Schwarze Komödien: Wenn das Lachen im Halse steckenzubleiben droht

21.11.2024
von TB
Monty Pythons - Das Leben des Brian.
Monty Pythons - Das Leben des Brian.  Fotoquelle: picture alliance/United Archives

Falls es eine Königsklasse im Komödiengenre gibt, so handelt es sich wohl um die schwarze Komödie. Schließlich hat diese die äußerst schwierige Aufgabe, ernsten und düsteren Themen durch schwarzen Humor eine launige Seite abzugewinnen. Oft stehen dabei Themenkomplexe wie Gewalt, Krieg, Religion, soziale Isolation oder Tod im Vordergrund. Diesen allen gemein ist, dass es hier auf den ersten Blick wenig zu lachen gibt. Dementsprechend sind schwarze Komödien häufig eine Gratwanderung.

Bei kaum einem Subgenre spielt der persönliche Geschmack wahrscheinlich eine so große Rolle: Was einige als genial feiern, empfinden andere einfach nur als unpassend oder sogar abstoßend. Dabei können etliche schwarze Komödien mehr als nur zu unterhalten. Sie entfalten bei der Betrachtung auch eine befreiende Wirkung, machen Schlimmes erträglicher und können sogar zum Nachdenken anregen. Das gelingt gleich mehreren der besten Filme und Serien in diesem Bereich.

Schwarze Komödien: Die besten Filme und Serien im Überblick

Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben (1964)

Während der heißen Phase des Kalten Kriegs – erst 1962 stand die Welt während der Kubakrise kurz vor dem Dritten Weltkrieg – veröffentlichte Regielegende Stanley Kubrick diese schwarze Komödie. Sie handelt von den Bemühungen des von einer Verschwörungserzählung besessenen US-Generals Jack D. Ripper, einen Atomkrieg auszulösen. Die ganze Handlung ist aber so herrlich überzeichnet und voller cleverer Ironie sowie satirischer Spitzen, dass das Publikum Militarismus und Kriegstreiberei auslachen kann. Ein Humorgarant ist dabei der als ungeschickter Inspektor Clouseau zu Weltruhm gelangte Peter Sellers in einer Dreifachrolle. Beim – vom ironisch eingesetzten Kriegsschlager „We’ll Meet Again“ untermalten – Finale dürfte jedoch einigen das Lachen vergehen.

Pulp Fiction (1994)

Der Preis für die wahrscheinlich coolste schwarze Komödie geht an Quentin Tarantino. Sein Opus magnum ist voller Gewalt. Die reicht von der Vergewaltigung bis zum eiskalten Mord. Doch diese ist oft satirisch überzogen. Zudem dient der lakonische Humor immer wieder als Filter. So können wir auch dann lachen, wenn eine Bodenwelle dafür sorgt, dass ein Informant im fahrenden Auto versehentlich eine Kugel in den Kopf geschossen bekommt. Der Film ist in den besten Szenen einfach so wie das Leben: voller Absurditäten, Ungereimtheiten und Zufälle – nur eben schwarzhumorig zugespitzt.

Fargo (2014 bis 2024)

Schwarze Komödien gibt es natürlich auch im Serienbereich. Eine der Top-Reihen dürfte „Fargo“ sein, die auf dem gleichnamigen – und ebenfalls hervorragenden – Film von Ethan und Joel Coen basiert. Die von Noah Hawley erdachte Serie orientiert sich an der Tonalität und dem makabren Humor der Vorlage, ist aber vielschichtiger. Das liegt daran, dass sich jede der bestenfalls lose verbundenen fünf Staffeln wie eine eigene Miniserie anfühlt. Dabei bietet sie jedoch mehr als „nur“ skurrile Charaktere und absurde Gewalt, sondern diskutiert auch immer wieder clever moralische Fragestellungen. „Jesses!“

Parasite (2019)

Spätestens seit dem Gewinn von vier „Oscars“ im Jahr 2020 ist der südkoreanische Film von Bong Joon-ho kein Geheimtipp mehr. Er handelt von der in ärmlichen Verhältnissen lebenden Familie Kim, die durch allerlei Lügen und Tricks ihre Lebenssituation verbessert und eine wohlhabende Familie infiltriert. Das beginnt relativ harmlos, eskaliert aber schließlich. Der vielschichtige Film ist voller komischer, grotesker und überraschender Ideen, die für Lacher sorgen, bei denen jedoch teilweise das Lachen im Halse steckenzubleiben droht. Gleichzeitig gibt es auch ernsthafte Kritik an Lebens- und Arbeitsverhältnissen, die sich längst nicht nur auf die Situation in Südkorea beziehen lässt. Wer ist hier der Parasit?

The Boys (seit 2019)

Superheldenstoffe genießen nach einer wahren Flut von – nicht zwingend geglückten – Filmen und Serien in den letzten Jahren nicht immer den besten Ruf. Doch diese auf einem Comic von Garth Ennis basierende Serie ist anders als ein Großteil der Konkurrenz. Denn sie zeigt in bislang vier Staffeln das Superheldendasein als dreckiges Business, das ein mächtiger Konzern lenkt. Hier geht es weniger darum, Menschen zu retten, sondern das zu tun, was gut für das Geschäft ist – und dabei sind bitterböse inszenierte Kollateralschäden einkalkuliert. Den gesellschaftskritischen Blick auf vermeintliche Übermenschen würzen die Macher zudem mit mehr als nur einer Prise Gewalt.

Kaos (2024)

Eine Falte auf der Stirn des allmächtigen Zeus (Jeff Goldblum) sorgt für große Sorge im Olymp. Ist das das erste Anzeichen, dass sich bald die Machtverhältnisse ändern? Der Gott der Unterwelt scheint langsam aber sicher die Kontrolle über sein Reich zu verlieren und Götterkönigin Hera (Janet McTeer) kümmert sich um ihre Angelegenheiten. Und dann wird es noch schlimmer für Zeus: Die Normalsterblichen Riddy (Aurora Perrineau), Orpheus (Killian Scott), Caneus (Misia Butler) und Ari (Leila Farzad) beschließen, die Götter zu Fall zu bringen.

Das Leben des Brian (1979)

„And Now for Something Completely Different“. Wie gut die Truppe Monty Python absurd-surreale Komödien kreieren kann, bewies sie 1975 mit „Die Ritter der Kokosnuss“. Bereits hier fand sich eine kräftige Portion schwarzer Humor. Doch vier Jahre später treiben die Pythons diesen auf die Spitze. „Das Leben des Brian“ setzt sich mit Tod, religiösem Fanatismus sowie politischer Repression auseinander und lässt uns dennoch befreiend auflachen. Unvergessen bleibt dabei die Abschlussszene, in der die Kreuzigung und das Sterben für eine humorvolle Reflexion über das Leben und den Tod dienen. Was bleibt uns angesichts zahlreicher bedrückender Ereignisse übrig? „Always Look on the Bright Side of Life!“