ARD History

Die Dokumentation "Kein Spiel - Kinderarbeit in Deutschland nach 1945" erz\xe4hlt von Kindern, die bis in die 1980er-Jahre hart arbeiten mussten. Und das, obwohl Kinderarbeit da offiziell schon l\xe4ngst verboten war.\x0a\x0aPuppen - f\xfcr die einen Kinder ein h\xfcbsches Spielzeug, f\xfcr Erika Roth vor allem Arbeit. Schon mit sechs Jahren muss sie nach der Schule der Mutter beim N\xe4hen von Puppenkleidern helfen. Heimarbeit von Kindern ist bis in die sp\xe4ten 1970er-Jahre im fr\xe4nkischen M\xf6nchr\xf6den Normalit\xe4t. Jeden Mittag gehen im Dorf die Fenster auf, die M\xfctter rufen ihre Kinder heim, zur Arbeit. Als ihre kleine Schwester geboren wird, muss sich Erika zus\xe4tzlich um diese k\xfcmmern. "Ich h\xe4tte lieber gespielt", sagt sie.\x0a\x0aVon t\xe4glicher Kinderarbeit kann auch August Meisinger aus dem Schwarzwald erz\xe4hlen. Als neunj\xe4hriger Bub wird er 1954 von der Mutter weggeschickt, von Neuenburg am Rhein auf einen Bauernhof im M\xfcnstertal. Dort muss der schm\xe4chtige Junge t\xe4glich 30 K\xfche auf weit abgelegenen Weiden h\xfcten. Ganz auf sich gestellt, ist er dabei vielen Gefahren ausgesetzt, immer in der Angst, nicht alle K\xfche wieder gesund zur\xfcck zum Hof zu bringen. Die Tiere sind seine einzigen Freunde in dieser Zeit voller Heimweh und harter Arbeit.\x0a\x0aErst 1960 wird Kinderarbeit im Westen Deutschlands offiziell verboten, die DDR dagegen spricht bereits mit ihrer Verfassung 1949 ein Verbot aus. Und doch kommt es auch dort zu Kinderarbeit, zum Beispiel in den Kinderheimen. Alexander M\xfcller aus Plauen in Sachsen muss schon als 13-J\xe4hriger in einem "Durchgangsheim" in Karl-Marx-Stadt arbeiten, mit 14 Jahren wird er schlie\xdflich "zwangsausgeschult" und muss im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau als Maschinenarbeiter jeden Tag die Norm erf\xfcllen. "Wir haben sogar f\xfcr den 'Klassenfeind' produziert, f\xfcr den Westen", meint Alexander M\xfcller. Erst mit der Wiedervereinigung findet die Kinderarbeit in den Heimen der ehemaligen DDR ein Ende.\x0a\x0aDabei sei Kinderarbeit nicht nur negativ zu bewerten, meint der Soziologe J\xfcrgen B\xf6nig. Wenn Kinder frei entscheiden d\xfcrften, wann und wie viel sie arbeiten m\xf6chten, k\xf6nne das ihr Selbstwertgef\xfchl st\xe4rken.\x0a\x0a"Kein Spiel - Kinderarbeit in Deutschland nach 1945" zeigt eindr\xfccklich ein bislang noch unbekanntes Kapitel der deutschen Geschichte, das bis heute in vielen Familien nachwirkt.