Reitsport – zwischen Lieben und Quälen - Reitsport – zwischen Lieben und Quälen
Info • Mo., 10.11. • 34 Min.
MDR: Reitsport – zwischen Lieben und Quälen - Reitsport – zwischen Lieben und Quälen
team.recherche ist das neue investigative Doku-Format der ARD. In der neuen exklusiven Recherche blicken Reporterinnen des MDR hinter die glänzende Fassade des Reitsports. Dorthin, wo Disziplin, Ehrgeiz und Tierwohl oft in Konflikt geraten. Dem Team ist es gelungen, Verstöße gegen Tierschutzrichtlinien, mangelnde Kontrollen und eine Kultur des Wegschauens aufzudecken.
Rund drei Millionen Menschen reiten in Deutschland und in keinem Sport ist die Mensch-Tier Beziehung so eng wie hier. Doch immer wieder erschütterten Skandale den internationalen Reitsport – vom Gerten-Eklat kurz vor den Olympischen Spielen in Paris bis zu den Enthüllungen rund um Helgstrand International. Während solche Fälle weltweit für Empörung sorgen, zeigt sich: Auch im deutschen Breitensport gibt es Schattenseiten. Auf Social Media kursieren Videos, die Tierquälerei zeigen und die Frage steht im Raum: Wie steht es wirklich um das Wohl der Tiere auf deutschen Turnierplätzen?
Das team.recherche des MDR begleitet eine Tierärztin und Aktivistin, die undercover auf Reitturnieren filmt und Missstände offen anspricht. Ihre Aufnahmen zeigen Pferde, die minutenlang in der sogenannten Rollkur geritten werden. Einer Trainingsmethode, die als tierschutzwidrig gilt und trotzdem geduldet wird. Dabei erlebt sie, wie ihr Engagement auf Widerstand stößt und sie angefeindet wird. Wie sensibel das Thema in der Szene ist, bekommt auch team.recherche selbst zu spüren: Während eines offiziellen Drehs auf einem Turnier wird versucht, Einfluss auf die Berichterstattung zu nehmen.
Auch dort, wo Verantwortliche eigentlich eingreifen müssten, passiert oft nichts: Eigene Regeln werden ignoriert oder nicht ernst genommen. Richter sollen Verstöße zwar ahnden, doch häufig fehlen Kontrollen oder Konsequenzen. Eine renommierte Ausbilderin warnt: Wenn Regelverstöße nicht konsequent geahndet werden, schauen junge Reiterinnen und Reiter von den Falschen ab. Das gefährde nicht nur das Tierwohl, sondern auch die Glaubwürdigkeit des gesamten Sports.
Und im Turniersport geht es auch um viel Geld: das Team begleitet einen Berufsreiter, der Springpferde für andere Leute ausbildet - Tiere, die teils im sechsstelligen Bereich gehandelt werden. Die deutsche Pferdebranche setzt jährlich rund sieben Milliarden Euro um. Vor allem im Profisport wird ein Bild von Glanz und Erfolg vermittelt, dem viele junge Nachwuchsreiterinnen nacheifern.
Das zeigt auch die Geschichte einer ehemaligen erfolgreichen Dressurkaderreiterin aus Österreich. Als junge Frau träumte sie von Olympia und orientierte sich an den Größen des Spitzensports. Trainingsmethoden wie die Rollkur übernahm sie damals unkritisch von den Profis und tut heute, was viele in der Szene scheuen: Sie spricht offen über ihr eigenes Fehlverhalten gegenüber dem Pferd, das sie über alles liebte. Heute setzt sie sich für einen achtsameren, respektvollen Umgang mit Tieren ein und zeigt, dass echte Größe im Reitsport nicht aus Kontrolle, sondern aus Einsicht entsteht.