Zwischen Gary (Steve Carell) und Faith (Rose Byrne) knallt es immer wieder. Gleichzeitig liegt aber auch eine seltsame erotische Spannung in der Luft.
Die tiefe Spaltung der USA ist eines der zentralen Themen in Jon Stewarts Politsatire "Irresistible - Unwiderstehlich".

Irresistible - Unwiderstehlich

KINOSTART: 06.08.2020 • Komödie • USA (2020) • 102 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Irresistible
Produktionsdatum
2020
Produktionsland
USA
Einspielergebnis
177.418 USD
Laufzeit
102 Minuten

Filmkritik

Tiefe Gräben
Von Christopher Diekhaus

Den Riss, der durch die politischen Lager in den USA geht, nimmt Comedy-Experte Jon Stewart als Aufhänger für eine satirische Geschichte mit Höhen und Tiefen. Steve Carell will in "Irresistible – Unwiderstehlich" als zynischer Wahlkampfstratege die Landbevölkerung wieder von den Demokraten überzeugen.

In Adam McKays ebenso schwungvoller wie gewitzter Dick-Cheney-Biografie "Vice – Der zweite Mann" aus dem Jahr 2018 verkörperte Steve Carell den republikanischen Politiker Donald Rumsfeld, der unter George W. Bush als Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten fungierte. Für Comedy-Experte Jon Stewart, seines Zeichens Ex-Moderator der Satiresendung "The Daily Show", wechselt der US-Darsteller nun die Seiten: In "Irresistible – Unwiderstehlich" spielt er den fiktiven Demokraten Gary Zimmer, der nach Donald Trumps Wahlsieg dafür sorgen will, dass seine eigene Partei bei der Bevölkerung im Herzen des Landes wieder attraktiver wird.

Aufhänger für das neue Projekt des zynischen Strategen ist ein viral gegangenes Video, in dem der pensionierte Colonel Jack Hastings (Chris Cooper) während einer Stadtratssitzung die Rechte der Migranten verteidigt, die in seinem Wohnort Deerlaken leben. Der vermeintliche Vorzeigekonservative scheint wie gemacht, um ihn für die kommende Bürgermeisterwahl als Kandidaten der Demokraten aufzubauen. Kurzerhand begibt sich Zimmer höchstpersönlich in die Provinz und schafft es tatsächlich, den anfangs widerwilligen Witwer von seinem Vorschlag zu überzeugen. Dummerweise betritt kurz darauf jedoch Garys republikanische Widersacherin Faith Brewster (Rose Byrne) die Bühne, um den abermaligen Sieg des amtierenden Stadtoberhauptes zu sichern.

Ein Experte aus der Machtzentrale, der herablassend auf die einfachen Leute blickt, schlägt seine Zelte im Hinterland auf; und ein Ruheständler, dem eine politische Karriere fernliegt, soll plötzlich zum neuen demokratischen Hoffnungsträger werden: Jon Stewart, der auch das Drehbuch verfasste, entwirft in seiner zweiten Regiearbeit im doppelten Sinne ein sogenanntes Fish-out-of-Water-Szenario. Zimmer und Hastings finden sich in Situationen wieder, die ihnen komplett fremd sind. Und einen Teil seiner Komik bezieht der Film gerade aus dem Aufeinanderprallen der grundverschiedenen Welten.

"Irresistible – Unwiderstehlich" will dem Publikum die tiefen Gräben vor Augen führen, die sich durch das politische System der USA und durch die Bevölkerung des Landes ziehen. Dafür schüttelt der Regisseur einige durchaus gelungene Einfälle aus dem Ärmel, bei denen einem das Lachen manchmal im Halse stecken bleibt. Fehlender Respekt, platte Propaganda, aufpeitschende Medienberichte, das wirtschaftliche Sterben ganzer Regionen und die unheilvolle Macht, die das große Geld im US-Wahlkampf spielt – Stewart schneidet viele spannende Aspekte an. Am Ende schafft er es aber nicht, sie zu einer scharfsichtigen, durchgehend bissigen Bestandsaufnahme zu verbinden.

Äußerst witzige Ideen stehen neben brachialen Dialogduellen und eher simpel gestrickter Situationskomik. Die unflätigen Beleidigungen, die sich Gary und seine erbitterte Kontrahentin Faith an den Kopf werfen, sollen zweifelsohne die mit Donald Trump salonfähig gewordene Enthemmung in der politischen Sprache spiegeln. Auf Dauer sind die von den Darstellern mit Verve vorgebrachten Tiraden aber vor allem eins: ermüdend.

Die Wendung, die "Irresistible – Unwiderstehlich" im letzten Drittel nimmt, zeigt, dass Jon Stewart die Nöte und die Sorgen der zunehmend von Washington entfremdeten Landbevölkerung ernst nehmen will. Gleichzeitig versäumt er es allerdings, einige der Bewohner der erfundenen Kleinstadt Deerlaken zu vollwertigen Charakteren zu entwickeln. Jacks Tochter Diana (Mackenzie Davis) beispielsweise hätte eine spannende Figur abgeben können, bleibt zumeist jedoch auf die Rolle einer Funktionsträgerin beschränkt. Gerade weil der Film Hastings und Co. zu wenig Beachtung schenkt, fühlt sich der Handlungsschlenker gegen Ende arg abrupt an.

Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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