiwis und auch Erdbeeren weglässt. Vielleicht sehen wir dann schon bald, ob diese Früchte die ‚Übeltäter‘ waren, die den Durchfall verursacht haben“, schlug ich der Mutter vor.

Drei Wochen später kamen Mutter und Kind erneut in meine Praxis. Und siehe da: Ohne Kiwis und Erdbeeren hatte das Kleinkind keinen Durchfall mehr. „Anders als bei einer Allergie ist eine Sensibilisierungstherapie nicht möglich. Einzig der Verzicht auf die Früchte hilft“, erklärte ich der Mutter. Wir beschlossen deshalb gemeinsam, diese Früchte auch zukünftig aus dem Ernährungsplan des Kindes zu streichen.

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