David Finchers Verfilmung des Bestsellers "Verblendung" ist ein düsterer, fesselnder Volltreffer. Daran haben Hauptdarsteller Daniel Craig und Hauptdarstellerin Rooney Mara enormen Anteil.
Wenn eine Geschichte stark genug ist, kann es ihr nicht schaden, ein zweites Mal verfilmt zu werden: Nur etwas mehr als zwei Jahre nach der ersten Adaption hat Hollywood-Regisseur David Fincher den Auftakt der "Millennium"-Trilogie des schwedischen Autors Stieg Larsson neu inszeniert. Fincher hatte für seine hervorragende Version des Thrillers "Verblendung" (2011), die Kabel Eins nun im Rahmen der Reihe "Die besten Filme aller Zeiten" wiederholt, ein größeres Budget zur Verfügung als die europäische Kopoduktion aus dem Jahr 2009. Und mit Hauptdarsteller Daniel Craig einen Weltstar als Zugpferd vor der Kamera.
Überzeugend agierte jedoch auch die Hauptdarstellerin, die sogar mit einer Oscar-Nominierung bedacht wurde. Rooney Mara wurde für ihre Rolle der Lisbeth Salander 2011 erstmals für einen Oscar nominiert. Auch 2015 ("Carol") zählte sie zu den Nominierten – beide Male ging Mara jedoch leer aus. Die 36-Jährige übernimmt in Kürze die Rolle einer echten Film-Ikone – im von Apple geplanten Biopic über Audrey Hepburn.
Im Zentrum von "Verblendung" steht der Enthüllungsjournalist Mikael Blomkvist (Craig). Er soll herausfinden, was vor vier Jahrzehnten mit der spurlos verschwundenen Nichte eines Industriellen geschah. Hilfe bekommt Blomkvist von Lisbeth Salander (Mara): einer begnadeten Hackerin und geschundenen Frau, die ihre Seelenqualen mit knallharter Punk-Attitüde wettmachen will.
Gemeinsam tauchen sie in ein Geflecht aus Verbrechen und Verleugnung ein, aus faschistischem Gedankengut und fundamental-christlichem Fanatismus. Blomkvist und Salander decken bei ihren Recherchen eine bestialische Mordserie auf. Die Familiengeschichte der Vangers steht exemplarisch für die Pervertierung einer opportunistischen Gesellschaft, die der immanenten Grausamkeit der Menschen nichts entgegensetzen kann.
Präzise inszeniert, mit exzellent komponierten Bildern und einer ökonomischen Erzählweise ist Finchers Film eine furiose, fesselnde Reise in das Herz der Finsternis. Seine Hauptfiguren sind greifbar, sie menscheln: Lisbeth hat sich eine schüchterne Naivität bewahrt, und der von Daniel Craig exzellent gespielte Blomkvist ist nicht so vollkommen, wie sich Stieg Larsson sein Alter Ego erträumte.
Verblendung – Mi. 16.02. – kabel eins: 20.15 Uhr