Dokus & Reportagen - Vom Glück, ein Frankfurter zu sein (2)

Info • So., 31.12. • 45 Min.
Frankfurt am Main macht an, haut um, stößt ab. Nirgends ist es so hässlich und zugleich so schön, so verdreckt und so blank poliert, so dörflich und so großstädtisch. Auf kleinstem Raum existieren Fachwerkhäuschen neben Wolkenkratzern, abgerissene Bettler neben beschlipsten Bankangestellten, Straßenkämpfer neben Spekulanten und 180 verschiedene Nationalitäten neben stoffelig knorzigen Frankfurtern. All dies hat auch noch Tradition. Die Filmautorin Simone Jung hat grandiose Bilder dieser Stadt versammelt. Sie mischt Heutiges mit überraschenden Funden aus Archiven und zeigt, wie die kleine Metropole über die Jahrzehnte unablässig ihr Gesicht wandelt. Vor siebzig Jahren war die Innenstadt nur Schutt und Asche. Wie sollte Frankfurt aus den Trümmern neu entstehen? Sollte das bisschen, was noch da war, erhalten werden? Oder baut man eine völlig neue Stadt auf? Eine schwere Aufgabe, aber auch eine ungeheure Chance zu gestalten. Simone Jung lässt Menschen erzählen, die diese Chance genutzt und ihr Frankfurt geprägt haben. Der ehemalige Stadtkämmerer Ernst Gerhardt erinnert sich noch gut an den Streit um die Restauration der Altstadt. Die meisten wollten nach vorn blicken – etwas ganz Neues, Modernes sollte entstehen. Als könnte man mit dem Abriss alter Häuser auch die lästige Vergangenheit loswerden. Erst die nächste Generation, darunter der heutige "Tigerpalast"-Direktor Johnny Klinke, revoltierte gegen Schweigen und Vergessen. Die Revolte wirkte nach – und rettete viele vom Abriss bedrohte Bürgerhäuser im Frankfurter Westend.