In dieser Wohnung hat jedes Zimmer einen anderen Besitzer. Obwohl sie gemeinsam in einer Wohnung leben, war keiner je im Zimmer des anderen. Stellen Sie sich vor, Sie müssten mit Ihrer Familie in einem einzigen Zimmer wohnen und sich Küche, Bad und Telefon mit bis zu zwei Dutzend weiteren Personen teilen. Zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Films Mitte der 2000-Nuller-Jahre war das in St. Petersburg nichts Ungewöhnliches. Die sogenannten Kommunalkas lebten als Relikt der sowjetischen Zeit fort. Damals hatte der Sowjetstaat den Wohnraummangel gemildert, indem einst großzügige Wohnungen in Gemeinschaftsunterkünfte aufgeteilt wurden. Nach dem Ende der Sowjetunion schenkte der Staat den Bürgern den Raum, den sie gerade bewohnten. Oft war dies ein Zimmer für eine ganze Familie. Küche, Toilette und - so vorhanden - das Bad wurden von allen Bewohnern einer solchen Wohnung gemeinsam genutzt. Ungeübt im Umgang mit Besitz, aber jahrzehntelang trainiert im Ergattern staatlicher Zuteilungen, setzt das Ausloten eines angemessenen Marktwertes für die einzelnen Zimmer dieser Wohnung eine Dynamik in Gang, die das Verhältnis aller Beteiligten noch ein letztes Mal auf die Probe stellt. Nun geht es nicht mehr darum, wer wie lange morgens das Bad blockiert oder die Küche mit besonders strengen Essensdüften verpestet. Jetzt, da sich ihre Wege unwiderruflich trennen, will jeder das Optimale für sich herausholen und scheut dabei vor nichts zurück. Denn entweder es ziehen alle aus, oder keiner! Diese Suche nach immer neuen Lösungsansätzen entwirrt der Film, indem er jedem Erzählstrang geduldig nachgeht. Anstatt seine Protagonisten moralisierend zu verzerren - hier die profitgierigen Makler, dort die ohnmächtigen Bewohner der Kommunalwohnung -, bleibt er ihnen dicht auf den Fersen und zeigt sie im Kontext einer Bewegung, die die einstigen Nachbarn in alle Himmelsrichtungen auseinander führt. Weil sich pereSTROIKA gerade auf die Details des existenziellen Kampfs seiner Protagonisten um ein neues Zuhause einlässt, entwirft der Film ein Bild davon, wie sich freie Marktwirtschaft in Russland anfühlte, als dieser Film Mitte der 2000er-Jahre, in den frühen Jahren der Putin-Ära, gedreht wurde.
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