13.10.2015 Gesundheit

Angespannt und ausgelaugt

Krise im Job: Berufliche Überforderung kann zu einem Burnout führen
Krise im Job: Berufliche Überforderung kann zu einem Burnout führen Fotoquelle: pfpgroup/Fotolia

Skispringer Sven Hannawald, Fußballtrainer Ralf Rangnick und Starkoch Tim Mälzer haben eine Gemeinsamkeit: Sie alle litten an einem Burnout und haben dies öffentlich gemacht.

Doch nicht nur Prominente oder Top-Manager, die unter enormem öffentlichen oder Erfolgsdruck stehen, sind betroffen.
Der chronische körperliche und emotionale Erschöpfungszustand zieht sich durch alle Berufsgruppen. Simone etwa war
Lehrerin mit Leib und Seele, aber jetzt fühlt sie sich ausgebrannt und tut nur noch das Notwendigste. Trotz aller guten Vorsätze verliert sie schnell ihre Motivation und Tatkraft, die sie für die Bewältigung ihrer Aufgaben braucht.

Simone ist ein Fall, den das Leibniz-Institut für Arbeitsforschung beschreibt und der verdeutlicht, wie schwer es ist, ein Burnout von einer Depression zu unterscheiden. Denn die Symptome sind ähnlich und Simone "fühlt" sich ausgebrannt. Doch das ist und bleibt eine subjektive Einschätzung.

Es gibt laut Leibniz-Forschern zwar einen Burnout-Fragebogen, anhand dessen der Grad der Erkrankung bestimmt wird, doch basiert dieser auf der Selbsteinschätzung der Betroffenen. Die Forscher haben deshalb mit der sogenannten Reaktionszeitforschung eine objektive Messmethode herangezogen. Mit ihr können sie zumindest feststellen, dass ein Burnout tatsächlich mit einer eingeschränkten Leistungsbereitschaft einhergeht.

Ein Burnout zu diagnostizieren, wird dennoch schwierig. Erwähnt wurde die Krankheit zwar schon in den 1960er-Jahren, doch sie ist bis heute kein offiziell anerkanntes Krankheitsbild. "Die Abgrenzung zur Depression ist wissenschaftlich nicht eindeutig", erklärte unlängst der Psychologe und Neurowissenschaftler Professor Dr. Martin Reuter während eines Kolloquiums der Daimler und Benz Stiftung. Dennoch zählt Reuter zu den Experten, die zwei unterschiedliche Erkrankungen
sehen. "Die Symptome wie Antriebsarmut oder Affektverflachung erinnern zwar an die einer Depression. Es handelt sich jedoch vielmehr um einen Zustand, der zu einer Depression führen kann", sagt er.

Burnout im Beruf

Dass ein Burnout, also ein Ausgebranntsein, wie man es übersetzen könnte, stets mit einer beruflichen Überlastung zusammenhängt, ist ebenfalls nicht bewiesen. Laut Reuter sehen Betroffene jedoch sehr oft einen Zusammenhang. Aber auch dies sei eine subjektive Einschätzung.

Dennoch deutet einiges darauf hin, dass gerade eine berufliche Überforderung mit einem Burnout zusammenhängt. So sind besonders Menschen in Industrieländern betroffen. Und der Psychiater und Psychotherapeut Hans Joachim Thimm sagte einst dem Ärzteblatt, dass Burnout häufig Folge einer Gratifikationskrise im Job sei, bei der es nicht allein um Geld gehe, sondern um Anerkennung und um einen sicheren Arbeitsplatz.

Thimm sieht drei Gruppen von Betroffenen: Menschen, die zu hohe Ansprüche an sich selbst stellen, Menschen, die ein unfaires Arbeitsverhältnis hinnehmen, und Menschen, die vom Job abhängig sind und deshalb zu unfairen Bedingungen arbeiten. Die Folge ist bei allen gleich: Sie verausgaben sich.

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