Russland um 1905, am Vorabend der ersten russischen Revolution: Aufgrund antisemitischer Anfeindungen verlässt die junge Jüdin Hanne-Liebe ihr Heimatdorf und reist zu ihrem Bruder Jakow nach Sankt Petersburg. Da er zum Christentum konvertiert ist, kann er als Anwalt praktizieren. Die Ankunft seiner Schwester führt zu einem tiefen Konflikt mit seiner Frau und mit dem arrivierten russischen Bürgertum, vor dem er seine jüdische Herkunft verleugnen muss ...
Der dänische Regisseur Carl Theodor Dreyer (1889-1968) gilt seit seinem Stummfilm "Die Passion der Jungfrau von Orleans" (1928) als einer der bedeutendsten Filmemacher überhaupt. Dreyer verarbeitete für sein authentisches Drama, das er in Groß Lichterfelde Ost in der Nähe von Berlin drehte, den gleichnamigen Roman des dänischen Schriftstellers Aage Madelung (1872-1949), der die Eindrücke, die er auf vielen Russland-Reisen gewann, sehr realistisch wiedergibt. Zur hohen Authentizität trägt auch die Besetzung mit seinerzeit prominenten Schauspielern aus Russland bei. Eindrucksvoll zeigt Dreyer nicht nur das ländliche, orthodoxe Russland mit seinem tief sitzenden Antisemitismus, sondern auch die revolutionär gestimmte Jugend und das aufgeklärte Bürgertum, dessen Emanzipation mit einer starken Identitätskrise einhergeht. 2006 vom Dänischen Filminstitut rekonstruiert, wird hier die erstklassig restaurierte (Digital-)Fassung gezeigt.
Foto: ZDF/Dänisches Filminstitut